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Seit rund drei Monaten sitzt Rupert Stadler nun schon in Untersuchungshaft.
© dpa

Volkswagen: VW trennt sich von Audi-Chef Stadler

Rupert Stadler sitzt seit rund drei Monaten in Untersuchungshaft. Jetzt wird der Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzenden von Audi aufgelöst.

Der Volkswagen-Konzern trennt sich von Audi-Chef Rupert Stadler. Stadler scheide mit sofortiger Wirkung aus den Vorständen von VW und Audi aus, meldeten zuerst das Handelsblatt und die Deutsche Presse Agentur. VW bestätigte die Nachricht kurz danach. Die Trennung erfolge einvernehmlich, die entsprechende Vereinbarung sei unterzeichnet worden. Das Angebot habe schon länger vorgelegen, allerdings habe der Aufsichtsrat dieses ausführlich rechtlich prüfen lassen.

Stadler war im Juni wegen Betrugsverdachts und Verdunkelungsgefahr im Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal verhaftet worden. Er sei "aufgrund seiner andauernden Untersuchungshaft nicht in der Lage, seine Aufgaben als Mitglied des Vorstands zu erfüllen", teilte VW. Stattdessen wolle er sich nun auf seine Verteidigung konzentrieren.

Stalders finanzielle Ansprüche sind vom Ausgang des Verfahrens abhängig

Die Ermittlungsbehörden werfen dem Audi-Chef vor, nach Bekanntwerden der Abgasbetrügereien den Verkauf von Dieselautos mit falschen Abgaswerten zugelassen zu haben. Dabei habe er von den Manipulationen gewusst oder sie bewusst ignoriert. Stadler soll zudem bei einem abgehörten Telefonat erwogen haben, einen Zeugen im Ermittlungsverfahren der Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen Porsche zu beeinflussen.

Mit der Vereinbarung seien theoretische Zahlungsansprüche Stadlers in zweistelliger Millionenhöhe ausgeschlossen worden, hieß es in mit der Sache vertrauten Kreisen weiter. Er bekomme als Sofortzahlung deutlich weniger als eine Million Euro. Der Rest zur Abwicklung künftiger Ansprüche für die verbleibende Laufzeit der Dienstverträge werde erst ausgezahlt, wenn die Strafverfahren in Deutschland ohne Verurteilung beendet seien.

Mehr Autos verkauft als Mercedes

Stadler war 1990 zu Audi gekommen. Zuvor hatte der Bauernsohn aus Oberbayern Betriebswirtschaft studiert, war Bürochef von VW-Konzernchef Ferdinand Piëch in Wolfsburg und 2003 Audi-Finanzvorstand geworden. Vorstandsvorsitzender von Audi wurde er im Januar 2007. Drei Jahre später gehörte er auch dem Vorstand der Volkswagen AG an. Kein Wunder, denn zunächst hatte er große Erfolge vorzuweisen. Bis 2015 verdoppelte Stadler Verkäufe, Umsatz und Betriebsgewinn, überholte Mercedes bei den Verkaufszahlen, wurde zum Unternehmer des Jahres gekürt und als Nachfolger von VW-Chef Winterkorn gehandelt.

In der Diese-Affäre seit 2015 machte er allerdings schon vor seiner Festnahme keine gute Figur. Und auch die Zahlen stimmten plötzlich nicht mehr. Der Absatz in China brach 2017 ein, auf einer Betriebsversammlung in Ingolstadt gab es Pfiffe, vier der sieben Vorstandskollegen mussten gehen. Bei Absatz, Umsatz und Gewinn ist Audi weit hinter Mercedes und BMW zurückgefallen. Audi erwartet 2018 „erneut ein herausforderndes Geschäftsjahr“ mit stagnierenden Verkaufszahlen. (dpa)

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