zum Hauptinhalt

Bundesbank-Studie: Vermögen deutscher Haushalte kleiner als in Euro-Krisenländern

Laut einer Studie der Bundesbank liegen die Vermögen deutscher Privathaushalte deutlich unter den Haushaltsvermögen in Krisenländern wie Spanien und Italien. Allerdings haben deutsche Haushalte Vermögenswerte, die erst auf den zweiten Blick erkennbar sind.

Die Vermögen der Privathaushalte in Deutschland sind einer Studie der Bundesbank zufolge deutlich kleiner als in Euro-Krisenländern wie Spanien oder Italien. Das mittlere Vermögen deutscher Haushalte belaufe sich auf rund 51.400 Euro netto, teilte die Bundesbank am Donnerstag in Frankfurt am Main mit. In Italien betrage das Haushaltsvermögen rund 163.900 Euro, in Spanien rund 178.300 Euro.

In Frankreich belaufe sich das Vermögen der Haushalte im Mittel auf 113.500 Euro, erklärte die Bundesbank weiter. Der für Österreich ermittelte Wert liege mit 76.400 Euro näher am deutschen Niveau. In Deutschland selbst falle das mittlere Vermögen im Osten mit 21.400 Euro deutlich geringer aus als im Westen mit 78.900 Euro je Haushalt.

Die Bundesbank berechnete für die Untersuchung die mittleren Vermögen der Haushalte mit dem sogenannten Median. Dabei handelt es sich zwar um einen Mittelwert, der aber auf andere Weise ermittelt wird als der herkömmliche Durchschnittswert, das arithmetische Mittel. Der Median wird dadurch weniger stark durch Ausreißerwerte nach oben und unten verzerrt. Besonders reiche oder arme Haushalte fallen also weniger ins Gewicht. Zur Berechnung des Medians wurde eine repräsentative Auswahl der 40 Millionen Haushalte in Deutschland in einer Reihenfolge nach aufsteigendem Vermögen aufgereiht und die Gesamtzahl der Haushalte dann in zwei Hälften geteilt: Auf der einen Seite liegen die Haushalte mit einem Vermögen über dem Mittelwert, auf der anderen Seite Haushalte mit einem geringeren Vermögen.

Für das im Vergleich mit anderen Euroländern geringere mittlere Vermögen der Haushalte in Deutschland gibt es nach Angaben der Bundesbank eine Reihe von Gründen. So seien etwa nicht alle Vermögensansprüche der Haushalte erfasst wie etwa gegenüber der gesetzlichen Sozialversicherung. Damit aber würden für viele Haushalte „die meisten der Lebensrisiken und Grundbedürfnisse zumindest prinzipiell“ abgedeckt. Beispiele hierfür seien die gesetzliche Vorsorge für Alter, Arbeitslosigkeit oder Krankheit. Aber auch staatlich finanzierte Bildung an Schulen und Hochschulen falle darunter.

Das mittlere Vermögen in Deutschland werde auch immer noch durch die Wiedervereinigung gedrückt, teilte die Bundesbank weiter mit. Daneben sei die Neigung der Deutschen, Immobilien zu kaufen, vergleichsweise gering.

Auch bei Berechnung des Vermögens der Haushalte über den herkömmlichen Durchschnittswert liegen die Deutschen hinter anderen Euro-Staaten zurück, wie aus der Untersuchung der Bundesbank hervorgeht. Bei spanischen Haushalten liege das durchschnittliche Vermögen bei 285.800 Euro netto, in Österreich bei 265.000 Euro und in Frankreich bei 229.300 Euro. In Deutschland belaufe sich der Wert auf 195.200 Euro - liegt aber im Westen mit 230.240 Euro in etwa auf dem Niveau von Frankreich. Für Italien liegt demnach kein Durchschnittwert vor.

Die Bundesbank befragte für die repräsentative Untersuchung knapp 3600 Haushalte in Deutschland zwischen September 2010 und Juli 2011. In den anderen Euro-Ländern erfolgten ähnliche Befragungen, mit deren Ergebnissen die Notenbanken ihre Entscheidungsgrundlagen verbessern wollen. (AFP)

Zur Startseite