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Magere Zinsen, fette Dividenden - der niedrige Euro-Kurs und der bevorstehende Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB haben Folgen für Sparer und Aktionäre.
© dpa

Nach der EZB-Entscheidung: Was Anleger und Sparer jetzt wissen müssen

Aktien gehen durch die Decke, der Euro schwächelt: Wie man sein Geld jetzt richtig anlegt.

Noch hat die Europäische Zentralbank (EZB) nicht begonnen, in großem Stil Staats- und andere Anleihen aus der Euro-Zone zu kaufen. Aber wenn sie im März damit anfängt, Monat für Monat dafür 60 Milliarden Euro auszugeben und bis September 2016 insgesamt 1,140 Milliarden Euro an die Banken gezahlt haben wird, bleibt das auch für Unternehmen und Verbraucher nicht ohne Folgen.

Der deutsche Börsen-Leitindex Dax bliebe am am Freitag auf Kurs und kletterte von einer Rekordmarke zur nächsten. Auch andere Börsen zogen kräftig an. Am Markt für Staatsanleihen griffen die Investoren ebenfalls eifrig zu. Gefragt war die ganze Palette von Anleihen aus Griechenland, Slowenien und Portugal, aber auch aus Spanien und Italien, Deutschland und Frankreich. Der Euro setzte seine Talfahrt fort und fiel zeitweise bis auf fast 1,11 Dollar zurück. So tief lag er seit mehr als elf Jahren nicht mehr. Was kommt nun auf Sparer, Aktionäre, Häuslebauer und Kreditnehmer zu?

SPARZINSEN
Sie werden wahrscheinlich weiter sinken, vermuten nicht nur die Finanzexperten von Franke-Media.net aus Leipzig. Dabei gibt es heute schon nicht viel aufs Ersparte. Bei Tagesgeld reicht die Spanne der Zinsen derzeit von 0,01 bis 1,30 Prozent, im Schnitt sind es magere 0,46 Prozent. Anleger, die ihr Geld für ein Jahr fest anlegen, können mit Zinsen zwischen 0,01 bis 2,50 Prozent rechnen. Im Mittel sind es auch hier nur 0,78 Prozent. Bei klassischen Sparanlagen wie Sparbüchern gibt es in der Regel weniger.

ANLEIHEN

Die Zinsen von Staatsanleihen werden durch die Käufe der EZB weiter sinken. In dieser Woche konnte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) erstmals eine neue fünfjährige Bundesanleihe platzieren, für die er keinen einzigen Cent Zinsen zahlen muss. Mit sinkenden Renditen steigen die Kurse von Staatsanleihen. Wer Anleihen kauft und nicht bis zum Ende der Fälligkeit hält, kann möglicherweise Kursgewinne einstreichen. Höhere Zinsen bieten noch Anleihen der Euro-Krisenländer, allerdings ist hier auch das Risiko höher.

DEVISEN
Der Euro ist weiter auf Talfahrt. Für Experten könnte deshalb die Anlage auf Dollar-Konten interessant sein, zumal dort auch höhere Zinsen gezahlt werden. Allerdings besteht dabei auch ein Währungsrisiko. Schließlich könnte der Euro auch wieder stärker werden.

HYPOTHEKEN

Auch hier könnte es weiter nach unten gehen. Zehn-Jahres-Baugeld gibt es der Finanzberatung FMH zufolge derzeit im Schnitt für 1,51 Prozent, in der Spitze sogar für nur 1,11 Prozent. Das könnte es für Verbraucher, deren Zinsbindung ausläuft, interessant machen, die Finanzierung zu günstigeren Konditionen zu verlängern. Oder die Idee von den eigenen vier Wänden jetzt umzusetzen.

Allerdings gilt auch hier Vorsicht. Bei niedrigen Bauzinsen drohe eine Laufzeitfalle, wenn der Tilgungssatz nicht hoch genug gewählt werde, heißt es bei Franke-media.net. „Bei einem Zinssatz von 2,00 Prozent pro Jahr und einem anfänglichen Tilgungssatz von 1,00 Prozent ergibt sich für ein Darlehen über 100 000 Euro eine Laufzeit von etwas über 55 Jahren. Ein Kreditnehmer, der im Alter von 30 Jahren auf diese Art sein Haus finanziert und keine Sondertilgungen leistet, wäre also erst mit 85 Jahren fertig mit der Rückzahlung des Darlehens.“ Deshalb müsse gerade in Niedrigzinsphasen eine ausreichend hohe Tilgung gewählt werden.

AKTIEN
Angesichts fehlender Anlage-Alternativen dürfte zumindest erst einmal noch mehr Anlage-Kapital und möglicherweise ein hoher Anteil des EZB-Geldes an den Aktienmarkt fließen. Zumindest in der laufenden Woche hat sich dies beim deutschen Aktienindex Dax bestätigt. Er hat um rund fünf Prozent zugelegt und fast jeden Tag neue Rekorde verbucht. Experten schließen nicht aus, dass es 2015 bis auf 12 000 Zähler nach oben gehen. Weiterer Impuls: Mit 30 Milliarden Euro schütten die 30 Dax-Konzerne im Frühjahr so hohe Dividenden aus wie nie zuvor. Allerdings bleibt das Risiko eines Kursrückschlags. Experten raten deshalb, die Aktienanlage (auch über den Kauf von Fonds) zu streuen und langfristig anzulegen.

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