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Gegenwehr: Mit Panzern aus Pappe haben Demonstranten gegen die Geschäftspraktiken der Deutschen Bank protestiert.
© dpa

Hauptversammlung der Deutschen Bank: Warten auf den Wandel

Hohe Boni und Geld vom Scheich: Das gefällt vielen Aktionären der Deutschen Bank nicht. Bei der Hauptversammlung müssen sich die Chefs Kritik anhören.

Anshu Jain lächelt auf dem Podium, hält seine Rede auf seiner zweiten Hauptversammlung in gutem Deutsch. Und doch ist das Aktionärstreffen am Donnerstag in der Frankfurter Festhalle alles andere als ein Spaziergang für den indisch-stämmigen Briten und seinen Co-Chef Jürgen Fitschen. Aktionäre der Deutschen Bank fordern vom Vorstand ein höheres Tempo beim versprochenen Kulturwandel. Sie halten den beiden Managern auf der Hauptversammlung „Schönrednerei“ vor.

Mit Blick auf die milliardenschweren Vergleiche und Urteile gegen das Institut spricht Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) von einer „gigantischen Rechtsabteilung mit angeschlossener Bank“. Jain und Fitschen müssen einräumen, dass die Bank weiter in rund 6000 Rechtsstreitigkeiten angeklagt ist, 1000 davon mit einem Streitwert von mehr als 100 000 Euro. Daneben laufen 180 Verfahren mit Aufsichtsbehörden. Allein 2014 hat die Bank 350 Millionen Euro für Anwälte ausgegeben. Die beiden Banker versichern gleichwohl, dass der Kulturwandel eingeleitet sei. „Das Fundament ist gelegt, aber ein umfassender Kulturwandel benötigt Jahre, nicht Monate“, sagt Fitschen.

Ärger über die hohen Boni

Aktionärsvertreter kritisieren, dass der Vorstand die Erhöhung möglicher Bonuszahlungen von 100 auf 200 Prozent des Festgehaltes absegnen lässt. Dabei habe die Bank 2013 allein 4,5 Milliarden Euro an ihre Investmentbanker gezahlt, davon 2,1 Milliarden Euro an Boni, rechnet Nieding vor. „Wenn Investmentbanker den Hals immer noch nicht voll bekommen können, lassen Sie sie ziehen, Herr Jain.“ Diese Banker bekämen offenbar auch im täglichen Geschäft für die Bank nicht genug „und sind damit potentielle Problemverursacher für die Zukunft“. Fitschen weist die Vorwürfe zurück. Die Investmentbanker seien nicht überbezahlt. Die Bank lasse zudem Banker gehen, die überhöhte Gehaltsforderungen hätten. Im Übrigen werde durch die rechtlich legale Heraufsetzung der Bonus-Obergrenze die Gesamtvergütung nicht erhöht.

Auch die Anfang der Woche beschlossene Kapitalerhöhung um acht Milliarden Euro schmeckt vielen Anteilseignern nicht. „Das ist eine Zumutung für die Aktionäre“, sagte Ingo Speich von der Fondgesellschaft Union Investment. Beim Kapitalmanagement gebe es keine klare Linie, nachdem Jain und Fitschen bis vor kurzem noch eine weitere Kapitalerhöhung ausgeschlossen hatten. „Sind etwa die Rechtsrisiken ein Fass ohne Boden?“ Seit 2010 hat die Bank zusammen mit dem jüngsten Schritt ihr Kapital um fast 25 Milliarden Euro erhöht. Speich bezweifelt auch, ob der neue Großaktionär aus Katar für den Ruf der Deutschen Bank wirklich gut ist.

2015 soll das Institut rentabler sein

Umweltschützer haben vor der Festhalle einmal mehr gefordert, die Bank solle aus der Finanzierung von Kohlekraftwerken vor allem in Asien aussteigen und die vermeintliche Spekulation mit Nahrungsmitteln beenden. Fitschen, Jain und Aufsichtsratschef Paul Achleitner – der die Kapitalismuskritiker zu Beginn der Rede von Jain minutenlang gewähren lässt, bevor sie von Sicherheitskräften aus dem Saal geführt werden – weisen die Kritik zurück. Ihre Selbstkritik aber hält sich in Grenzen. Es müsse zwar noch vieles besser werden, aber seit der Mitte 2012 eingeleiteten, so Jain, „historischen Neuaufstellung der Bank“, sei schon viel erreicht. Im Blick auf die Strategie, das Institut bis 2015 schlanker, kapitalkräftiger und rentabler aufzustellen, sei man auf Kurs. „Wir haben eine stärkere Kapitalbasis, weniger Risiko, eine bessere Liquidität.“

Fitschen und Jain bekräftigen, das Investmentbanking zu stärken, es sei für alle Kunden der Bank, Unternehmen und Privatkunden, notwendig. Fitschen betont aber auch, dass die Bank nicht mehr jedes Geschäft machen werde. „Wir wollen eine Bank sein, in der wir nicht nur das tun, was rechtlich erlaubt ist, sondern das, was auch richtig ist.“

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