Allianz: Versicherer überrascht mit Gewinnsprung
Allianz-Chef Michael Diekmann will in diesem Jahr knapp zehn Milliarden Euro verdienen - trotz Flut, Niedrigzinsen und Problemen bei der US-Tochter Pimco.
In den vergangenen Wochen hatte Allianz-Chef Michael Diekmann wirklich einiges um die Ohren: Jahrhundertflut, Hagelschäden, Probleme bei der US-Tochter Pimco und dann auch noch das Chaos um die vorzeitige Ablösung von Peter Löscher durch Joe Kaeser an der Spitze des Siemens-Konzerns, in dessen Aufsichtsrat Diekmann sitzt.
Doch den Manager ficht all das nicht an: „Ich glaube, mit Kaeser haben wir einen exzellenten CEO“, sagte Diekmann am Freitag in einer Telefonkonferenz. Und auch sein eigenes Haus hat der Allianz-Chef gut im Griff. Dafür sprechen zumindest die Zahlen, die Diekmann und sein Vorstandskollege Dieter Wemmer am Freitag präsentierten.
Im zweiten Quartal stieg das operative Ergebnis – also die Gewinne aus dem Versicherungsgeschäft – um fünf Prozent auf 2,4 Milliarden Euro, der Gewinn kletterte unterm Strich sogar um 27 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. „Trotz Rekordhochwasser in Mitteleuropa, anhaltend niedriger Zinsen und unbeständiger Kapitalmärkte ist unser Geschäft profitabel gewachsen“, sagte Diekmann sichtlich zufrieden. Auch für das weitere Jahr ist der Allianz-Chef zuversichtlich. An dem Ziel, bis zum Jahresende ein Betriebsergebnis zwischen 8,7 und 9,7 Milliarden Euro zu erzielen, hält der Konzern nicht nur fest. Man sehe das Ergebnis sogar am oberen Ende der Spanne, schob Diekmann nach. Die Börse honorierte das mit einem kräftigen Kursgewinn der Aktie.
Dabei waren die letzten Wochen für die Allianz keinesfalls leicht. Die Wetterschäden bezifferte Allianz-Vorstand Wemmer auf „eine Milliarde Euro brutto“. Allein der Hagel am vergangenen Sonntag hat die Allianz nach ersten Schätzungen mit 200 Millionen Euro belastet. Für das Jahrhunderthochwasser hat Deutschlands größte Versicherung 700 Millionen Euro an die Kunden ausgezahlt. „Gut 50 000 Kunden haben uns bisher Schäden gemeldet, von denen wir bereits 32 000 reguliert haben“, erklärte Wemmer. Weil die Allianz jedoch einen Großteil der Flutschäden an Rückversicherer weitergeben konnte, blieben bei den Münchnern nur 330 Millionen Euro hängen.
Probleme bereiten Diekmann jedoch nach wie vor die niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten. Sie machen allen Lebensversicherern das Geschäft schwer. Denn diese müssen das Geld ihrer Kunden nicht nur sicher, sondern auch rentabel anlegen, um die Zinsgarantien für die Versicherten zu erwirtschaften. Daher geht die Allianz seit kurzem neue Wege. Sie bietet Kunden zusätzlich zu den klassischen Produkten eine neue Lebensversicherung an, die in der Ansparphase auf den Garantiezins von derzeit 1,75 Prozent verzichtet, dafür aber unterm Strich mit höheren Überschüssen lockt. Der Ansturm halte sich aber noch in Grenzen, musste Diekmann am Freitag einräumen.
Zugleich sucht die Allianz weiter nach lukrativen Geldanlagen abseits der Finanzmärkte.
Zu Gerüchten, dass der Versicherer gemeinsam mit Siemens das LKW-Mautsystem Toll Collect übernehmen will, wollte Diekmann zwar keine Stellung nehmen. Die Allianz habe aber ein „starkes Interesse“ an Infrastrukturprojekten, betonte er. Der Vorteil: Die Allianz würde sich damit unabhängiger von der Geld- und Niedrigzinspolitik der Notenbanken machen. Von den „erratischen Zinsentwicklungen“ weiß besonders die US-Tochter Pimco ein Lied zu singen. Der erfolgsverwöhnte Vermögensverwalter, eines der Zugpferde im Allianz-Konzern, konnte im zweiten Quartal mit 4,3 Milliarden Euro nur noch gut ein Zehntel des Geldes einsammeln, das die Anleger Pimco in den ersten drei Monaten gegeben hatten. Der Grund: Pimcos Vorzeigefonds Total Return, der allein ein Fünftel von Pimco ausmacht, hatte im Juni 2,64 Prozent verloren. Investment-Guru Bill Gross hatte auf steigende Kurse von US-Staatsanleihen gesetzt, doch US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
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