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Der e-Golf, vorgestellt am Donnerstag in Dresden.
© dpa

e-Golf: VW stellt sein neues Elektroauto vor und erhofft sich bessere Nachrichten

VW lässt in der „gläsernen Manufaktur“ in Dresden die Elektro-Version des Golf vom Band rollen.

Stanislaw Tillich (CDU) hatte nie einen Golf. Aber er hat viel jetzt Hoffnung in das Modell, das er nun ausprobieren durfte. Ein „neues Kapitel der Automobilgeschichte“ werde aufgeschlagen, sagte Sachsens Regierungschef am Donnerstag in der Gläsernen Manufaktur in Dresden. Auf der Bühne wurde der neue e-Golf in Weiß präsentiert.

Dass Volkswagen überhaupt wieder in der Manufaktur Fahrzeuge fertigen will, ist schon eine gute Nachricht für das gebeutelte Autoland Sachsen. Ab April 2017 soll der e-Golf hier vom Band laufen, zunächst im Ein-Schicht-Betrieb. 20 Millionen Euro will der Konzern in die Dresdner Produktionsstätte investieren. Die Elektro-Linie stellte Frank Welsch, VW-Vorstand für Entwicklung, als tragenden Pfeiler der neuen Markenstrategie vor. Zu einem „Zentrum für Future Mobility“ soll die Dresdner Manufaktur ausgebaut werden.

Das alles klang bei der Preview-Party am frühen Donnerstagmorgen sehr hoffnungsfroh. Einen „progressiven Funken“ will der vom Abgas-Skandal geschüttelte Autobauer in Dresden zünden. Der Freistaat zündet mit: Volkswagen und Sachsen „haben sich gemeinsam gut entwickelt“, sagte Tillich. Die VW-Standorte in Dresden, Zwickau und Chemnitz sind wichtige Produktionsstätten im Autoland Sachsen.

e-Golf als Speerspitze der Elektro-Linie

Die Party fiel dann aber bescheidener aus als 2001, als an selber Stelle der Phaeton seine Marktpremiere feierte. Die Luxus-Karosse aus dem Hause Volkswagen hat es nie zur erhofften Marktmacht geschafft. 15 Jahre lang lief der Phaeton in der eigens gebauten Manufaktur vom Band, zuletzt waren es nur noch wenige tausend im Jahr. Im März 2016 wurde das Projekt still und leise beerdigt.

Nach dem Flop Phaeton kommt nun also der Dauerbrenner Golf. Das „erfolgreichste Modell der Unternehmensgeschichte“ oder auch das „Herz von VW“, betonte Vorstand Welsch. Der seit 1974 hergestellte Familien- und Dienstwagen gab der Generation den Namen, die mit ihm aufwuchs. 30 Millionen Mal verkaufte sich der Golf weltweit, sieben Serien wurden aufgelegt, zuletzt der Golf VII ab 2012. Was der Neue kosten wird, gibt der Konzern erst im Januar bekannt. Das Vorgängermodell ist ab 35 000 Euro zu haben. Jetzt soll der neue e-Golf Speerspitze einer Elektro-Linie werden. In Dresden sollen mittelfristig, wie auch in Wolfsburg, die elektrifizierten Modelle „e-up“, „Golf GTE“ und „Passat GTE“ ausgeliefert werden. Auch ein e-Phaeton ist derzeit in Entwicklung. Ob und wann er kommt, ist noch ungewiss. Die hochpreisige Karosse – Preis: 75 000 Euro aufwärts – verkauft sich noch in Asien ganz gut. Da war aber die Manufaktur in Dresden zu weit weg. Vor einem Jahr wurde sie zum reinen Besucherzentrum degradiert.

Mit dem Aus des Phaetons wurden im Frühjahr 400 Mitarbeiter ins VW-Werk nach Zwickau versetzt. Für die werden in Zukunft die Arbeitswege „wieder kürzer“, frohlockt Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Die Stadt muss nun dem e-Golf den Weg bereiten. Dafür sollen 200 Ladestationen in Dresden entstehen. Der neue e-Golf hat eine Reichweite von 300 Kilometern – das 2014 präsentierte Vorgängermodell kam mit einer Ladung nur 150 Kilometer weit.

Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) glaubt, dass Sachsen beim Thema Elektromobilität „ein hochattraktiver VW-Standort“ ist. Das tut gut nach zwei Jahren voller schlechter Nachrichten. Nach Produktionsverlagerungen, Stellenstreichungen und angesichts des absehbaren Endes der Leipziger Automesse AMI sehnt man sich im Autoland Sachsen zurück nach der Generation Golf. Christine Keilholz

Christine Keilhol

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