Frei auf Kaution: Thomas Middelhoff muss 900.000 Euro besorgen
Am Montag setzte das Landgericht Essen den Haftbefehl gegen Thomas Middelhoff aus. Gegen Kaution kann der ehemalige Top-Manager auf freien Fuß. Doch wer soll die bezahlen?
- Heike Jahberg
- Maris Hubschmid
Das Essener Landgericht hat eine Kaution von 895.000 Euro für die Freilassung des früheren Topmanagers Thomas Middelhoff festgesetzt. Außerdem müsse er seine Reisepässe abgeben, teilte das Gericht am Dienstag mit. Man gehe davon aus, dass einer möglichen Fluchtgefahr mit diesen Auflagen begegnet werden könne.
Auch nach einer Haftentlassung müsse sich Middelhoff regelmäßig bei der Polizei melden und dürfe Deutschland ohne Genehmigung des Gerichts nicht verlassen. Das Landgericht Essen hatte den Haftbefehl gegen den 61-Jährigen zuvor außer Vollzug gesetzt.
Middelhoff ist noch in der Klinik
Vor einer Haftentlassung müsse Middelhoff die Auflagen erfüllen. Unklar ist derzeit noch, wer die Kaution zahlt. Middelhoff selbst dürfte ausscheiden, da er einen Antrag auf Insolvenz gestellt hat und daher kein eigenes, verfügbares Vermögen mehr haben dürfte. Wahrscheinlicher ist daher, dass die Kaution von Verwandten, Freunden oder sonstigen Dritten geleistet wird.
Derzeit sei noch nicht bekannt, dass die Auflagen erfüllt worden seien, sagte ein Sprecher des Landgerichts. Die Anwälte von Middelhoff waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Middelhoff wird nach Angaben des NRW-Justizministeriums wegen seiner Autoimmunerkrankung noch immer in der Essener Uniklinik behandelt.
Richter schlugen angebotene Kaution aus
Middelhoff war im November wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden. Gegen das Urteil legte er aber Revision ein. Es ist insofern noch nicht rechtskräftig. Die Richter hatten dennoch Haftbefehl gegen ihn erlassen, weil sie in seinem Fall „akute Fluchtgefahr“ sahen.
Von Anfang an waren Middelhoffs Verteidiger gegen diese Entscheidung vorgegangen. Sie hatten regelmäßig neue Haftprüfungen beantragt. Selbst, als enge Freunde und Familienmitglieder Middelhoffs eine Kaution von fast 900.000 Euro anboten, blieben die Richter aber hart.
Zu krank fürs Gefängnis
Zuletzt hatten die Anwälte die Haftbedingungen aufs Schärfste kritisiert: Ihr Mandant sei alle 15 Minuten kontrolliert, damit nächtelang um den Schlaf gebracht worden. Diese Behandlung sei „unter keinen Umständen gerechtfertigt“. Vor bald zwei Wochen war Middelhoff in die Uniklinik Essen eingeliefert worden. Nach Aussage seiner Anwälte ist ihm dort eine seltene Autoimmunkrankheit diagnostiziert worden, ausgelöst auch durch die Haft.
Thomas Middelhoff wird vorgeworfen, seinem Arbeitgeber in seiner Zeit als Vorsitzender des Konzerns Arcandor Kosten in Höhe einer halben Millionen Euro in Rechnung gestellt zu haben, die er privat verursachte. Dabei ging es vornehmlich um teure Flüge. Ende März beantragte der einstige Manager Privatinsolvenz.