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Elon Musk
© Sykes/dpa

Von Elon Musk bis Joe Kaeser: Unsere Wirtschafts-Köpfe des Jahres 2018

Tesla-Chef Elon Musk sorgte auch dieses Jahr für Aufsehen, die Chefs der Deutschen Bank und der Bahn stehen vor riesigen Aufgaben

Elon Musk

Bald soll es soweit sein: Tesla will im Februar die ersten Model3-Fahrzeuge auf deutschen Straßen rollen lassen. Das E-Auto für den „Massenmarkt“ soll die deutschen Premium-Hersteller jagen, die im kommenden Jahr ebenfalls mit elektrischen Autos Kunden gewinnen wollen. Tesla-Chef Elon Musk tat 2018 alles, um diesen Premium-Anspruch zu konterkarieren. Analysten kanzelte er trotz miserabler Zahlen ab; er brachte einen nebulösen Rückzug von der Börse ins Gespräch, legte sich mit der US-Börsenaufsicht SEC an, beschwor in Interviews Burnout-Krisen und Drogenprobleme, die „Produktionshölle“ in seinen Model3-Fabriken geriet zum Branchen-Witz.

Doch gegen Ende des Jahres überraschte Musk mit Erfolgen. Im dritten Quartal erzielte Tesla gegen alle Prognosen einen Gewinn. Die Produktion des Model3 läuft jetzt nach Plan. Und seine Boring Company bohrte tatsächlich in Kalifornien ein Loch - daraus soll einmal ein Hochgeschwindigkeitstunnel werden, der Los Angeles mit anderen Städten verbindet. (Henrik Mortsiefer)

Dorothee Bär

Dorothee Bär
Dorothee Bär
© Thilo Rückeis

Eigentlich hätte sich Dorothee Bär keinen besseren Start wünschen können. Die Digitalstaatsministerin war noch nicht einmal im Amt, da redete schon fast ganz Deutschland über ihre politischen Ideen – allerdings ganz und gar nicht so, wie Bär es sich vorgestellt hatte. Es müsse um die Möglichkeit gehen, in Zukunft mit einem Flugtaxi zu reisen, hatte Bär in einem Fernsehinterview gefordert. Und erntete dafür jede Menge Hohn und Spott. Seit März hat Bär den Posten der Digitalbeauftragten im Kanzleramt inne. Sie soll zusammenführen, wo Behörden und Ministerien bislang unkoordiniert an der Digitalisierung werkelten. Der Vermittlungsbedarf ist groß: Beim Breitbandausbau hinkt Deutschland hinterher, Schulen sowie das Gesundheitswesen und die Verwaltung müssen digitalisiert werden. Doch der Staatsministerin fehle es an Durchschlagskraft, bemängeln Kritiker. In einem Bereich ist Bär immerhin jetzt schon gut aufgestellt: auf ihren Social-Media-Kanälen. (Laurin Meyer)

Richard Lutz

Richard Lutz
Richard Lutz
© Stache/dpa

Für Richard Lutz war das erste volle Kalenderjahr als Bahn-Chef ein Jahr voller ungelöster Probleme. Die Deutsche Bahn ist unpünktlicher, wirtschaftlich geschwächter und ihr öffentliches Image ramponierter als zum Jahresanfang. Lutz selbst geriet zuletzt ins Visier der Kritik. Von einer „Katastrophenveranstaltung“ sprachen Mitglieder des Bahn-Aufsichtsrats.

Dabei war die Analyse des Vorstands bereits im September schonungslos ausgefallen: Nicht nur das Geschäft muss effizienter und die Infrastruktur moderner werden - auch das zersplitterte Management braucht eine Renovierung. Der interne Brandbrief blieb nicht ohne Folgen: 25 Jahre nach der ersten Bahnreform wird jetzt über eine zweite diskutiert. Allein mehr Geld vom Eigentümer Bund dürfte die Probleme aber nicht lösen. (Henrik Mortsiefer)

Satya Nadella

Satya Nadella
Satya Nadella
© Fischer/dpa

Ende des Jahres manifestierte sich das fulminante Comeback von Microsoft auch an der Börse: Der Konzern stieg zum wertvollsten Unternehmen der Welt auf und überholte Apple, Amazon und die Google-Mutter Alphabet. Das ist vor allem auch ein Erfolg von Satya Nadella. Seit er 2014 den Chefposten von Steve Ballmer übernahm, baute der gebürtige Inder den Konzern radikal um. Nadella setzt massiv auf das Geschäft mit Cloud-Computing und macht dort Vorreiter Amazon starke Konkurrenz. Er öffnete Microsoft für Kooperationen, das schloss auch einstige Erzfeinde wie Apple und Linux mit ein. So stieß auch der Kauf der populären Entwickler-Plattform GitHub nur noch auf wenig Protest. (Oliver Voss)

