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Die größten Kapitalvernichter: Verbranntes Geld

Solarfirmen gehörten 2013 zu den größten Verlierern am Aktienmarkt. Aber auch die Energiekonzerne, K+S sowie Thyssen-Krupp haben viel Wert verloren.

Frankfurt am Main - Nicht alle Aktiensparer haben 2013 profitiert, obwohl die Kurse an der Börse deutlich zugelegt haben. Allein beim Deutschen Aktienindex ging es um 25 Prozent nach oben, Spitzenreiter Continental brachte es sogar auf ein Plus von rund 82 Prozent. Bei fünf Dax-Unternehmen lief es allerdings alles andere als rund, wie die Liste der 50 größten Kapitalvernichter zeigt, die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Mittwoch in Frankfurt am Main vorstellte. Für das Ranking vergibt die DSW Punkte für die Kursentwicklung im vergangenen Jahr und den vergangenen drei beziehungsweise fünf Jahren.

Größter Verlierer ist demnach das Bonner Unternehmen Solarworld, dessen Kurs im vergangenen Jahr knapp 57 Prozent und über die vergangenen drei Jahre sogar 97 Prozent eingebüßt hat. Am Mittwochabend meldete das Unternehmen, der Umsatz sei 2013 um etwa 25 Prozent auf 456 Millionen Euro gefallen. Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging demnach auf 147 Millionen von 203 Millionen Euro im Jahr davor zurück.

3W Power/AEG Holding, vor etlichen Jahren übernommen unter anderem von Ex-Karstadt-Chef Thomas Middelhoff, rangiert an zweiter Stelle der größten Kapitalvernichter vor YOC, einem Vermarkter von Internetseiten. Beide Aktien haben ihren Besitzern in den vergangenen drei Jahren Verluste von jeweils rund 80 Prozent beschert. Unter den ersten zehn des Rankings finden sich auch die Freiburger Solar Fabrik und die Fluggesellschaft Air Berlin mit Kurs-Einbußen von jeweils rund 65 Prozent seit Ende 2010.

Überhaupt sind mehrere Solarfirmen und Anbieter erneuerbarer Energien auf der Liste zu finden. Nicht berücksichtigt werden in dem Dokument allerdings Aktien der Unternehmen, die seit 2013 im Insolvenzverfahren stecken, also etwa IVG Immobilien, Loewe oder SAG Solarstrom. RWE, K+S, E.ON und ThyssenKrupp reihen sich in die Aufstellung ein, mit Einbußen von bis zu 70 Prozent in den vergangenen drei Jahren.

Insgesamt profitierten aber auch die größten Kapitalvernichter, die seit 2009 auf ein Minus von durchschnittlich 47 Prozent kommen, von dem guten Börsenjahr: Da einige Firmen 2013 einen Teil ihrer Verluste aus den Vorjahren wettmachen konnten, erreichten die 50 Unternehmen im Schnitt ein Kursplus von 2,9 Prozent. Ein Beispiel ist die Commerzbank, die auf Platz neun im Ranking liegt. Auf Fünfjahressicht liegt das Minus der Aktie bei knapp 71 Prozent. 2013 schaffte das Geldhaus aber immerhin ein Plus von rund zehn Prozent.

Gleichwohl dürfte es für Anleger dieses Jahr noch schwerer werden, die richtigen Unternehmen herauszufiltern. Denn viele Aktien sind nicht mehr günstig bewertet. Zudem nehmen die Marktschwankungen zu: Für Unsicherheit sorgen nicht nur die schrittweise Rückführung der Liquiditätsspritzen der Notenbanken, sondern nun auch die Ukraine-Krise.

Für Anleger sei die Aufstellung der größten Kapitalvernichter eine wichtige Informationsquelle, aber nicht zwingend ein Verkaufssignal, sagt DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. „Manchmal ist es sogar genau das Gegenteil.“ Er erinnert an den Windanlagenbauer Nordex, der vor Jahren ebenfalls auf der Liste der Kapitalvernichter stand, 2013 aber zu den größten Gewinnern an der Börse gehörte. „Aber wer jetzt – trotz Hausse – noch auf der Liste steht, hat mehr als nur operative Probleme, und es gilt für Anleger, ernsthaft die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle zu prüfen.“ Schließlich sei es nahezu unmöglich, Verluste von 70, 80 oder 90 Prozent aufzuholen. mit HB

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