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Mexiko ist sehr am dualen System der Berufsausbildung interessiert. Das Foto zeigt Auszubildende in Schleiz (Thüringen) in der Lehrwerkstatt der HBS Elektrobau GmbH Oettersdorf.
© picture alliance / dpa

Mexiko importiert duales Bildungssystem: Überzeugungsarbeit für mehr Fachkräfte

Deutschland unterstützt Mexiko bei der Einführung der dualen Berufsausbildung.

Eine Ausbildung im Betrieb und an der Schule: Das urdeutsche System der dualen Berufsausbildung gibt es – leicht modifiziert – mittlerweile auch in Mexiko. Allerdings ist das Mexikanische Modell der Dualen Berufsausbildung (MMFD) im Gegensatz zum hiesigen noch jung. Seit 2013 implementiert Mexikos Bildungsministerium das System, das zu 75 Prozent aus der praktischen Ausbildung im Betrieb und in überbetrieblichen Zentren und zu 25 Prozent aus einem Theorieteil besteht. Unterstützt wird das Land dabei von der deutschen Außenhandelskammer, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Für Kooperationsprojekte stellen das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Bundesforschungsministerium (BMBF) von 2016 bis 2018 insgesamt 5,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Nach Angaben der GIZ lernen derzeit in Mexiko etwa 250 000 Schüler an Berufsschulen, allerdings ohne Verbindung zu einem Ausbildungsbetrieb. Die duale Ausbildung nach deutschem Vorbild etabliert sich nur langsam: Rund 1150 junge Mexikaner absolvieren derzeit in 155 Unternehmen und elf Bundesstaaten eine solche Lehre. Sie werden in sechs auf dem Arbeitsmarkt besonders nachgefragten Berufen ausgebildet: Derzeit gibt es Berufsausbildungen zum Industrie-Elektromechaniker, zum Werkzeugmacher, Mechatroniker, Informatiker, Kaufmann und Hotelfachangestellten. Die ersten mexikanischen Azubis im dualen System haben vor einigen Monaten ihre Abschlussprüfungen abgelegt. In den kommenden Jahren sollen den bereits existenten Fachrichtungen auch mit deutscher Unterstützung weitere folgen: Das Lehrangebot soll um Hauswirtschaft, Buchführung, Kunststoffbearbeitung, Kfz-Mechatronik, Telekommunikation, industrielle Wartung und eine Ausbildung zum Lastwagenfahrer ausgeweitet werden.

„In Mexiko gibt es einen großen Bedarf an praxisorientierter Ausbildung“, sagt Klaus-Dieter Przyklenk von der GIZ. Er leitet die deutsch-mexikanische Kooperation bei der dualen Ausbildung in Mexiko. „Die Unternehmen hierzulande suchen händeringend nach Fachkräften, darunter auch viele deutsche Firmen“, sagt er. Während die Zusammenarbeit mit den Unternehmen in Deutschland mit Blick auf die Ausbildung junger Menschen bestens funktioniert und auch gesellschaftlich etabliert ist, müssen die Mexikaner erst noch von den Vorzügen des dualen Systems überzeugt werden. „Vor allem viele Unternehmer haben kein Verständnis dafür, dass sie Geld dafür ausgeben sollen, dass jemand bei ihnen etwas lernt“, sagt eine Sprecherin des BMBF. Deswegen entwickeln Deutsche und Mexikaner gemeinsam derzeit eine Informationskampagne, die die duale Ausbildung stärker im Bewusstsein der Mexikaner verankern soll. Zudem erarbeiten und optimieren beide Seiten gemeinsam die Lerninhalte von bereits existenten und neuen Ausbildungsgängen. Auch bei der Rekrutierung und Ausbildung von Berufsschullehrern bringen die Deutschen ihre Erfahrungen ein. Zudem sollen deutsche Experten dabei helfen, eine Rechtsgrundlage für das mexikanische Modell der dualen Berufsausbildung zu schaffen.

Diese und weitere Maßnahmen sollen den Grundstein dafür legen, bis 2018 insgesamt 5000 Lehrlinge im ganzen Land für eine duale Berufsausbildung zu gewinnen. Indes dürfte auch Deutschland von der Bildungskooperation mit Mexiko profitieren. Zum einen sollen deutsche Unternehmen in dem mittelamerikanischen Land mithilfe der dualen Ausbildung besser als bisher zu qualifiziertem Nachwuchs kommen. Außerdem erhofft man sich von der Zusammenarbeit neue Erkenntnisse über die Wissensvermittlung per Internet. Dieser hierzulande bei der dualen Ausbildung noch recht selten genutzte Weg der Lehre ist in Mexiko bereits gang und gäbe: Weil dort die Berufsschulen oft viele Kilometer von den Ausbildungsbetrieben entfernt sind, wird der theoretische Teil der Lehre den Auszubildenden über eine E-Learning-Plattform vermittelt. Womöglich könnte das mexikanische System der digitalen Lehre auch als Alternative in dünn besetzten Ausbildungsberufen in Deutschland zum Einsatz kommen.

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