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Mehr zu bieten. Brandenburg ist nicht nur Zuhause zahlreicher Bauern, sondern auch namhafter Firmen.
© dpa

Von Toffifee bis Werder Ketchup: Was Berlin und Brandenburg auf den Teller bringen

Ein Stück Heimat: Nicht nur auf der Grünen Woche sind Nahrungsmittel aus Berlin und Brandenburg gefragt. Zahlreiche prominente Hersteller produzieren in der Region.

Von Maris Hubschmid

Ab halb elf geht gar nichts mehr. Überholen ist hier nicht, mitgeschoben werden schon ein großes Glück: Zwanzig Trippelschritte, da kommt der Spargelhof Kremmen in Sicht. Probierschälchen Salat mit Schinken, Spargelcremesüppchen oder Quiche? Ganz gleich! 40 Schritte weiter ist die Eberswalder Wurst erreicht, aber an Rankommen nicht zu denken. Da nimmt man, was man kriegt: Ein Likörchen beim Landfrauenverband lässt manchen die vielen Schulterstöße vergessen. Angesichts des Gedränges in der Halle kann man schnell den Eindruck gewinnen, Brandenburg ist das heimliche Partnerland der Grünen Woche.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig

Wer außerhalb der Messe an Berlin und Brandenburg denkt, dem kommt vielleicht nicht zuallererst Kulinarisches in den Sinn. Das ist ein Fehler: Tatsächlich stellt die Ernährungsindustrie in der Region einen wichtigen Wirtschaftszweig dar, macht in Berlin 9,2 Prozent des Umsatzes im verarbeitenden Gewerbe, in Brandenburg sogar 15 Prozent aus. Rund 23 000 Menschen sind in der Branche beschäftigt, in Berlin mehr als 10 000. In beiden Ländern ist die Zahl der Arbeitsplätze in den vergangenen Jahren gestiegen.

Dabei ist Brandenburg mehr als Spargel und Spreewaldgurken, die natürlich auch auf der Grünen Woche Publikumsmagneten sind. Tragischer Seitenaspekt: So glibberig sind die Würfel von Meerrettich-Senfgürkchen, dass sie manch einem, der unter Einsatz seiner Ellbogen ein Häppchen ergattert hat, auf halbem Weg zum Mund vom Zahnstocher rutschen.

Unternehmen mit Tradition

Da ist zum Beispiel Werder Feinkost, nach Heinz und Hela drittgrößter Ketchuphersteller in Deutschland. 60 Mitarbeiter arbeiten in Werder an der Havel erfolgreich daran, die immer größere Produktpalette auch in den alten Bundesländern zu etablieren. Fleischverarbeitung ist ein starker Wirtschaftszweig in Brandenburg. Gute Nachrichten: Spezialitäten vom Havelländer Apfelschwein, bislang Gästen der gehobenen Gastronomie vorbehalten, will die Firma Koch & Kunzmann bald Privatkunden zugänglich machen. Auch Backgewerbe und Milchverarbeitung sind bedeutend (siehe Grafik).

30 Mitarbeiter zählt der Hof von Hemmes in der Wedemark, dessen Milcherzeugnisse bei Edeka, Rewe, Netto und Kaiser’s im Kühlregal stehen. Mit kreidehaltigen, umweltschonenden Verpackungen und dem Konzept einer offenen Produktion trifft die Familie den Nerv der Zeit. Insgesamt setzen Ernährungsbetriebe in Brandenburg pro Jahr 4,29 Milliarden Euro um. Dabei werden märkische Produkte im Ausland immer beliebter: 2010 lag der Exportanteil bei 26,2, vergangenes Jahr bereits bei 31,7 Prozent.

So süß schmeckt Berlin

In der Hauptstadt geht es überwiegend um die Veredelung. Mit Abstand größter Sektor ist die Süßwarenindustrie, wie auch ein Blick in die – deutlich kleinere – Berlin-Halle zeigt: Jugendliche stehen Schlange für ein Florida-Eis oder Schaumzuckermäuse von Aseli. Jeder vierte Euro der Branche wird mit Süßem erwirtschaftet. Da reiht sich ein prominenter Name an den nächsten: Storck vertreibt Marken wie Merci, Toffifee und Werther’s Original auf der ganzen Welt, Bahlsen produziert in Tempelhof mit 300 Mitarbeitern alles Schokoladenhaltige, etwa die Keksriegel „Pick-Up“. In Marienfelde rollen Sarotti-Schokolade und Eszet-Schnitten vom Stollwerck-Band. Und wo liegt eigentlich Lübeck? Ein Drittel der weltweiten Marzipan-Rohmasse-Produktion erfolgt in Neukölln, – Moll und Lemke sei Dank. Lemke liefert auch die Mandelsplitter für das „Magnum“-Eis.

Getrunken wird immer

Kaffeehersteller wie Dallmayr, Jacobs und Tchibo setzen an der Spree gut eine halbe Milliarde Euro im Jahr um. Und weil auch außerhalb der Grünen Woche gern gebechert wird, steuert die Getränkeindustrie 400 Millionen Euro bei. Coca-Cola hat seinen Deutschlandsitz seit 2003 in Berlin. Kindl, Schultheiss und Pilsner kommen inzwischen alle aus der gleichen Oetker-Fabrik in Lichtenberg.

Insgesamt bringen es 91 industrielle Hersteller in Berlin so auf 2,71 Milliarden Euro Jahresumsatz. Und was wäre die Stadt ohne die vielen kleinen Akteure? Tausende kleinständische Firmen haben sich dem Genuss verschrieben und sind für das Berliner Lebensgefühl unersetzlich. Das Café an der Ecke oder Institutionen wie der mehrmals jährlich stattfindende „Naschmarkt“ in Kreuzberg sind ihre Bühne.

Manchmal macht so ein Start-up dann den Sprung auf die große Bühne. Die längste Schlange windet sich in der Berlin-Halle vor dem Stand von „Tigertörtchen“. 2011 begann der Berliner Architekt Stefan Kels, aufwendig verzierte Mini-Muffins im Nikolaiviertel zu verkaufen. Inzwischen verlassen jede Woche an die 3000 Stück seinen Laden. Jetzt, zur Grünen Woche, auch ein paar mehr.

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