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Weiße Ware. Auch Waschmaschinen und Kühlschränke lassen sich immer häufiger mit dem Internet verbinden. Ein Kaufargument ist das noch nicht zwingend.
© AFP

Ifa Berlin: Vernetzte Geräte kämpfen mit fehlenden Standards

Waschmaschinen, Fernseher, Kühlschränke werden immer selbstständiger. Bei Kunden macht sie das nicht unbedingt beliebter. Auf der Ifa sind sie dennoch Trend.

Markus Miele blickt stolz in die Pfanne. Nach acht Minuten auf dem Herd sieht das Spiegelei noch immer perfekt aus. Das Eigelb ist leicht flüssig, das Eiweiß macht seinem Namen Ehre. „Schade, dass wir nicht so viel Zeit haben“, ruft er. „Es sähe auch nach zwölf Minuten noch perfekt aus.“ Was der Chef des Hausgeräteherstellers seinem Publikum auf der Berliner Ifa sagen will: Der Herd, an dem er da auf dem Messestand steht, ist schlau. Er erkennt, aus welchem Material die Pfanne ist, wann er die optimale Temperatur erreicht hat, wann er sich abschalten muss, damit nichts mehr anbrennt.

Mieles Stolz über die clevere Kochstelle mag berechtigt sein, alleine ist das Traditionsunternehmen mit solchen Ideen nicht. Auf der Internationalen Funkausstellung wimmelt es von smarten Geräten. Kühlschränke schaffen die optimalen Voraussetzungen für Gemüse oder Fleisch. Waschmaschinen erkennen nicht nur den Stoff, sondern auch wie verschmutzt er ist und berechnen die richtige Menge Waschmittel. Ihre Erkenntnisse über die Wäsche teilen sie über das Internet mit dem Trockner. Saugroboter lassen sich von unterwegs per App programmieren, Thermostate schalten Heizungen ab, wenn der vernetzte Rauchmelder Alarm gibt. Smart Home ist das Trendthema auf der Ifa – wieder einmal. Bereits in den vergangenen Jahren warben auch die Hersteller abseits von Smartphones, Tablets oder Fernsehern mit dem Kommunikationstalent ihrer Geräte.

Smart Home ist mal wieder Trendthema

Allein, die Verbraucher haben die Botschaft nicht verstanden. Bislang seien die Ausblicke in der Tat ein wenig zu optimistisch gewesen, gibt Klaus Böhm zu. „Aber inzwischen ist die Vernetzbarkeit der Geräte zu einem ausschlaggebenden Argument beim Kauf geworden“, sagt der Deloitte-Experte. In einer aktuellen Studie geht die Unternehmensberatung nun davon aus, dass sich die Zahl der vernetzten Geräte, die über eine Funkverbindung mit dem Internet verbunden sind, hierzulande innerhalb von fünf Jahren auf 100 Millionen mehr als verdoppelt. Smartphones und Tablets seien da gar nicht eingerechnet, weil sie zwar als Steuergeräte wichtig seien, aber bereits heute zum Standard gehörten. Frühere Studien von Marktforschern erwarten 2020 bis zu 50 Milliarden vernetzte Geräte weltweit im sogenannten Internet der Dinge – von der elektrischen Zahnbürste bis zum selbst fahrenden Auto.

Eine der Hauptursachen für das in jüngerer Vergangenheit verhaltene Interesse der Kunden an der neuen Technologie sieht Unternehmensberater Böhm in der mangelnden Zusammenarbeit der Hersteller. „Fehlende Standards sind sicherlich eine Wachstumsbremse.“ Schließlich nützt es wenig, wenn der neu angeschaffte Fernseher nicht mit der Musikanlage spricht, weil sie auf unterschiedlichen Betriebssystemen laufen.

Ringen um einen einheitlichen Standard

Zwar gibt es zahlreiche Beispiele für vereinzelte Kooperationen von Herstellern. So arbeiten etwa Smartthings und Amazon daran, dass sich die Geräte der Samsung-Tochter mit dem vernetzten Lautsprecher Echo verstehen. Daimler und die Google-Tochter Nest wollen erreichen, dass Fahrer ihre Wohnung von unterwegs regeln können. Doch solche Insellösungen sind Verbrauchern auf Dauer nur schwer zuzumuten.

Eine sinnvolle Lösung wären deshalb Plattformen, auf denen unterschiedliche Hersteller ihre Produkte miteinander sprechen lassen. Doch diese eine Plattform gibt es nicht. Google bietet eine an, Apple auch, in Europa gibt es die Initiative EEBus, bei der sich unter anderem Bosch, Miele, die Deutsche Telekom oder Eon beteiligen.

Beim Ringen um den Standard sollten die Hersteller ein Thema nicht außer Acht lassen. Datensicherheit für die Kunden werde von vielen Unternehmen unterschätzt, berichtet Böhm aus der Praxis. Dabei sei es „einer der Schlüssel“, damit sich Smart Home endlich beim kritischen Verbraucher durchsetze. Da kann das Spiegelei noch so perfekt sein.

Die Technik-Messe Ifa in Berlin geht in diesem Jahr mit einem deutlichen Ausstellerplus an den Start. Mit 1645 Unternehmen, die vom 4. bis 9. September ihre Neuheiten aus den Bereichen Unterhaltungselektronik und Hausgeräte unter dem Berliner Funkturm vorstellen, verzeichnet die Messe ein Plus von sieben Prozent, wie deren Chef Christian Göke am Mittwoch mitteilte. Die Ausstellungsfläche wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent auf rund 150 000 Quadratmeter – das Messegelände ist bereits komplett ausgefüllt. Trends der Schau sind neben dem vernetzten Zuhause auch hochauflösende Fernseher und Geräte rund ums Musikstreaming. Traditionell runden Promis und Konzerte das Programm der Funkausstellung ab.

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