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Die Preise für gebrauchte iPhones schwanken saisonal stark.
© Issei Kato/Reuters

iPhone & Co.: Wann sich der Kauf eines gebrauchten Smartphones lohnt

Gerade bei Apple können ältere Geräte eine Alternative sein. Bei Android-Smartphones sieht das anders aus.

Von Laurin Meyer

Kommt ein neues iPhone auf den Markt, gehört eines zum Stadtbild: Hartgesottene Fans campieren vor dem Apple-Store, um das neue Modell als Erste in den Händen zu halten – so auch in der vorvergangenen Woche am Berliner Kurfürstendamm, als die 8er-Generation in die Läden kam. Viele wollen das 900-Euro-Gerät haben, doch das muss auch finanziert werden.

Fast jeder vierte iPhone-Besitzer will das jetzt mit dem Verkauf seines alten Geräts tun. Für Schnäppchenjäger könnte sich das lohnen. Das zeigt eine repräsentative Studie der Flohmarkt-App „Shpock“ und des Marktforschungsinstituts YouGov. „Viele Nutzer, die ein neues iPhone gekauft haben, versuchen in diesen Tagen, ihr altes Gerät schnell zu Geld zu machen“, sagt Verena Titze von Shpock. Und die seien deshalb auch bereit, niedrigere Angebote zu akzeptieren.

Wer also bis zum Jahresende noch ein gebrauchtes iPhone kaufen möchte, der sollte noch im Oktober zuschlagen. Denn dann sinken die Verkaufspreise deutlich stärker als in den Vormonaten. Wer es nicht ganz so eilig hat, sollte auf den Januar warten. Nach dem Weihnachtshoch werden die gebrauchten Geräte wieder merklich günstiger. Im August verlangten die privaten Verkäufer durchschnittlich noch etwas mehr als 600 Euro für ein iPhone 7, das Vorgängermodell 6S boten sie für 360 Euro an.

Bei den Gebrauchtpreisen gibt es auch deutliche regionale Unterschiede, wie die Studie zeigt. Vor allem in Berlin und Brandenburg kommen Käufer deutlich günstiger weg als im Rest des Landes. In Bayern müssen sie hingegen tiefer in die Tasche greifen. Dort kosten die Secondhand-iPhones im Schnitt 40 Euro mehr als in der Bundeshauptstadt. Die Nachfrage nach Android-Geräten hänge hingegen stark von der Marke ab, sagt Titze. „Samsung kann hier am ehesten mit Apple mithalten.“

„Gebrauchte Android-Smartphones zu kaufen lohnt sich selten“

Doch für wen lohnt sich der Gebrauchtkauf? Das lasse sich schwer eingrenzen, sagt Rita Deutschbein vom Telekommunikationsportal Teltarif. „Es hängt davon ab, welches Smartphone der Nutzer möchte.“ Bei Apple-Geräten könnten Gebrauchtkäufer oftmals ein Schnäppchen machen. „Gebrauchte Android-Smartphones zu kaufen lohnt sich aber in den seltensten Fällen“, sagt Deutschbein. Hier seien nämlich die Preisunterschiede zu Neugeräten nicht so groß. Bei einem Samsung Galaxy S7 etwa liegen zwischen Neu- und Gebrauchtpreis derzeit nicht mehr als 20 Euro. Außerdem gebe es schon in der Mittelklasse gut ausgestattete Neugeräte für wenig Geld. Deutschbein hält es aber für sinnvoll, Kindern gebrauchte Geräte zu besorgen. Ihnen könnten Eltern den Einstieg in die Smartphone-Welt ermöglichen, ohne dabei tief in die Tasche greifen zu müssen. „Da macht es auch nichts, wenn das Gerät ab und zu auf den Boden fällt.“

