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Ein Bild der Verwüstung. Durch den Wirbelsturm Sandy kamen in den USA rund 120 Menschen ums Leben.
© REUTERS

Naturkatastrophen und Versicherungen: Was Sandy kostet

Naturkatastrophen haben 2012 Schäden von 122 Milliarden Euro verursacht. Besonders betroffen sind die USA.

Berlin - Ohne Sandy wäre 2012 geradezu harmlos gewesen. Zumindest aus Sicht der Versicherungsbranche. Der Wirbelsturm, der Ende Oktober über die Ostküste der USA hinwegfegte, ist für fast ein Drittel der weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen im vergangenen Jahr verantwortlich. Das geht aus der Schadensbilanz hervor, die der Rückversicherer Munich Re am Donnerstag vorgelegt hat. Demnach hat Sandy aus volkswirtschaftlicher Sicht einen Schaden von umgerechnet fast 38 Milliarden Euro verursacht, die versicherten Schäden machen voraussichtlich 19 Milliarden Euro aus.

Das zeige, dass in den USA „stärkere Anstrengungen zur Schadenprävention nötig sind“, sagte Munich-Re-Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek am Donnerstag. „Es wäre mit Sicherheit möglich, Ballungszentren wie New York besser vor den Folgen von Sturmfluten zu schützen.“ Gerade die Millionenmetropole war von Sandy stark getroffen worden. Straßen und U-Bahntunnel waren überflutet, zehntausende Häuser beschädigt worden, und in Millionen Haushalten war zeitweise der Strom ausgefallen. Die Schäden waren unter anderem deshalb so groß, weil der Hurrikan parallel zu einer Springflut auf das Festland traf.

Weltweit haben Naturkatastrophen im vergangenen Jahr volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von rund 122 Milliarden Euro verursacht, 67 Prozent entfallen dabei auf die USA. Neben Sandy wurden sie von der extremen Dürre im Mittleren Westen von Juni bis September verursacht, wo viel Mais und Soja angebaut wird. Allein diese Ernteausfälle führten zu einem Schaden von rund 15 Milliarden Euro – in durchschnittlichen Jahren liegt dieser nur bei sieben Milliarden Euro. Das zeige „eindrucksvoll, mit welchen Ereignissen wir künftig häufiger rechnen müssen“, sagte Peter Höppe, der bei Munich Re die Georisikoforschung leitet. Ereignisse wie der Wirbelsturm Sandy oder die Dürre im Mittleren Westen wären zwar isoliert betrachtet auch ohne den Klimawandel möglich. Studien zeigten jedoch, dass gerade auf die USA in Zukunft mehr sommerliche Dürreperioden zukommen könnten und auch „folgenreiche Wirbelstürme“ an der Ostküste wahrscheinlicher würden. „Der durch den Klimawandel verursachte Meeresspiegelanstieg wird die Sturmflutrisiken zusätzlich erhöhen“, schreibt die Rückversicherung. Weil internationale Klimaverhandlungen wie zuletzt in Doha keine Fortschritte brächten, müsse man sich daran anpassen und in Schutzmaßnahmen investieren.

Insgesamt waren die Schäden durch Naturkatastrophen im vergangenen Jahr deutlich geringer als 2011. Damals lagen sie nach den Erdbeben in Japan und Neuseeland und den Überschwemmungen in Thailand bei rund 300 Milliarden Euro – ein Rekordwert. Dennoch war für die Versicherungsbranche auch 2012 ein schwieriges Jahr. Ein Großteil der Naturkatastrophen traf Industriestaaten, in denen mehr Menschen versichert sind. Die Summe der versicherten Schäden lag mit 50 Milliarden Euro über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

Was für die Versicherer schlecht ist, ist aus humanitärer Sicht dagegen eine gute Nachricht: Denn aufgrund der besseren Infrastruktur und medizinischen Versorgung sterben bei Naturkatastrophen in Industriestaaten in der Regel weniger Menschen als in einem Schwellen- und Entwicklungsland. Das spiegelt sich auch in der Statistik wider. So kamen im vergangenen Jahr laut Munich Re 9500 Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben. In den vergangenen zehn Jahren waren es dagegen im Durchschnitt 106 000.

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