Ramona Pop

Ramona Pop
Ramona Pop
© Zinken/dpa

Eigentlich hat die Berliner Wirtschaftssenatorin keinen Grund zur Dünnhäutigkeit: Die Dynamik in der Stadt ist enorm, das Wachstum liegt ordentlich über dem Bundesdurchschnitt und am Deal des Jahres, dem 600-Millionen-Euro-Projekt von Siemens in Siemensstadt hatte Ramona Pop wohl ebenso einen Anteil wie die übrigen Senatsspitzen. Also alles gut - wenn da nicht dieser nörgelnde Provinzpolitiker aus dem Südwesten gewesen wäre, der doch tatsächlich zu behaupten gewagt hatte, in Berlin würde nichts funktionieren.

Als echte Landesmutter stellte sich Pop vor ihre Stadt und verdrosch den Parteifreund Boris Palmer. „Wenn Du Metropole, Vielfalt, Tempo und Lebenslust nicht erträgst, kannst Du woanders die Kehrwoche zelebrieren.“ Vielleicht läuft Berlin doch nicht so rund: „Die Konjunktur schaltet einen Gang runter“, teilte die landeseigene IBB jetzt mit. (Alfons Frese)

Joe Kaeser

Joe Kaeser
Joe Kaeser
© Dalder/rtr

Mit seinem Silicon-Valley-Vergleich traf Siemens-Chef Joe Kaeser Ende Oktober den richtigen Ton in Berlin. Die Stadt ohne Industrie, die sich ihrer Start-up-Kultur rühmt, angelt sich 600 Millionen Euro, die Siemens in den Aufbau eines Innovationscampus investieren will. Für Kaeser lief es 2018 erfreulich. Der Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers gelang ein erfolgreicher Börsengang, das Geschäftsjahr des Siemens-Konzerns endete mit soliden Zahlen.

Die Börse dankte es Kaeser nicht: Die Aktie fiel in zwölf Monaten um mehr als 18 Prozent. Unsicher bleibt, ob die Kartellbehörden 2019 die Fusion der Zugsparte mit der von Alstom genehmigt. Kaeser bleibt als Top-Manager politisch unkorrekt. Mit Donald Trump traf er sich zu einem freundlichen Abendessen, eine Reise nach Saudi-Arabien sagte er zögerlich ab - um sie später, mit weniger Öffentlichkeit, nachzuholen. (Henrik Mortsiefer)

Sheryl Sandberg

Sheryl Sandberg
Sheryl Sandberg
© Getty Images/Raedle

Bislang war die Nummer zwei bei Facebook auch das gute Gesicht des Netzwerks. Während Chef und Gründer Mark Zuckerberg manchen Kritikern ohnehin suspekt ist und sein beinahe roboterhafter Gesichtsausdruck während verschiedener Parlamentsanhörungen zu Datenskandalen und Facebooks Umgang mit versuchten Wahlmanipulationen dieses Bild bestätigte, war Sandberg das Gegenteil.

Durch ihren Einsatz für Gleichberechtigung ist sie vielen Frauen ein Vorbild. Doch im Zuge der jüngsten Skandale geriet auch die Geschäftsführerin massiv in die Kritik, vor allem durch ihre Rolle beim Engagement einer Agentur für Negativkampagnen gegen Facebook-Kritiker wie George Soros. Sandberg musste einräumen, dabei die Unwahrheit gesagt zu haben. Halten die Skandale an, könnte sie 2019 ihren Job verlieren. (Oliver Voss)

Christian Sewing

Christian Sewing
Christian Sewing
© Pfaffenbach/rtr

Es sollte mal wieder ein Neuanfang werden, als er im Frühjahr Chef wurde. Kaum einer kennt die Deutsche Bank schließlich so gut wie Christian Sewing, der schon seine Lehre im Haus machte. Die Zeit der Skandale, sie sollte endlich vorbei sein. Doch dann parkten Anfang Dezember die Streifenwagen vor der Zentrale an der Frankfurter Taunusanlage.

