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Der neue Mann an der Spitze: VW-Chef Matthias Müller.
© AFP

Neuer VW-Chef Matthias Müller: Vom Lehrling zum Konzernlenker

Gut vernetzt, bei den Mitarbeitern beliebt und ein echter "Konzernzögling": Der bisherige Porsche-Chef Matthias Müller wird neuer Vorstandsvorsitzender bei Volkswagen. Ein Porträt.

Wie er einen stotternden Sportwagenbauer wieder flott bekommt, weiß der neue VW-Chef Matthias Müller. Als Vorstandsvorsitzender von Porsche steht er beim Wachstum seit 2010 auf dem Gaspedal, nachdem die Übernahmeschlacht um den Volkswagen-Konzern den kleinen Edel-Autobauer aus Zuffenhausen ausgebremst hatte. Doch das war ein Klacks im Vergleich zu dem Problemberg, vor dem er jetzt in Wolfsburg mit dem Abgasskandal und anderen schon lange plagenden Schwachstellen steht.

Dem 62-Jährigen helfen bei der Herkulesaufgabe die Erfahrung aus fast vier Jahrzehnten im VW-Konzern und seine Gelassenheit. Er selbst gab sich bei seinem ersten Auftritt als neuer Chef zuversichtlich: "Wir können und wir werden diese Krise bewältigen." Müller war schon im Frühjahr als Wunschkandidat von Ferdinand Piech an der Konzernspitze im Gespräch. Der Firmenpatriarch wollte Vorstandschef Martin Winterkorn, den Müller nun nach dessen Rücktritt beerbt, demontieren. Piech scheiterte am geschlossenen Widerstand des Landes Niedersachsen, der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat und dem Rest seiner Miteigentümerfamilie Porsche/Piech.

Müller genießt nicht nur Piechs Vertrauen, er ist auch ein Weggefährte Winterkorns - aus Sicht mancher Analysten ist er deshalb nicht unbelastet genug für den dringend notwendigen Neuanfang bei VW. Aus Sicht seiner Anhänger spricht für Müller aber, dass er den riesigen Konzern aus zwölf Marken mit rund 600.000 Mitarbeitern gut kennt und steuern kann. Bei Porsche habe er für ein Klima der Offenheit und für Dialog gesorgt, sagte ein Mitarbeiter. Einen solchen Kulturwandel braucht auch die Konzernzentrale, wie der Betriebsrat jüngst erklärte.

Eignerfamilien stehen hinter Müller

Der nahe Chemnitz geborene und in Bayern aufgewachsene Müller bezeichnet sich selbst als Konzernzögling. Seinen Weg bei VW begann er als Auszubildender bei Audi in Ingolstadt. Der gelernte Werkzeugmacher setzte ein Informatikstudium drauf und kehrte zu Audi zurück, wo er als Produktmanager unter dem damaligen Audi-Chef Winterkorn den A3 zum Verkaufsschlager machte. Als Winterkorn 2007 VW-Chef wurde, machte er Müller zum Produktstrategen des Konzerns in Wolfsburg. Nur drei Jahre später schickte Firmenpatriarch Ferdinand Piech ihn in heikler Mission als neuen Chef zu Porsche.

Die Stuttgarter Sportwagenschmiede - im Besitz der VW-Familienhauptaktionäre Porsche und Piech - war 2009 mit dem Versuch gescheitert, den viel größeren VW-Konzern zu übernehmen. Nach den milliardenschweren, kreditfinanzierten Käufen von VW-Aktien hoch verschuldet, wurde der Autobauer Porsche schließlich von VW übernommen. Müllers Aufgabe war es, die Integration zu vollziehen. So nutzt Porsche heute zum Beispiel das VW-Baukasten-System in der Produktion. Das Absatzziel von mehr als 200.000 Fahrzeugen im Jahr wird Porsche voraussichtlich in diesem Jahr - drei Jahre früher als ursprünglich angepeilt erzielen.

Inzwischen sind die Stuttgarter neben Audi die Cash-Cow des VW-Konzerns. "Müller kann mit allen ganz gut, und er ist ein Stratege", beschreibt ein enger Mitarbeiter den Porsche-Chef, der seit März dem VW-Vorstand angehört. Der leidenschaftliche Porsche-Fahrer nimmt kein Blatt vor den Mund. So hatte er sich offen für einen Generationswechsel an der Spitze von Volkswagen nach Winterkorns ursprünglicher Amtszeit 2016 ausgesprochen - und sich selbst wegen seines Alters von dann 63 Jahren nicht in dieser Rolle gesehen. In diesem Zusammenhang war ihm rausgerutscht: "Ich bin zu alt für den Job." Den Satz nahm der mit dichtem weißen Haarschopf jungenhaft Wirkende rasch zurück. Wie man jetzt sieht: Wenn Wolfsburg ihn braucht, ist Müller bereit. mot/rtr

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