zum Hauptinhalt
 In zivilrechtlichen Verfahren hat sich VW bereits mit US-Klägern auf Vergleiche geeinigt.
© AFP

Dieselskandal: VW soll kurz vor Milliardenvergleich mit US-Justiz stehen

Schafft es VW im Abgasskandal, sich noch vor dem Amtsantritt von Trump mit der US-Justiz zu einigen? Medien zufolge könnte es nächste Woche soweit sein.

Volkswagen steht Zeitungsberichten zufolge kurz davor, die strafrechtlichen Ermittlungen der US-Justiz im Dieselskandal mit einem Vergleich beizulegen. In der nächsten Woche könne eine Einigung erzielt werden, die den Konzern Strafzahlungen von mehreren Milliarden Dollar kosten werde, schrieb das „Wall Street Journal“ am Freitag unter Berufung auf eingeweihte Kreise.

Auch die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf drei mit den Verhandlungen vertraute Informanten, die Vereinbarung zur Beilegung des Strafverfahrens, die eine Strafzahlung von 1,9 Milliarden Euro vorsehe, werde womöglich schon nächste Woche verkündet.

Im „Wall Street Journal“-Bericht heißt es weiter, es sei bislang noch unklar, ob VW im Rahmen des Vergleichs ein Schuldgeständnis abgeben werde. Den zitierten Quellen nach dürften dem Konzern Betrug und Irreführung von Regierungsbeamten zur Last gelegt werden. Der Kompromiss dürfte neben strafrechtlichen auch noch weitere zivilrechtliche Bußgelder umfassen. Ein VW-Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren.

VW bemüht sich, die Auseinandersetzung mit dem US-Justizministerium noch vor Amtsantritt des künftigen Präsidenten Donald Trump am 20. Januar beizulegen. Die US-Ermittler prüfen seit über einem Jahr kriminelle Vergehen im Zusammenhang mit im September 2015 vom Konzern eingeräumten Manipulationen von Abgaswerten. In zivilrechtlichen Verfahren hat sich VW bereits mit US-Klägern auf Vergleiche geeinigt, die mehr als 16 Milliarden Euro kosten könnten. Mehr als 550.000 Autos in den USA und weltweit etwa elf Millionen sind vom Skandal betroffen.

Einen kleinen Erfolg vermelden konnte VW beim Bemühen, die US-Umweltbehörden von einer Lösung zur technischen Umrüstung von den Abgastricksereien betroffener Dieselwagen zu überzeugen. Dem Konzern nach wurde bei insgesamt etwa 67.000 Fahrzeugen mit 2,0-Liter-Motoren ein Plan zur Reparatur genehmigt. Die betroffenen US-Kunden können jedoch wählen, ob sie ihre Wagen umrüsten oder zurückkaufen lassen.

VW-Tochter Audi vermeldet Rekordabsatz für 2016

Die kalifornische Umweltbehörde Carb und die Bundesumweltbehörde Epa teilten mit, die Diesel-Fahrzeuge aus dem Baujahr 2015 könnten binnen zehn Tagen in die Werkstätten gerufen und entsprechend modifiziert werden. „Dies ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, das Chaos zu beseitigen, das Volkswagens Betrug verursacht hat“, sagte die Chefin der kalifornischen Behörde, Mary D. Nichols. „Aber es ist bei weitem nicht der letzte.“ Sie fügte hinzu: „Es werden weitere Modifikationen für weitere Modelljahrgänge nötig werden, und es wird über weitere Strafen zu entscheiden sein.“

Die VW-Tochter Audi vermeldete trotz des Skandals einen Rekordabsatz für 2016. Im vergangenen Jahr seien mit 1,87 Millionen Fahrzeugen 3,8 Prozent mehr Autos als 2015 verkauft worden, sagte Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter der „Welt“. Audi hatte die Installation einer Software zugegeben, die in den USA als illegales Schummelprogramm gilt.

In den USA war nach Bekanntwerden der Manipulationen zunächst ein Verkaufsstopp für Dieselfahrzeuge der betroffenen Hersteller verhängt worden. Voggenreiter hält es aber für wahrscheinlich, dass in Zukunft wieder Audis mit Dieselmotoren in Amerika verkauft werden. „Von vielen Kunden und Händlern in den USA hören wir, dass sie gern wieder Dieselmotoren hätten, insbesondere für die großen SUVs“, sagte er. „Noch gibt es dazu keine Entscheidung, aber ich kann mir gut vorstellen, dass wir bei den Oberklasse-SUVs auch in Zukunft Potenzial für den Diesel haben.“

Die Vereinigten Staaten sind nach China der wichtigste Markt für die deutschen Autohersteller. In der kommenden Woche startet in Detroit die „North American International Auto Show“, eine der wichtigsten Messen der Branche. Zum Auftakt des neuen Autojahrs blicken die Hersteller nervös auf den künftigen US-Präsidenten Trump, der die Industrie mit deutlichen Ansagen gegen Globalisierung und Freihandel auf Trab hält. (dpa/AFP)

Zur Startseite