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Donald Trump bei der Eröffnungsglocke der Technologiebörse Nasdaq in New York.
© imago/UPI Photo

Börse: Trump hat die Anleger in der Hand - kommt eine lange Aktien-Hausse?

Die Aktien steigen. Hedge-Fonds-Manager Ray Dalio sieht gar eine neue Ära anbrechen. Es wird aber auch Verlierer an der Börse geben. Fragen und Antworten zum Thema.

Manchmal kommt es anders als gedacht. Börsianer jubeln, seit Donald Trump die Präsidentschaftswahlen in den USA gewonnen hat. Die Aktien steigen. Ray Dalio, Gründer von Bridgewater, dem größten Hedgefonds-Haus der Welt, beschwört gar eine neue Ära. „Es gebe eine gute Chance, dass wir am Beginn einer jener großen Umkehrbewegungen sind, die eine ganze Dekade andauern“, schrieb er in einer Mitteilung.

Was bedeutet Trumps Infrastrukturprogramm für die Anleger?

Unmittelbar nach Bekanntwerden von Trumps Wahlsieg waren die Aktien zunächst für ganz kurze Zeit stark gesunken, weil die überraschten Börsianer die Unberechenbarkeit Trumps fürchteten. Als Trump aber in seiner ersten Rede ein großes Konjunkturprogramm und drastische Steuersenkungen ankündigte, drehte der Markt. Beides, so lautet die Hoffnung, werde die schwach wachsende Wirtschaft aus ihrem Dämmerschlaf holen.

Das hat Folgen: Wenn die Schulden des Staates wegen dieser Programme stark steigen, steigen die Inflation und damit auch die Zinsen der Staatsanleihen. Zwar ist das seit Langem gewünscht, aber steigende Zinsen bedeuten niedrigere Anleihekurse: Ein Anleger ist bei einem aktuellen Zins von zwei Prozent nicht bereit, eine Anleihe mit einem Zins von einem Prozent zu kaufen. Demnach muss der Preis dieser Anleihe sinken, bis der Zins auf den Kaufpreis zwei Prozent beträgt.

Was passiert mit den Pensionskassen?

Das bedeutet für alle Anleger, die Anleihen mit einem tiefen – oder gar negativen – Zinssatz gekauft haben, dass sie einen Wertverlust realisieren. Das gilt vor allem auch für Pensionsfonds, die in ihrer Not in den vergangenen Jahren niedrig oder negativ verzinste Anleihen gekauft haben.

Das war an sich nicht weiter schlimm, weil bei weiter sinkenden Zinsen der Wert der bereits gekauften Anleihen steigt. Drei Jahrzehnte lang haben Anleger und Pensionskassen von diesem Mechanismus profitiert. Hedgefonds-Manager Ray Dalio sagt nun, dieser Zyklus sei mit großer Wahrscheinlichkeit zu Ende. Hedgefonds können viel Geld verdienen, wenn der Anleihemarkt zusammenbrechen sollte, so, wie sie zuvor 30 Jahre an seinem Aufstieg verdient haben.

Die Frage ist, was mit den Pensionskassen passiert. Wenn die Zinsen in zu kurzer Zeit zu stark steigen, wären die Verluste erheblich. Das Beste wäre für sie ein langsamer Zinsanstieg, bei dem sie nach und nach auch besser verzinste Anleihen kaufen können. Auch für den Staat kann es teuer werden, wenn er Schulden macht und immer höhere Zinsen zahlen muss.

Warum ist Fed-Chefin Janet Yellen skeptisch?

Janet Yellen, Chefin der US-Notenbank Fed, mahnte am Donnerstag vor dem Kongressausschuss die Politik mit Blick auf die von Trump in Aussicht gestellten Steuererleichterungen und Konjunkturprogramme zur Vorsicht. Regierung und Parlament müssten die Entwicklung der langfristigen Schulden im Auge behalten, sagte sie, wie Reuters berichtet. 2015 war der Schuldenberg der Vereinigten Staaten mit 125 Prozent des Bruttoinlandsprodukts weit höher als die Wirtschaftsleistung. Zudem gelte es zu bedenken, dass nahezu Vollbeschäftigung herrsche, sagte die Fed-Präsidentin. Falls Störfeuer auf die derzeit rund laufende Konjunktur zukomme, bleibe haushaltspolitisch kaum noch Spielraum. Im Grunde sitzen alle in der Falle. Einerseits wünschen sich alle höhere Inflation und höhere Zinsen – letzteres auch die Sparer –, aber es hat Folgen.

Sind Aktienbesitzer die Profiteure?

Sind Aktienbesitzer die Profiteure? Wenn die Anleihemärkte längerfristig sinken, so lautet die Hoffnung, komme es zu einer großen Rotation, bei der Anleger Anleihen abstoßen und Aktien kaufen. Das spricht für Aktien.

Laut „Financial Times“ haben die Anleihemärkte seit Trumps Sieg 1,5 Billionen Dollar an Wert verloren. Der US-Leitzins könnte nach den Worten von US-Notenbankchefin Janet Yellen „relativ bald“ erhöht werden. Als Voraussetzung nannte Yellen am Donnerstag in Washington, dass die US-Wirtschaftsdaten weiterhin Fortschritte zeigten, berichtet Reuters. Mitte Dezember ist die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed, der über die Leitzinsen entscheidet.

Was bedeutet ein stärkerer Dollar?

Höhere US-Zinsen bedeuten einen stärkeren Dollar. Das schadet der Exportindustrie. Es schwächt die Währungen der Schwellenländer und erschwert ihnen das Bedienen von Dollarschulden. Ob ihr Export profitiert, ist fraglich angesichts von Trumps Absichten, Zölle zu erhöhen. Wenn es den Schwellenländern schlechter geht, geht es auch den multinationalen Konzernen schlechter. Und deren Aktien.

Wird Trump sein großes Investitionsprogramm für die Infrastruktur im Kongress durchbekommen? Die Republikaner gelten als haushaltsbewusst und scheuen zusätzliche Schulden. Bleiben die Steuererleichterungen. Sie kurbeln den Konsum an und bereichern vor allem die Reichen. Eine Senkung der Unternehmensteuer nützt aber direkt den Aktienbesitzern, weil die Gewinne steigen.

Droht eine Ansteckung von den sinkenden Anleihemärkten?

Es bleibt aber eine große Frage. Wenn die Anleihemärkte einbrechen, kann es zu einer Ansteckung der Aktienmärkte kommen, weil viele Anleger Verluste ausgleichen müssen und verkaufen, was sie haben, auch Aktien. Dann kommt wieder alles anders als gedacht.

Einen Bericht des Autors, wie sich Anleger mit einer Strategie des Rebalancing vor Crashs an der Börse schützen können, finden Sie hier.

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