Ingenieurbüro des VBKI-Präsidenten: Voigt soll den Westen Berlins untertunneln
Das Ingenieurbüro von Markus Voigt, dem Präsidenten des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), wächst und wächst - Dank zweier Großprojekte der Energiewende
Markus Voigt feiert und netzwerkt gern. Das ist ja auch seine ehrenamtliche Nebenberufung als Präsident des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI). Am Donnerstag feiert der Ingenieur ausnahmsweise einmal hauptberuflich, in ganz eigener Sache: Sein Ingenieurbüro, das er einst an den britischen Konzern Hyder Consulting verkauft hat – um es dann vor knapp drei Jahren unter dem gleichen Namen neu zu gründen –, hat mittlerweile die kritische Masse erreicht: Die Voigt Ingenieure GmbH beschäftigt wieder mehr als 100 Angestellte, betreut Bauprojekte mit Milliardenvolumen. Die Botschaft das Tages: Voigt is back! Das soll gefeiert werden.
Als Gratulanten angesagt haben sich unter anderem Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und Frank Golletz, der technische Geschäftsführer des Stromübertragungsnetzbetreibers 50Hertz. Letztgenannter Grußwortsprecher ist ein Indiz dafür, womit sich das Büro der Voigt Ingenieure derzeit besonders intensiv befasst: Es steuert eines der größten Projekte der Energiewende, den Bau des größten Teils der Höchstspannungstrasse Südostlink. Diese Stromautobahn soll einmal den in den Weiten Ostdeutschlands erzeugten Windstrom über Magdeburg bis in die Industriezentren Bayerns transportieren. Rund 300 der insgesamt etwa 580 Kilometer Leitung, die meisten davon unterirdisch, gehen auf Voigts Rechnung.
Ein begehbarer Tunnel unter Tiergarten und Charlottenburg
Aber auch Wirtschaftssenatorin Pop kommt nicht allein, weil Voigts VBKI-Ball der Wirtschaft jedes Jahr so schön ist. Sie dürfte am Donnerstag offiziell begrüßen, dass 50Hertz – auch hier mit Unterstützung des Teams Voigt – eine neue Höchstspannungsleitung mitten durch Berlin legen wird, und so dazu beiträgt, dass das Stromnetz der Stadt die schwankenden Strommengen aus erneuerbaren Energien besser aufnehmen und verteilen kann.
Konkret baut 50Hertz den bestehenden begehbaren Tunnel mit Stromkabel, der heute bereits von Marzahn bis Mitte führt, weiter gen Westen: der im Durchmesser rund drei Meter breite Tunnel wird in rund 20 bis 30 Meter unter der Stadt gebohrt vom Umspannwerk Mitte in der Bissingenzeile nahe dem Gleisdreieck bis zum Endpunkt der Freileitung an der Rudolf-Wissell-Brücke, die die A100 in Charlottenburg über die Spree führt. Allein für dieses Berliner Projekt (geplanter Baubeginn 2021, hier technische Infos dazu) sind rund 250 Millionen Euro veranschlagt.
Ein Teil des Ku'damm-Büros war mal ein Tanzsaal
Um diese und andere Unternehmungen stemmen zu können, hatte Voigt die Altbau-Büroräume am Ku'damm, Ecke Fasanenstraße, erweitert und eine Etage ausgebaut, die in grauer Vorzeit mal ein Tanzsaal des „Wintergarten“-Varietés gewesen sein soll. Von den mehr als 100 Mitarbeitern sind 70 bis 80 Prozent Ingenieurinnen und Ingenieure. „Wir haben Hierarchien weitgehend abgeschafft und alles, was mit Bürokratie zu tun hat, outgesourced“, erklärt Voigt. Er sei stolz auf das Start-up-Tempo mit einem Old-Economy-Geschäftsmodell. Zugleich weiß er: „Das hat auch mit der Stadt Berlin zu tun. Wo anders hätte ich nie so schnell, so viele gute Leute bekommen“.
Übrigens sind rund 40 Prozent seiner Angestellten Frauen, ein hoher Anteil für diese Branche. „Womöglich profitiere ich davon, dass die DDR Frauen in Ingenieurberufen sehr stark gefördert hat“, mutmaßt Voigt. Genau weiß er es nicht – und will es offenbar auch nicht wissen. „Ich beschäftige mich mit den kaufmännischen Fragen und achte darauf, dass mir und meinen Angestellten auch immer genug Zeit bleibt für andere Dinge“, sagt er. In seinem Fall ist es der VBKI. Denn der Verein nimmt tatsächlich viel Raum im Kalender ein. Ansonsten verbringt Voigt auch gern Zeit mit der Familie und auf dem Hochsitz bei der Jagd.
Da bliebt nicht so viel Zeit, sich über ein weltberühmtes Projekt zu ärgern, das seine Ingenieure ebenfalls betreuen, und das sogar „sehr gut“, wie der Chef betont: Nämlich die Bauten auf der Luftseite, also dem Vorfeld, am Flughafen BER. Mit der Sprinkleranlage im Terminal hat er also nichts zu tun. „Aber das Projekt hat leider einen so schlechten Ruf bekommen, dass wir damit nicht werben können“, bedauert Markus Voigt. Und das werde sich wohl vor Mitte 2019 kaum ändern.