Ärzte wollen weniger Bereitschaftsdienste: Warnstreik an 23 Unikliniken
An zahlreichen Uni-Kliniken treten Mediziner heute wegen Überlastung in einen ganztägigen Warnstreik. Die Berliner Charité ist nicht betroffen.
Es liegt nicht am Coronavirus, wenn heute in vielen deutschen Operationssälen kaum was geht: Mit einem ganztägigen Warnstreik kämpfen die Krankenhausärzte vielmehr um bessere Arbeits- und Tarifbedingungen. Betroffen von dem Ausstand sind 23 Universitätskliniken im ganzen Land. Die zentrale Kundgebung findet in Hannover statt, wo sich der Marburger Bund (MB) und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) zu ihrer dritten Verhandlungsrunde treffen. Die Berliner Charité ist nicht dabei, sie hat mit dem MB-Landesverband einen eigenen Tarifvertrag ausgehandelt.
Die TdL habe sich in den bisherigen beiden Verhandlungsrunden „mehr oder weniger taub gestellt“, sagte MB-Vize Andreas Botzlar zur Begründung. Zeitweilig hätten die Arbeitgeber den Eindruck vermittelt, als betrachteten sie die „Überlast“ für die Ärzte als deren individuelles Problem. „Diese Ignoranz macht unsere Mitglieder in den Unikliniken wütend.“
Bereitschaftsdienst nur noch an höchstens zwei Wochenenden
Der Marburger Bund fordert, dass Bereitschaftsdienste dort künftig nur noch an maximal zwei Wochenenden pro Monat angeordnet werden dürfen. Zudem verlangt die Gewerkschaft „eine verlässliche Dienstplangestaltung und eine manipulationsfreie Arbeitszeiterfassung ohne pauschale und nachträgliche Kappungen der geleisteten Arbeitszeit“. Und es geht auch ums Geld: Sechs Prozent mehr Gehalt bezogen auf ein Jahr stehen auf der Forderungsliste, zudem eine Neuregelung des Zusatzurlaubes für Nachtarbeit.
Tatsächlich sind die Mediziner an Unikliniken schon per se stärker belastet als in gewöhnlichen Krankenhäusern. Zur normalen Patientenversorgung kommen dort noch besonders komplizierte Fälle sowie Zusatzverpflichtungen für Forschung und Lehre. Laut Tarifvertrag haben sie deshalb bereits eine um zwei Stunden höhere regelmäßige Wochenarbeitszeit (42 statt 40 Wochenstunden).
Mit Überstunden einsam an der Spitze
Eine jüngst veröffentlichte Befragung des Marburger Bundes hatte aber ergeben, dass Ärzte an Unikliniken im Schnitt auch darüberhinaus länger im Dienst sind als andere Krankenhausärzte. Dem MB-Monitor 2019 zufolge kommen sie im Schnitt auf acht Überstunden pro Woche. In anderen Häusern sind es durchschnittlich 6,9 (kirchliche Träger), 6,5 (private Träger) und 6,4 (kommunale Träger). Insgesamt gaben 32 Prozent der Mediziner an Unikliniken an, mehr als 60 Stunden pro Woche zu arbeiten. An kommunalen Häusern waren es 22 Prozent.
Betroffen von den Warnstreiks sind die Kliniken in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Erlangen, Essen, Freiburg, Hannover, Heidelberg, Jena, Köln, Magdeburg, München (Klinikum TU und Uniklinikum) Münster, Regensburg, Tübingen, Ulm, Würzburg, Lübeck/Kiel, Göttingen, Homburg, Greifswald und Rostock. Eine Notfallversorgung auf Wochenend-Niveau sei sichergestellt, sagte MB-Sprecher Hans-Jörg Freese dem Tagesspiegel Background. Es könne und werde aber Einschränkungen bei planbaren Operationen geben.
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