Die Möglichkeiten, an ein Secondhand-Gerät zu kommen, sind groß – vor allem Online-Auktionsplattformen wie eBay sind beliebt. Wie Käufer dort ein seriöses Angebot erkennen können, weiß Michael Gundall, Smartphone-Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Erster Anhaltspunkt: die Fotos. „Hier sollte der Verbraucher darauf achten, dass der Anbieter die Fotos selbst geschossen hat“, sagt Gundall. Verwende der Verkäufer nämlich nur ein Symbolbild für ein gebrauchtes Gerät, sollte man stutzig werden. Ein gutes Zeichen sei hingegen, wenn der Anbieter viel und detailliert über sein altes Gerät schreibt – insbesondere über Abnutzungsspuren. „Das spricht für Ehrlichkeit“, sagt Gundall. Aufpassen sollten Käufer bei der Bezahlmethode. Nach einer Überweisung sei das Geld nicht mehr greifbar. Mit Bezahldiensten wie Paypal hätten die Nutzer im Konfliktfall aber häufig noch die Möglichkeit, an ihr Geld zu kommen.

Cläre Pillath, Rechtsexpertin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, rät Käufern, auf ihre Rechtsansprüche zu achten. In der Regel stünden Verbraucher besser da, wenn sie ein benutztes Gerät gewerblich kaufen – etwa über einen Online-Händler. Denn da hätten Käufer mehr Rechte. Während der Privatverkäufer nämlich eine Gewährleistung vertraglich ausschließen kann, muss der Händler bei Mängeln Abhilfe schaffen.

Über spezielle Online-Händler können Nutzer nicht nur an ein gebrauchtes Gerät kommen, sondern auch selbst ihre alten Teile zu Geld machen. Auf der Website des Anbieters müssen Handybesitzer zunächst den Zustand ihres Geräts angeben. Funktioniert der Akku? Welche Gebrauchsspuren hat das Telefon? Anschließend bekommen sie einen Preisvorschlag. Ist der Preis in Ordnung, kann der Besitzer es meistens kostenlos an den Online-Händler schicken – und bekommt das Geld überwiesen. Die Stiftung Warentest hat vergangenen November sieben große und kleine Anbieter unter die Lupe genommen. Im Test zahlten die Anbieter „Zoxs“ und Testsieger „Clevertronic“ besonders gut. Für ein iPhone 6S mit leichten Gebrauchsspuren zahlt letztgenannter derzeit noch rund 311 Euro, für ein Samsung Galaxy S7 in einem ähnlichen Zustand knapp 255 Euro.

Worauf man beim Verkauf seines Smartphones achten sollte

Wer sein gebrauchtes Smartphone verkaufen möchte, sollte vorher noch auf einiges achten. Im Laufe der Zeit sammelt sich auf dem Gerät vieles an, etwa private Bilder und Kontakte. Und die sollten entfernt werden. Dabei ist Löschen ist nicht gleich Löschen. Manchmal lassen sich längst verschwunden geglaubte Daten wiederherstellen. Wie sich das Gerät restlos leeren lässt, hänge vom Betriebssystem ab, sagt Susanne Dehmel vom Digitalverband Bitkom. Die Hersteller geben dazu Hinweise, die sich Verbraucher im Internet durchlesen können. Wenn das Smartphone erst einmal verkauft ist, kann es nämlich zu spät sein. Der neue Käufer darf die Daten zwar nicht zu Geld machen, das Datenschutzrecht greift aber nicht, wenn das Telefon nur zu persönlichen Zwecken genutzt wird. Ob der Käufer die Daten nachträglich löscht: „Da muss der Verkäufer auf den guten Willen des nächsten Besitzers hoffen“, sagt Dehmel.

Wer sein Smartphone nicht mehr los wird, muss es wohl oder übel entsorgen. Doch keinesfalls im Hausmüll, sagen Umweltschützer. Denn: „Die Handys enthalten Schwermetalle und Schadstoffe, die dann nicht umweltgerecht behandelt werden“, sagt Philipp Sommer, stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. Die Nutzer könnten die Geräte stattdessen entweder zu großen Elektrohändlern oder zum kommunalen Wertstoffhof bringen, wo diese anschließend recycelt werden. Eine weitere Möglichkeit: das alte Teil spenden. Unter anderem sammelt die Deutsche Umwelthilfe zusammen mit der Telekom gebrauchte Handys. Ist das Gerät noch funktionsfähig, wird es weiterverkauft. Die Erlöse kommen Umweltschutzprojekten zugute.

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