Konzern auf Rekordkurs: VW wächst und wächst und wächst
573 000 Mitarbeiter gehören jetzt zum Konzern / Die Tochter Audi will 22 Milliarden Euro investieren.
Berlin - Das ganze Jahr über ist die Presseabteilung des VW-Konzerns äußerst umtriebig bei der Sache, um ihren Arbeitgeber gut in der Öffentlichkeit zu platzieren. Kurz vor Silvester hauten die Kommunikationsstrategen noch einmal richtig auf die Pauke: Für die Premiummarke Audi wurde das „größte Entwicklungs- und Investitionsprogramm der Unternehmensgeschichte“ verkündet, und der Konzern insgesamt reklamierte gleichzeitig für sich die Rolle eines „Top-Arbeitgebers“ in Deutschland und der Welt. Volkswagen biete allen Mitarbeitern „individuelle Förderung, sichere Arbeitsplätze und eine ordentliche Bezahlung“. Und das will etwas heißen bei der Menge: „Die Belegschaft des Volkswagen-Konzerns ist seit 2007 um rund 248 000 Mitarbeiter gewachsen“, teilten die Wolfsburger am Freitag mit. Aktuell beschäftigt Europas Autokonzern 573 000 Personen in aller Welt, davon rund 260 000 in Deutschland.
Der enorme Zuwachs der Belegschaft verdankt sich vor allem auch der Akquisition der Lkw-Hersteller MAN und Scania, von Porsche und der Motorradmarke Ducati. Die 260 000 inländischen Konzernbeschäftigten arbeiten für die Marken VW Pkw und VW Nutzfahrzeuge, für Audi, MAN und die VW Finanztochter. Zu den Auslandsgesellschaften gehören Skoda (Tschechien), Seat (Spanien), Bentley (England) und Lamborghini (Italien. Das Land Niedersachsen als VW-Großaktionär sieht den Konzern auf gutem Kurs. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der im VW-Aufsichtsrat sitzt, hält zudem Medienspekulationen über einen möglichen Wechsel an der Spitze für unbegründet. „Ich habe den Eindruck, dass wir 2014 bei VW mit großer personalpolitischer Stabilität weiterarbeiten werden“, sagte er am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Im Spätsommer waren Gerüchte aufgekommen, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch (76) krankheitsbedingt vom Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn (66) abgelöst werden könnte. Piëch und VW hatten das damals mit Nachdruck dementiert.
Ministerpräsident Weil äußerte sich hochzufrieden über die Politik der beiden Konzernstrategen, die VW bis 2018 zum größten Autohersteller der Welt machen wollen. Weil sprach von einer „Mischung aus Internationalität und einem ganz breiten Produkt-Portfolio, das macht einen wirklich wenig angreifbar“. Er habe den Eindruck, „dass uns diese Strategie auch in Niedersachsen weiter viel Freude bereiten wird“. Allein in Niedersachsen habe Volkswagen in diesem Jahr mehrere tausend Stellen geschaffen.
Besondere Freude macht der Konzernspitze die Premiummarke Audi mit ihrem rasanten Wachstum und der überdurchschnittlichen Profitabilität. Bis 2022 sollen bei Audi 22 Milliarden Euro investiert werden. Um das Absatzziel von zwei Millionen Autos zu erreichen, wird dabei die Produktpalette von derzeit 49 auf 60 Audi-Modelle bis 2020 erweitert. Und neue Produktionsstätten ergänzen die traditionellen Standorte in Ingolstadt und Neckarsulm: In Mexiko baut Audi gerade die erste Fabrik, in der von 2016 an der Q5 für den nordamerikanischen Markt gebaut wird. Und in Brasilien wird von 2015 an der A3 und der Q3 produziert. Schließlich geht gerade das zweite Werk in China ans Netz. In diesem Jahr hat Audi bereits mehr als 460 000 Autos in China verkauft und ist damit mit Abstand Marktführer im Premiumsegment.
Der Erfolg auf dem größten Automarkt der Welt lässt Audi-Chef Rupert Stadler über den Absatzerfolg insgesamt jubeln. „Wir hatten 1,5 Millionen Auslieferungen pro Jahr bis 2015 als Ziel ausgegeben, wir haben es aber schon in 2013 komfortabel erreicht.“ Um die zwei Millionen zu erreichen, würden weiterhin Mitarbeiter eingestellt und ausgebildet. Allein in Neckarsulm und Ingolstadt würden 2014 rund 700 Azubis beginnen.