Auch vier Dax-Konzerne sind dabei: Welche Firmen die größten Kapitalvernichter sind
Ob Air Berlin oder Deutsche Bank: Viele Aktionäre haben im letzten Jahr daneben gegriffen. Welche Konzerne die größten Kapitalvernichter sind. Und wie Anleger sich schützen.
Immer weniger Fluggäste, immer neue Rettungspläne. Die Aktionäre von Air Berlin haben in den letzten Jahren viel mitgemacht. Gerade einmal 55 Cent sind ihre Anteilsscheine heute wert – beim Börsengang 2006 zahlte man für die Papiere noch 12 Euro. Allein im vergangenen Jahr haben die Aktien von Air Berlin erneut ein Drittel ihres Wertes verloren – womit die Berliner Airline auf Platz fünf der größten Kapitalvernichter unter den deutschen börsennotierten Unternehmen landet.
Seit über 15 Jahren erstellt die Deutsche Schutzvereinigung (DSW) diese Liste, die zeigt, bei welchen Konzernen Anleger am meisten Geld verbrennen. Air Berlin ist unter den Top-50 der Kapitalvernichter schon lange vertreten, ist dabei aber im negativen Sinn zuletzt immer weiter aufgestiegen. Noch 2015 stand die Airline auf Platz 15 – nun also Platz fünf. Ein schwacher Trost: Den Air-Berlin-Aktionären ergeht es immerhin besser als den Anteilseignern des Maschinenbauers Singulus Technologies. Er steht schon seit Jahren an der Spitze der Kapitalvernichter. 2016 mussten seine Aktionäre wieder einen Verlust von 90 Prozent hinnehmen.
Dabei sind es längst nicht nur kleine und mittlere Unternehmen, die so schlecht abschneiden. Unter den 50 größten Kapitalvernichtern befinden sich auch vier Dax-Konzerne: die Deutsche Bank, die Commerzbank, Eon und RWE. Die Energiekonzerne leiden unter den Folgen der Energiewende, die Banken unter den niedrigen Zinsen und den Nachwirkungen der Finanzkrise.
Dabei wollen die Aktionärsschützer die Investition in Aktien mit ihrer Liste nicht verteufeln. Ebenso wenig raten sie dazu, die Aktien, die auf ihrer Negativliste auftauchen, sofort zu verkaufen. Vielmehr wollen sie ein „Warnsignal“ senden. Schließlich zeigt die Liste der Kapitalvernichter, wie viel Pech Anteilseigner selbst beim Kauf von Papieren großer, bekannter Konzerne haben können. Und wie wichtig es ist, das Risiko zu streuen.
"Wer Adidas-Aktien im Depot hat, trinkt derzeit Champagner"
Denn wer im letzten Jahr breit in Aktien aus dem Dax investiert hat, kann sich durchaus freuen: Um sieben Prozent hat der Leitindex 2016 zugelegt. So wie es viele Ausreißer nach unten gibt, gibt es schließlich auch die Überflieger unter den Aktienkonzernen: Zu denen gehört derzeit etwa der Sportartikelhändler Adidas. Der Kurs seiner Anteilsscheine hat im letzten Jahr um 67 Prozent zugelegt. „Wenn man Adidas im Depot hat, trinkt man derzeit nur noch Champagner“, sagt Marc Tüngler von der DSW.
Das dürfte in Deutschland aktuell aber auf die wenigsten Anleger zutreffen. Zum einen besitzt nur ein Bruchteil der Bundesbürger überhaupt Aktien. Und selbst diejenigen, die Anteilsscheine im Depot haben, gehören nicht unbedingt zu den Gewinnern. „Auch gut informierte Anleger treffen oft fragwürdige Entscheidungen“, heißt es bei der Stiftung Warentest. Sie hat gerade in einer Studie die Depots von 40 000 Direktbankkunden untersuchen lassen: Zigtausende Kleinanleger haben sich demnach zwischen 2005 und 2015 mehr als fünf Prozent Rendite im Jahr entgehen lassen. Der Grund: Anfängerfehler. „Viele Depotbesitzer lassen sich von der Aussicht auf schnelle Gewinne in spekulative Aktien und Modetrends locken“, schreiben die Warentester.
Noch dazu würden viele nicht breit genug investieren. Wer etwa Einzelaktien kauft, sollte laut Empfehlung der Experten mindestens Wertpapiere von 30 Firmen aus diversen Branchen im Depot haben. In der Untersuchung kamen die Anleger im Schnitt aber nur auf 12 Wertpapiere. Wem das Aussuchen einzelner Aktien zu umständlich ist, dem raten die Warentester einen börsennotierten Indexfonds (ETF) zu kaufen, der den Weltaktienindex MSCI World nachbildet. Das sei dann eine „vorbildliche Streuung“. Und man muss keine Angst haben, dass die Konzerne, dessen Aktien man besitzt, auf der Liste der größten Kapitalvernichter auftauchen.