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Rohstoffe: Wer die Zeche zahlt

Hohe Preise treiben die Rohstoffsuche auch hierzulande an. Doch ohne Import geht es nicht.

Die Jagd nach Bodenschätzen beginnt in der Luft. So konnten die Bürger der Kleinstadt Geyer in Sachsen dieser Tage ein ungewöhnliches Flugobjekt beobachten: An einem Hubschrauber war ein 30 Meter langes Stahlseil eingeklinkt, an dessen Ende eine Art Torpedo hing, rund acht Meter lang. Es war eine Sonde, die elektromagnetische Wellen zu Boden schickt: Aus der so gemessenen Leitfähigkeit des Gesteins erhoffen sich Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Erkenntnisse über dort vermutete Vorkommen von Zinn, Wolfram, Zink und Indium.

Dass die BGR dort ihre Kreise zieht und nicht etwa in der Schorfheide, verdankt sie Geologen der DDR. Da der Staat mangels Devisen kaum Zugang zu den internationalen Rohstoffmärkten hatte, gab es überall Probebohrungen in der Hoffnung, auf Metallerze oder Energierohstoffe zu stoßen. Schon bei kleinen Funden wurden Stollen in die Berge getrieben. Nach der Wende machten fast alle Bergwerke dicht, da die Zechen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nicht zu betreiben waren. Im Westen begann derweil das Sterben jener Kohlezechen, die auch nur dank üppiger Subventionen existierten.

Der Osten Deutschlands gilt heute als eine der am besten kartografierten Regionen der Welt. Der Umstand lockt Firmen aus den USA, Kanada und sogar Bolivien nach Deutschland, um hier Schürfrechte zu erwerben. Der Rush begann um 2008, als die Preise etwa für Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel, Zinn, Zink aber auch Rohöl auf den Weltmärkten historische Höchststände erreichten. Da lohnte es sich plötzlich, einst in der DDR festgestellte, aber nie ausgebeutete Vorkommen zu heben. Mit Ausbruch der Weltfinanzkrise 2009 kollabierten die Preise, haben sich seither aber wieder gut erholt.

Trotz allem: Deutschland als eines der größten Industrieländer kann nicht einmal ein Viertel seines Rohstoffbedarfs decken: 2011 (jüngere belastbare Zahlen gibt es nicht) wurden Rohstoffe im Wert von 140 Milliarden Euro importiert – vor allem Öl und Gas aus Russland, Norwegen und Großbritannien. Hierzulande wurden lediglich Stoffe im Wert von 21 Milliarden gefördert und zwölf Milliarden durch Recycling gewonnen. 2012, teilte die BGR jetzt mit, dürften die Importe noch einmal kräftig gestiegen sein. Die Bundesanstalt warnt Industrie und Mittelstand bereits vor Versorgungslücken und rät dringend, im Ausland nach verlässlichen Lieferanten zu suchen.

Kevin P. Hoffmann

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