Studie des Fraunhofer-Instituts: Umstellung auf E-Autos wird zahlreiche Arbeitsplätze kosten
Bei der Autoproduktion könnte bis 2030 etwa jeder dritte Arbeitsplatz in der Antriebstechnik wegfallen. Das stellt eine Studie des Fraunhofer-Instituts in Aussicht.
Der Wandel in der Autowelt hin zum Elektroantrieb wird einer Studie zufolge in der deutschen Industrie viele Arbeitsplätze kosten. Eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) kommt zu dem Ergebnis, dass bis 2030 unter dem Strich etwa jeder dritte Arbeitsplatz in der Antriebstechnik wegfallen könnte. Das liegt daran, dass für die Herstellung eines Elektroantriebs deutlich weniger Beschäftigte gebraucht werden, als für einen Verbrennungs- oder Hybridmotor.
Das Basisszenario der von der Gewerkschaft IG Metall in Auftrag gegebenen Studie orientiert sich an den Zielen der EU-Kommission. Danach sollen im Jahr 2025 insgesamt 15 Prozent aller in Deutschland gefertigten Autos rein batteriebetrieben und zehn Prozent von einem Hybridmotor angetrieben werden. Im Jahr 2030 sollen diese Werte auf 25 beziehungsweise 15 Prozent steigen.
Unter diesen Annahmen würden laut der Studie 100.000 der aktuell 210.000 Arbeitsplätze in der Antriebstechnik wegfallen - 25.000 neue würden aber entstehen. Je stärker der Anteil der E-Autos bis 2030 ansteigt, desto mehr Arbeitsplätze fallen allerdings weg. So sagt die Studie für das unrealistische Szenario von 80 Prozent E-Autos 2030 einen Rückgang der Beschäftigung um mehr als die Hälfte voraus.
Wie der Direktor des IAO, Oliver Riedel, erklärte, wäre der mögliche Arbeitsplatzverlust für Deutschland angesichts seiner insgesamt 44 Millionen Beschäftigten gering. "Doch je nach Betrieb und Region können die Folgen beträchtlich sein". Beispiele seien kleinere, auf Verbrennungsmotoren spezialisierte Unternehmen in strukturschwachen Regionen.
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann erklärte: "Die Herausforderung ist groß, aber zu bewältigen, wenn jetzt die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden". Er forderte von den Unternehmen eine "massive Qualifizierungsoffensive", damit die Beschäftigten "nicht unter die Räder kommen". Die Politik müsse die Unternehmen dabei unterstützen.
Die Studie basiert auf Daten der Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen sowie der Zulieferer Bosch, ZF Friedrichshafen, Schaeffler, Mahle und des Verbands der Automobilindustrie. Der untersuchte Anteil der Beschäftigten repräsentiert nach Angaben der Autoren mehr als der Hälfte aller Beschäftigten in der gesamten deutschen Antriebstechnik. Die Ergebnisse seien damit "in hohem Maße valide".
Eine vorhergehende Studie aus dem Jahr 2012 war noch zu dem Ergebnis gekommen, dass der Strukturwandel in der Autowelt keine negativen Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahlen haben werde. Das lag vor allem daran, dass damals von mehr Hybridautos ausgegangen wurde, für die sogar mehr Beschäftigte als für reine Diesel- oder Benzinmotoren gebraucht werden. Außerdem lag der Fokus damals auf der Endmontage. (AFP)