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Autofahrer zeigt "Stinkefinger" aus seinem Auto.
© dpa

Studie zu Autofahrern: Verkehrsverhalten: aggressiv, gestresst, rücksichtslos

Eine Umfrage zeigt: Ein großer Teil der deutschen Autofahrer ist im Durchschnitt ziemlich ungeduldig - und nicht gerade selbstkritisch.

Hupen, drängeln, auf der Autobahn rechts überholen – so sieht er aus, der Verkehrsalltag der ungeduldigen Deutschen. Fast die Hälfte der Männer (44 Prozent) und mehr als ein Drittel der Frauen (39 Prozent) gibt zu, „mindestens manchmal aggressiv“ zu fahren. Bei den 20- bis Mitte 40-Jährigen sagte das die Mehrheit, wie aus einer Umfrage der Unfallforscher der Versicherer hervorgeht. Siegfried Brockmann, der an der Studie beteiligt war, hält dieses Stimmungsbild für repräsentativ.

Überrascht hat ihn, dass gut verdienende Akademiker besonders rücksichtslos fahren. „Ich denke, es sind Menschen, die es gewohnt sind, sich durchzusetzen. Und die Straße als ein Revier sehen, in dem sie sich durchzusetzen haben“, sagte er am Montag.

Frauen wehren sich häufiger

Rund die Hälfte der Befragten fühlt sich unterwegs gestresst. Hohe Zustimmungswerte gibt es auch für die Begriffe „aufreibend“ und „chaotisch“. Rund ein Drittel macht der Straßenverkehr generell „nervös“. Im Vergleich zum Jahr 2010 fühlen sich aber deutlich mehr Menschen im Straßenverkehr sicher. Der Wert stieg von gut der Hälfte der Befragten auf fast zwei Drittel. Das positive Ergebnis überraschte die Unfallforscher. Eine von Brockmanns Erklärungen lautete: „Da sitzt eine neue Frauengeneration am Steuer, die das Fahrzeug selbstbewusst führt“.

Frauen lassen sich laut der Studie auch weniger gefallen. Drängelt der Hintermann, tritt ein Drittel erstmal auf die Bremse, um ihn zu ärgern. Dieser Wert liegt um zwei Prozent höher als bei Männern. Gegenüber Überholern beschleunigen Frauen gern kurz mal. Wenn sie sich ärgern, fahren sie schneller. Selbst drängeln - das tun Frauen deutlich weniger als Männer. „ Ihnen geht es eher um Selbstbehauptung und ums Erziehen der anderen“, sagt Forscher Brockmann. Männer zeigten dagegen weiterhin ein Dominanzverhalten.

Ein verzerrtes Selbstbild

Kritikfähigkeit ist den deutschen Autofahrern nicht so wirklich gegeben. Zwar beobachten fast alle Befragten ein zu dichtes Einscheren anderer Autos oder dreistes Vorbeiziehen. Aber nur ein Fünftel gibt zu, das auch schon einmal getan zu haben. 97 Prozent haben gesehen, wie Radfahrer zu dicht überholt werden, aber fast genauso viele schwören, dass sie immer viel Rücksicht auf Radler nehmen. Brockmann erklärte diesen Widerspruch mit einer falschen Selbstwahrnehmung bei Autofahrern – und dem Glauben, selbst sehr gut und aufmerksam zu fahren.

Wie verzerrt dieses Selbstbild ist, zeigt die Unfallstatistik: Die meisten Crashs bauen nach der Umfrage jene Autofahrer, die besonders rücksichtslos sind. Sie kassieren auch die meisten Strafen bis hin zu Fahrverboten. „Es trifft die Richtigen, aber die Strafen führen nicht zu einem weniger riskanten Verhalten“, bilanziert Brockmann.

Keine Mails checken? Eine Lüge

Am ständigen Griff nach dem Smartphone liegen die Unfälle nicht. Zumindest scheint das so. Im Vergleich zu 2010 bekennen sich deutlich weniger Autofahrer zum Handy am Steuer. 80 Prozent geben an, niemals ohne Freisprechanlage zu telefonieren. Nur fünf Prozent sagten, bei der Fahrt SMS oder E-Mails zu lesen.

Unfallforscher Brockmann glaubt jedoch nicht an den großen Bewusstseinswandel. „Das hat mit der Realität wenig zu tun“, meinte er. Die Angaben, das Smartphone während der Fahrt nur selten zu zücken, hält er für eine, wenn auch nicht bewusste, Lüge. Es sei wohl ein Effekt von sozialer Erwünschtheit.

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