Abgasskandal um Diesel-Fahrzeuge: Volkswagen zahlt offenbar Entschädigung, auch Mitsubishi manipulierte
VW soll sich mit den US-Behörden auf einen Vergleich geeinigt haben. Mitsubishi räumt ebenfalls Manipulation von Abgaswerten ein, das japanische Transportministerium führte eine Razzia in einer Fabrik durch.
Volkswagen hat Insidern zufolge in der Abgasaffäre mit den US-Behörden eine grundsätzliche Einigung erzielt. Der Rahmen für ein solches Abkommen stehe, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Mittwoch. Es sei davon auszugehen, dass der deutsche Autobauer beim zuständigen US-Gericht an diesem Donnerstag als eine Option den Rückkauf von bis zu 500.000 manipulierten Dieselfahrzeugen mit 2,0-Liter-Motoren anbieten werde. Womöglich werde er sich auch zu einer Reparatur bereiterklären, sofern die US-Aufseher dafür grünes Licht geben sollten.
„Die Welt“ berichtete unter Berufung auf Verhandlungskreise, dass noch nicht alle Details des Vergleichs geregelt seien. Fest stehe aber, dass jeder US-Halter eines VW-Modells, das mit einer beanstandeten Software ausgestattet sei, 5000 Dollar Entschädigung erhalten solle. Davon unabhängig müsse VW die Kosten für die Umrüstung des jeweiligen Autos tragen. In den USA läuft an diesem Donnerstag eine Frist aus, bis zu der sich Volkswagen mit den Behörden geeinigt haben muss. Sollte ein Kompromiss mit den Behörden scheitern, droht im Sommer ein Prozess.
Bei VW zeichnet sich derweil eine Verzögerung der Ermittlungen durch die US-Kanzlei Jones Day ab. Nach bisheriger Planung sollten die Ergebnisse in der zweiten Aprilhälfte, und zwar vor der VW-Bilanzpressekonferenz am 28. April vorgestellt werden. Nun sieht es nach einem Termin im Mai aus. Jones Day untersucht, wer zu welchem Zeitpunkt Kenntnis von der Manipulation hatte.
Am kommenden Freitag trifft sich der Aufsichtsrat von VW. Dabei will der Vorstandsvorsitzende Matthias Müller endlich das Thema Boni für Vorstandsmitglieder abschließen. Bis zu vier Fünftel der Millionengehälter der Vorstände setzen sich aus Boni zusammen, und die Vorstände weigern sich, auf das Geld komplett zu verzichten. Die jüngsten Nachrichten taten der VW-Aktie gut, die am Mittwoch mit einem Plus von gut sechs Prozent an der Spitze des Dax stand.
Derweil hat sich ein schon lange in der Autoszene diskutierter Verdacht bestätigt: Nicht nur VW hat bei Dieselmotoren die Abgaswerte manipuliert, sondern auch der japanische Autobauer Mitsubishi. Nach dem Eingeständnis vom Mitsubishi hat das japanische Transportministerium eine Razzia in einer Fabrik des Autobauers durchgeführt. Vor einer drohenden Bestrafung des Konzerns wollte die Regierung in der Anlage in der Provinz Aichi zunächst untersuchen, wie der Konzern die Daten für Kleinstwagen schönte, berichteten japanische Medien am Donnerstag. Bei Mitsubishi sind von den Manipulationen 625.000 Autos für den japanischen Markt betroffen; 468.000 davon wurden für Nissan gebaut. Daten, die bei Verbrauchstests verwendet werden, seien manipuliert worden, teilte Mitsubishi Motors mit. Betroffen sind Kleinstwagen, deren Motoren einen Hubraum von maximal 660 Kubikzentimeter haben und die nicht breiter als 1,50 Meter sind.
Von Nissan vorgenommene Verbrauchstests seien von den Daten, die Mitsubishi Motors den Behörden vorgelegt habe, abgewichen, räumte Mitsubishi-Chef Aikawa ein. Die Diskrepanz habe wahrscheinlich etwa fünf bis zehn Prozent betragen. Der Verbrauch der Autos wäre also bei ordnungsgemäßem Verhalten um fünf bis zehn Prozent höher gewesen, als Mitsubishi angegeben hatte.
Produktion und Verkauf der betroffenen Autos seien gestoppt worden. Angesichts der Schwere des Vorfalls werde man nun auch Produkte untersuchen, die für ausländische Märkte hergestellt worden seien, teilte Mitsubishi Motors weiter mit. In Deutschland sind nach jetzigem Stand keine Autos betroffen.
Grenzwerte bei Messungen des Bundesamtes teils deutlich überschritten
Doch auch bei anderen Konzernen sind überhöhte Schadstoffwerte bei Dieselfahrzeugen auffällig geworden. „Süddeutsche Zeitung“, WDR und NDR berichteten, Messungen im Auftrag des Kraftfahrt-Bundesamtes hätten ergeben, dass Konzerne ihre Motoren so konstruiert haben, dass der Schadstoff Stickoxid bei niedrigen Temperaturen ungefiltert in die Luft geblasen wird. Die Grenzwerte würden in der Folge bei vielen der mehr als 50 getesteten Fahrzeugmodelle teilweise um ein Vielfaches überschritten.
Die Untersuchungen erstreckten sich dem Bericht zufolge unter anderem auf Daimler, BMW, VW, Ford, Opel, Renault, Peugeot und Fiat. Die Unternehmen weisen solche Vorwürfe schon länger zurück. Sie berufen sich dabei auf eine Verordnung der EU, die eine zeitweise Abschaltung der Abgasreinigung erlaubt. Das soll Motorschäden bei niedrigen Temperaturen verhindern. Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte, eine Abschalteinrichtung müsse eine „absolute Ausnahme“ sein. Wenn Hersteller die Grenze für ein Aktivieren der Abgasreinigung erst bei zehn oder 20 Grad zögen, entspräche dies nicht den Regeln. (mit dpa, rtr)