Steigender Ölpreis: Warum Benzin teurer wird, Diesel aber nicht
Der Ölpreis ist so hoch wie seit fünf Monaten nicht. Die Krisen in Ländern wie Libyen, Venezuela und dem Sudan kommen im Portemonnaie des Verbrauchers an.
Verbraucher und Unternehmen müssen sich vorerst auf einen steigenden Öl-Preis und damit auch höhere Kosten für Benzin, Diesel und Heizöl einstellen. Und das obwohl die Konjunktur weltweit schwächelt und in diesem Jahr nach Ansicht von Notenbanken, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Ökonomen nur langsam wachsen wird.
„Das ist in der Tat ungewöhnlich, dass der Ölpreis vor diesem Hintergrund steigt“, sagt Eugen Weinberg, Leiter der Rohstoffsparte bei den Volkswirten der Commerzbank. Trotzdem gibt es nachvollziehbare Gründe für diese Entwicklung. Es liege nicht an der Nachfrage, sondern am eingeschränkten Angebot, sagt nicht nur Weinberg.
Öl der Nordsee-Sorte Brent kostet mehr als 71 Dollar pro Fass (ein Barrel sind 159 Liter) und ist damit so teuer wie seit fünf Monaten nicht mehr. Für US-Öl der Sorte WTI werden mehr als 64 Dollar verlangt. Allein seit Jahresanfang hat sich der Brent-Preis um fast 30 Dollar verteuert.
Das hänge vor allem mit den Entwicklungen in den Krisenstaaten und wichtigen Lieferländern Venezuela, Libyen und aktuell auch dem Sudan zusammen. Dazu kommen die US-Sanktionen gegen den Iran sowie freiwillige Produktionskürzungen in Russland und Saudi-Arabien, erklärt Weinberg. „Darauf war der Markt nicht vorbereitet.“ Derzeit fehlten eine halbe Million Barrel täglich.
1,6 Millionen Tonnen weniger Öl pro Tag
Dem jüngsten Bericht der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) zufolge ist die Produktion in Venezuela im März um 960.000 Fass pro Tag gefallen. Im Vergleich zum Vormonat ist das ein Minus von 500.000 Fass. Insgesamt produzieren die Opec-Staaten einer Studie der Schweizer Großbank UBS zufolge derzeit pro Tag rund 1,6 Millionen Tonnen weniger als noch im vergangenen Jahr.
Auslöser für den Preisanstieg beim Öl waren die aufgeflammten kriegerischen Auseinandersetzungen in Libyen, urteilen die Experten. Dort wurden im März pro Tag rund 1,1 Millionen Barrel Rohöl gefördert. Fällt dies aus, verknappt sich das Angebot weiter. Libyen gilt allerdings mit einem Anteil an der Welt-Produktion von rund einem Prozent als nicht entscheidend für den Rohöl-Preis.
Weltgrößter Produzent sind die USA mit einem Anteil von rund 14 Prozent vor Saudi-Arabien (13 Prozent) und Russland (12 Prozent). Der Iran kommt auf 5,4, Venezuela auf 2,3 und das für die Versorgung von Deutschland wichtige Norwegen auf 2,1 Prozent.
Ab 80 Dollar wird die Konjunktur belastet
2018 hat es nach Angaben von Dora Borbély, Rohstoff-Expertin der DekaBank, auf dem Weltmarkt ein Überangebot von 1,5 bis zwei Millionen Tonnen pro Tag gegeben. Die Opec und Russland hätten darauf reagiert und Anfang 2019 die Produktion um 1,5 Millionen Tonnen gekürzt. Der Preisanstieg sei deshalb ausschließlich auf die Situationen in Venezuela, dem Iran und in Libyen zurückzuführen.
Wie wird sich der Ölpreis entwickeln? Weinberg hält einen Preisanstieg auf 75 und sogar 80 Dollar pro Fass für möglich, zumal die Urlaubszeit bevorsteht. Am Jahresende dürfte der Preis Weinberg zufolge wieder bei 70 Dollar liegen. Borbély ist weniger skeptisch. „Es wird ein Auf und Ab geben.“ Im Herbst erwartet sie wieder Preise von rund 66 Dollar. Sie wagt sogar eine längere Perspektive: Bis Ende 2020 werde der Durchschnittspreis für Brent bei etwas über 60 Dollar verharren.
Eine Belastung für die Konjunktur sehen Weinberg und Borbély nicht. Schwierig werde es erst ab einem Preisniveau von 80 bis 90 Dollar pro Fass. Von seinem Rekordstand ist der Ölpreis ohnehin noch weit entfernt. Im August 2011 kostete das Fass zeitweise 127 Dollar.
Benzin wird teuer, Diesel stagniert
Der Preisanstieg beim Rohöl hat dazu geführt, dass Autofahrer an der Tankstelle vor allem für Benzin deutlich mehr bezahlen müssen. Kostete Super E10 Ende 2018 im Bundesdurchschnitt 1,37 Euro pro Liter sind es mittlerweile 1,42 Euro. Allerdings liegt das unter den Höchstständen vom Herbst vergangenen Jahres als zeitweise 1,50 Euro bezahlt werden mussten.
Dass die höheren Roh-Öl-Preise jetzt noch massiver auf die Tankstellen-Preise durchschlagen glaubt DekaBank-Expertin Borbély nicht. Allein schon weil die Fixkosten bei Benzin – vor allem die Steuern – hoch seien. Allerdings dürften die Mineralölkonzerne – wie üblich vor den Osterferien – unabhängig von den Kosten für Öl die Preise an der Zapfsäule erhöhen.
Dieselfahrer sind dabei übrigens im Vorteil. Dort haben sich die Preise seit Jahresanfang kaum bewegt. Die rückläufige Nachfrage nach Dieselfahrzeugen macht sich offenbar bemerkbar. Nach Angaben des ADAC fallen jetzt auch die Winteraufschläge beim Dieselpreis weg. Verteuert hat sich auch der Preis für Heizöl. Kosteten 100 Liter nach Angaben des Verbraucherportals Heizoel24 Anfang des Jahres noch rund 61 Euro sind es mittlerweile mehr als 69 Euro. Experten rechnen weiter mit leicht steigenden Preisen.
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