„Geisterfirmen“ im Ausland: US-Politik wirft Apple Steuertricks vor - Cook verteidigt sich
Apple-Chef Tim Cook muss sich vor dem US-Senat gegen den Vorwurf wehren, den Fiskus um Milliarden geprellt zu haben. Der US-Konzern verteidigt sich damit, lediglich legale Spielräume genutzt zu haben.
Der Einfallsreichtum von Apple ist Legende – nun jedoch gerät der US- Konzern wegen seiner kreativen Ideen bei der internationalen Steuervermeidung immer stärker unter politischen Druck. Apple-Chef Tim Cook musste sich am Dienstagabend vor einem Unterausschuss des US-Senats gegen einen schweren Vorwurf wehren: Der kalifornische Technologiekonzern soll im großen Umfang Steuerschlupflöcher genutzt haben. Dadurch seien dem Fiskus Milliarden von Dollar entgangen, hieß es in einem 40-seitigen Ausschussbericht, der am Vorabend veröffentlicht worden war.
Apple habe durch eine geschickte Konstruktion seiner Konzernstandorte Gewinne und Dividenden zwischen verschiedenen Steueroasen so verbucht, dass die Steuerschuld – trotz Milliardenerlösen – minimiert wurde, heißt es in dem Bericht. Die europäische Hauptvertretung in Irland, über die die Apple-Läden in ganz Europa geführt werden, soll in den vergangenen fünf Jahren sogar gar keine Unternehmenssteuern abgeführt haben. Apple hat seinen weltweiten Gewinn seit 2002 von 65 Millionen Dollar auf 41,7 Milliarden Dollar vervielfacht.
Apple-Chef Cook wies die Kritik vor dem Senatsausschuss zurück. „Wir sind stolz darauf, ein amerikanisches Unternehmen zu sein und unseren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten“, sagte Cook. Der Konzern habe Mitarbeiter in allen Bundesstaaten. „Wir haben uns dafür entschieden, das Design und die Entwicklung der Geräte hier in den USA zu lassen.“ Apple sei der größte Steuerzahler unter allen US-Unternehmen, wiederholte er frühere Aussagen. Er räumte aber auch ein, dass 70 Prozent der Geldreserven im Ausland lägen. „Wir nutzen das Geld, um unser Auslandsgeschäft zu betreiben.“ Es sei zu teuer, das Geld bei einem Steuersatz von 35 Prozent in die USA zu holen. „Unser Steuersystem benachteiligt uns gegenüber unseren ausländischen Konkurrenten.“
„Der Fakt, dass unsere Tochterfirmen in Irland nicht steuerpflichtig sind, hat keinen Einfluss auf unsere US-Steuern“, sagte Finanzchef Peter Oppenheimer in der gleichen Anhörung. Die Firmenstruktur mache es schlicht einfacher, das Geschäft zu führen. „Unser Unternehmen ist etwas größer als das, was Steve Jobs vor vierzig Jahren in der Garage seiner Eltern gegründet hat“, sagte Cook.
In dem Senatsbericht heißt es, an die Apple-Vertretung mit einer Post-Adresse in Cork seien allein zwischen 2009 bis 2012 Dividenden in Höhe von knapp 30 Milliarden Dollar geflossen. Es wurden drei Apple-Vertretungen in Irland genannt, die dort keinen Steuersitz hätten. „Apple hat den Unterschied zwischen irischen und US-Regelungen für Steuersitze ausgenutzt“, hieß es in dem Bericht.
Die Anhörung im US-Senat ist der vorläufige Höhepunkt in den Bemühungen verschiedener Regierungen, die umstrittene Steuerpraxis von US-Konzernen wie Apple, Google, Starbucks oder Amazon politisch in den Griff zu bekommen. Auch Vertreter der Technologiekonzerne Hewlett-Packard und Microsoft mussten bereits vor dem US-Ausschuss aussagen.
Wie Apple verteidigen sich die Unternehmen mit dem Hinweis, sie nutzten keine Tricks, sondern legale Möglichkeiten der Steueroptimierung. Auch Mitglieder des Senatsausschusses erklärten, Apple habe nicht gegen Gesetze verstoßen und bei den Untersuchungen in der Angelegenheit kooperiert. In Großbritannien, Frankreich und Deutschland, die zu den wichtigsten Absatzmärkten der US-Konzerne zählen, regt sich ebenfalls zunehmender Widerstand. Die Organisation für Wirtschaft und Zusammenarbeit in Europa (OECD) will in den nächsten Monaten einen Maßnahmenkatalog vorlegen, um Steuertricks großer Unternehmen zu verhindern. Auch auf dem anstehenden EU-Gipfel diese Woche ist die Bekämpfung von Steuerflucht ein wichtiges Thema.
Ungeachtet der Steuerdebatte behauptet sich Apple als weltweit wertvollste Marke. Nach einer Erhebung des Marktforschers Millward Brown trägt der Konzern den Titel zum dritten Mal in Folge. Die Rangliste „BrandZ“ schätzt den Markenwert von Apple auf 185,1 Milliarden Dollar. Google (113,7 M Dollar) konnte IBM (112,5 M) überholen und auf den dritten Platz verdrängen. (mit Reuters/dpa)