173 Beamte suchten Antworten auf die Frage, ob das Institut Kunden bei der Geldwäsche geholfen hat. Zuvor hatte die Bafin Sewings Haus bereits einen Sonderaufpasser zugeteilt. Der Neuanfang: erstmal verschoben. Der Aktienkurs: eingebrochen, seit Jahresbeginn um mehr als 50 Prozent. (Carla Neuhaus)

Herbert Diess

Herbert Diess
Herbert Diess
© Andersen/AFP

Der Ruf eines Kostendrückers eilte Herbert Diess voraus, als er im April Volkswagen-Chef wurde. Doch der frühere BMW-Vorstand zeigte schnell, dass er größer denkt. Diess muss größer denken. Der Zwölf-Marken-Konzern soll Dieselgate hinter sich lassen und weltgrößter Hersteller von Elektroautos werden. Mit dem Konzernumbau und einem gigantischen Investitionsprogramm demonstriert Diess den Mitarbeitern, der Politik und der Branche, dass er es ernst meint mit der Transformation. Von der Politik erwartet er Unterstützung. Konziliant in Talk-Shows, schlägt der promovierte Fahrzeugtechniker und Maschinenbauer intern einen harten Ton an. (Henrik Mortsiefer)

Catherine von Fürstenberg-Dussmann

Catherine Fürstenberg-Dussmann
Catherine Fürstenberg-Dussmann
© Kembowski/dpa

Der Bochumer Neurologe Pedro Faustmann hat Catherine Dussmann einen entscheidenden Vorteil verschafft, im Erbstreit mit ihrer Tochter Angela. Denn Faustmann, beauftragt vom Landgericht Berlin, kam nach der Sichtung von 5000 Aktenseiten zu einem eindeutigen Befund: Eine Testierunfähigkeit von Peter Dussmann kann nicht festgestellt werden. Der Unternehmer war also bei Sinnen, als er im Mai 2010 das Testament zugunsten der Ehefrau und zulasten der Tochter veränderte. Bis dahin hatte Dussmann eine Quote von 50:50 für Ehefrau und Tochter vorgesehen, nach der Änderung blieb nur noch der Pflichtteil von 25 Prozent für Angela, Catherine bekam 75 Prozent.

In der Folge mehrerer Schlaganfällen war Peter Dussmann pflegebedürftig und konnte sich kaum noch artikulieren, so dass die Tochter die Testierfähigkeit des Vaters vor Gericht in Zweifel zieht. Tatsächlich lebt von den drei Personen, die am 25. Mai 2010 im Krankenzimmer zugegen waren, nur noch der Notar. Peter Dussmann verstarb 2013 und der Arzt, auf dessen Expertise sich der Notar verließ, 2014. Mit Faustmanns Gutachten hat Angela nun schlechte Karten – und lässt deshalb von ihren Anwälten das Gutachten anfechten. Eine Ende des Erbstreits ist nicht in Sicht. (Alfons Frese)

Stephan Fanderl

Stephan Fanderl
Stephan Fanderl
© Imago

Als der heute 55-Jährige vor vier Jahren die Leitung von Karstadt übernahm, wirkte es wie ein Himmelfahrtskommando, das marode Kaufhaus zu retten. Doch im März dieses Jahres war es soweit: Karstadt vermeldete wieder Gewinn. Ausruhen kann sich Fanderl darauf jedoch nicht, denn es wartet bereits das nächste Großprojekt. Im Herbst fusionierten Karstadt und Kaufhof – und Fanderl ist nun der Chef beider Warenhäuser.

Der 55-Jährige kann auf eine lange Karriere im Handel zurückblicken. Zunächst absolvierte er eine Lehre zum Kaufmann, studierte und promovierte danach in Betriebswirtschaftslehre und kam über Metro, Rewe und die US-Kette Walmart zu Karstadt. Hier muss „Mr. Warenhaus“ nun zeigen, dass Kaufhäuser auch in Zeiten des Onlinehandels noch funktionieren. (Thorsten Mumme)

Ursula Gather

Ursula Gather
Ursula Gather
© Thissen/dpa

Eine Mathematikprofessorin ist vermutlich blitzgescheit, doch versteht sie auch genug vom Industriegeschäft? Ursula Gather ist als Nachfolgerin des großen Berthold Beitz Vorsitzende des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die wiederum mit einem Anteil von 20 Prozent die größte Aktionärin der Thyssen- Krupp AG ist. Gather hat die böse Führungskrise im vergangenen Sommer nicht nur nicht verhindert - sie war Teil des Problems, indem sie zuschaute, wie die aktivistischen Investoren Cevian und Elliott den tadellosen Vorstandsvorsitzenden Heinrich Hiesinger mürbe machten und zum Rücktritt trieben.

Als dann auch noch der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Lehner entnervt aufgab, war das Chaos in Essen perfekt. Finanzvorstand Guido Kerkoff rückte auf Hiesingers Posten, und der BWL-Professor Bernhard Pellens leitet jetzt den Aufsichtsrat des Industriekonzerns, dessen Stahlsparte mit Tata fusioniert, und der sich in zwei Teile (Materials und Industrials) teilt. „Wir fühlen uns daran gebunden, den Erhalt des Unternehmens zu wahren“, hat Gather einmal gesagt. (Alfons Frese)

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