zum Hauptinhalt
Neue Allianz. Überraschend tauchte Mark Zuckerberg auf einer Samsung-Präsentation in Barcelona auf.
© Alberto Estévez/dpa

Samsung und Facebook: Vereint in der virtuellen Welt

Der Boom bei Smartphones geht zu Ende. Deshalb schließen sich Samsung und Facebook für das nächste große Ding zusammen. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona sind sie damit aber nicht allein.

Das neue Samsung Galaxy S7 hat es plötzlich ziemlich schwer. Bei der Präsentation des Spitzen-Smartphones des südkoreanische Tech-Konzerns steht wie aus dem Nichts Mark Zuckerberg auf der Bühne.

Mit dem Kauf des Start-ups Oculus hatte der Gründer und Chef des sozialen Netzwerks Facebook einst zwei Milliarden Dollar auf die virtuelle Realität (VR) gesetzt. Nun tut er sich mit Samsung zusammen, um der Technologie zusätzlichen Schub zu verleihen.

"Virtuelle Realität ist die nächste Plattform", sagt er am Sonntagabend auf dem Mobile World Congress. Und sie werde mit der Zeit alle Lebensbereiche verändern.

Sättigung zwingt Hersteller zum Umdenken

Samsung setzt massiv auf den Trend virtuelle Realität. Denn nach Jahren des weltweiten Booms bei Smartphones deutet sich eine Sättigung an. Obwohl Märkte wie Indien, China oder Afrika noch großes Potenzial haben, geht Samsung von einem schwächeren Zuwachs bei Umsatz und Gewinn aus. Im wichtigen Weihnachtsquartal war der Absatz von Smartphones zum Vorquartal sogar zurückgegangen.

Das spürt auch Apple. Tim Cook, Chef des kalifornischen Tech-Konzerns, erwartet für das laufende Quartal einen sinkenden Absatz beim iPhone. Insbesondere die preisgünstige Konkurrenz aus China - Xiaomi, Oneplus, Huawei, ZTE und andere - findet hingegen in Schwellenländern reißenden Absatz.

Geld verdienen mit der virtuellen Realität

Erst in der abgelaufenen Woche stellte die indische Firma Ringing Bells ein Smartphone vor, das dank staatlicher Zuschüsse umgerechnet gut drei Euro kosten soll. Aber auch mit Geräten zum Preis von um die 20 Euro, können - und wollen - die Premiummarken nicht mithalten.

Ihnen geht es vielmehr darum, den Kosmos des Konsumenten mit neuen Geräten zu erweitern - und damit mittelfristig nicht weniger, sondern mehr Geld zu verdienen. Zuvor müssen sie dem Kunden die neuen Erlebniswelten aber schmackhaft machen. Samsung gibt deshalb Käufern, die vor dem Marktstart am 11. März eines der neuen Smartphones vorbestellen, eine Gear-VR-Brille dazu. 

Auch Apple-Chef Cook sieht Potenzial

Facebook als längerfristigen Partner gewonnen zu haben, dürfte ein großer Erfolg für Samsung sein. Wenn es darum gehe, ein Ökosystem aus Partnern und Services aufzubauen, sehen Marktbeobachter wie Thomas Husson, Analyst bei Forrester, Samsungs Rivalen Apple eigentlich besser aufgestellt. „Das Fenster der Möglichkeiten für Samsung wird begrenzt sein bis zum Launch von Apples neuem iPhone“, zeigt sich Husson überzeugt.

Apple-Chef Tim Cook, der sich sonst nicht gern in die Karten schauen lässt, lobte vor kurzem ungewöhnlich offen die Virtual-Reality-Technologie. „Ich denke nicht, dass VR in einer Nische spielt. Das ist wirklich cool und hat einige interessante Auswirkungen“, sagt er.

Der Markt für virtuelle Realität werde im laufenden Jahr um mehr als das Vierfache auf ein Volumen von drei Milliarden Dollar wachsen, sagt Samsung-Manager Martin Börner. Zahlreiche Brillen, etwa Sonys Playstation VR, die Oculus VR und die Vive von HTC kommen im Laufe der kommenden Monate auf den Markt. Lange haben die Entwickler an der neuen Technologie getüftelt, 2016 soll nun der Durchbruch kommen.

Zwischen 20 und 800 Dollar

Zuckerberg teilt die Euphorie über das Potenzial von VR-Anwendungen. Facebook habe schon früh in die Entwicklung dieser Technologie investiert, betonte er. Gerade nach der Geburt seiner Tochter sei ihm klar geworden, dass er später nicht nur Fotos oder Filme von ihr ansehen wolle, sondern auch ganz in die jeweilige Szene eintauchen möchte. Zuckerberg hob die Stärke von Samsung als Hardware-Hersteller hervor. In die Partnerschaft will Facebook im Gegenzug sein Software-Know-how einbringen. Mit Oculus arbeitete Samsung bereits bei der Gear VR zusammen.

Der Smartphone-Spezialist HTC, der in seinem bisherigen Kerngeschäft mit Mobiltelefonen unter Druck steht, kündigte den Marktstart seines High-Tech-Headsets Vive für April an. Mit 799 Dollar wird es sogar teurer als das Oculus-Modell Rift. Mit Sensoren ausgerüstete Brillen-Gehäuse zum Einstecken von Smartphones kosten zum Teil nur 20 Dollar.

Eine Produktwelt rund ums Smartphone

Auch LG, Samsungs einheimischer Rivale, stellte eine neue VR-Brille vor. Doch das Unternehmen will sich nicht auf den Erfolg in der virtuellen Welt verlassen. Deshalb baut es um das neue Smartphone G5 eine ganze Produktwelt auf. So soll das Spitzenmodell vom Smartphone zum Alleskönner werden.

Mit dem Zusatz „LG 360 Cam“ wird es zu einer Kamera für Panorama-Ansichten. Für bessere klassische Fotos gibt es das einschiebbare Kamera-Modul „Cam Plus“. Und das mit Bang & Olufsen entwickelte „LG Hi-fi Plus“ soll das Smartphone zu einer Audio-Anlage machen. Mit einem zusätzlichen „Smart Controller“ können Nutzer zudem Drohnenflüge steuern und dabei Bilder auf dem Display des eingesteckten Smartphones verfolgen.

Ein weiteres Kaufargument könnte für viele Kunden der herausnehmbare Akku sein. In den meisten Flaggschiff-Modellen der Hersteller ist das nicht mehr möglich. Bei LG lässt sich ein Fach herausziehen, und der Akku wird dann durch einem vollgeladenen ersetzt. An komplett modularen Smartphones wird unter anderem bei Google gearbeitet, doch die Modelle sind noch nicht reif für den Markt. (mit dpa)

Zur Startseite