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Nackte Panik weltweit: Die Schuldenkrise in den USA und Europa drückt auf die Finanzmärkte.
© dapd

Finanzmarkt: Weltweiter Kurseinbruch

Weltweit sacken die Börsen in den Keller. Der DAX verliert seit sieben Tage nacheinander an Boden. Börsianer sehen naturgemäß die Politik in der Schuld.

Nach einem kurzen Zwischenhoch haben die Börsianer den deutschen Aktienindex Dax auf eine weitere dramatische Talfahrt geschickt: Am Donnerstag stürzte der Leitindex bis zum Handelsschluss um 3,4 Prozent 6414 Punkte. Damit ist der Dax unter das Mitte März erreichte Jahrestief von 6483 Zählern gesunken. Es war der siebte verlustreiche Handelstag in Folge. Seit Beginn des Absturzes hat der Dax fast 850 Punkte oder elf Prozent seines Werts verloren. Bei 6391 Punkten notierte er am Donnerstag zeitweise auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Oktober 2010. Kursaufschläge gab es am Donnerstag vorübergehend nur für Adidas, Beiersdorf und die Telekom, die Zwischenbilanzen vorlegten. Am Ende notierten auch diese drei im Minus. Der M-Dax verlor 4,9 Prozent auf 9239 Punkte, der Tec-Dax in gleichem Umfang auf 724 Punkte.

Zunächst hatte ein Eingriff Japans in die heimische Währung für gute Stimmung an den internationalen Finanzmärkten gesorgt. Auch die Renditen der italienischen Staatsanleihe sanken leicht. Die japanische Notenbank hatte Yen-Verkäufe in großem Stil angekündigt, um den Kurs der heimischen Währung zu drücken. Die Exportwirtschaft des Landes leidet unter der Yen-Stärke gegenüber dem Dollar. Spanien gelang trotz der jüngsten Finanzmarkt-Verwerfungen eine vergleichsweise erfolgreiche Auktion bei seinen Staatsanleihen.

Doch die Stimmung kippte weltweit. Nach den Verlusten an der Wall Street und in Europa gingen am Freitag auch die Börsen in Asien auf Talfahrt. Gegen 13:00 Uhr Ortszeit hat der Tokioer Leitindex Nikkei rund 3,6 Prozent verloren. Ähnlich wurden auch die Börsen in Hongkong, Shanghai, Soul, Bangok, und Australien von der Druckwelle erfasst und mussten schwere Verluste hinnehmen.

Weltweit trieb das schwindende Vertrauen in das Krisenmanagement von Politik und Notenbanken weitere Anleger aus dem Aktienmarkt. „Alle wissen, dass viele Staaten über ihre Verhältnisse gelebt haben, aber niemand hat eine Lösung, wie das Problem in den Griff zu bekommen ist“, sagte ein Börsianer. Daran änderten auch Rettungsschirme und Anleihekäufe nichts. „Denn damit ist die Krise noch lange nicht überwunden.“

Am Nachmittag stellte die EZB den Kauf weiterer Staatsanleihen von Euro-Krisenstaaten in Aussicht. Die EZB hatte in der Krise um ausufernde Staatsschulden massenhaft Staatspapiere gekauft. Der Leitzins blieb unverändert bei 1,5 Prozent. Volkswirte rechnen aber damit, dass der wichtigste Zins zur Versorgung der Geschäftsbanken im Euro-Raum mit Zentralbankgeld bis zum Jahresende noch einmal erhöht wird. „Das ist Gift für den Markt“, betonte ein Aktienhändler. „Denn das letzte, was sich die Euro-Zone in der aktuellen Wirtschaftslage leisten kann, sind Zinserhöhungen. Auf der anderen Seite ist es die einzige Möglichkeit, die Inflation in den Griff zu bekommen.“ (mit dpa)

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