Kaiser's und Edeka: Tengelmann droht mit Job-Kahlschlag
Jeder zweite Arbeitsplatz könnte wegfallen, wenn die Fusion mit Edeka platzt, warnt Tengelmann-Chef Haub die Wettbewerbshüter. Konkurrent Rewe spricht von einem "falschen Spiel".
Ein Scheitern der Übernahme der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann durch Edeka könnte laut Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub mehrere tausend Jobs kosten. Bei einer Niederlage im Kampf um eine Ministererlaubnis drohten 8500 Menschen ohne Not ihre Arbeitsplätze zu verlieren, sagte Haub am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Mülheim.
Damit könnte mehr als jeder zweite der derzeit 15.710 Mitarbeiter der Supermarktkette betroffen sein, sagte eine Sprecherin. Eine mögliche Abwicklung von Kaiser’s Tengelmann würde sich voraussichtlich bis Ende kommenden Jahres hinziehen und das Unternehmen „massiv belasten“, so Haub.
500 Millionen Verlust in 15 Jahren
Nachdem die Pläne von Edeka zur Übernahme der Kaiser’s-Tengelmann-Märkte im April vom Bundeskartellamt untersagt worden waren, hatte das Unternehmen einen Antrag auf eine Ministererlaubnis gestellt. Mit einer solchen Genehmigung des Wirtschaftsministers kann das Veto der Wettbewerbshüter ausgehebelt werden.
Mit einer Entscheidung in dem noch offenen Verfahren werde im August oder September gerechnet, sagte Haub. Ein Beschreiten des weiteren Rechtswegs schloss der Tengelmann-Chef im Fall einer Niederlage aus. Er bezifferte die in den vergangenen 15 Jahren durch die Supermarktkette aufgelaufenen Verluste bei dem Familienunternehmen auf mehr als 500 Millionen Euro.
„Wir können die hohen Verluste von Kaiser’s Tengelmann nicht weiter tragen“, sagte Haub. Allein im vergangenen Jahr habe die Supermarktkette einen Verlust von gut 40 Millionen Euro gemacht, sagte Finanzchef Alfried Bührdel. Für das laufende Jahr werde mit einem Minus in noch deutlich höherer Größenordnung gerechnet.
Kik und Obi machen Kaiser's-Umsatzminus wett
Einen erneuten Vorstoß von Rewe-Chef Alain Caparros, den Edeka-Konkurrenten für eine Übernahme der Tengelmann-Märkte ins Gespräch zu bringen, bezeichnete Haub als „unseriös“. In einer in mehreren Zeitungen veröffentlichten Anzeige hatte Rewe von einem „falschen Spiel“ auf dem Rücken der Mitarbeiter gesprochen. Unterzeichnet wurde das Schreiben von Caparros und Rewe-Betriebsratschef Andreas Ratzmann.
Trotz der Belastungen durch Kaiser’s Tengelmann zog Haub eine positive Bilanz für das Unternehmen. 2014 hatte es mit 72.714 Mitarbeitern in 19 Ländern einen Umsatz von rund 8,1 Milliarden Euro erzielt. Das waren 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Während die Supermarktkette Kaisers’s Tengelmann mit 471 Filialen einen Umsatzrückgang um vier Prozent auf 1,86 Milliarden Euro verbuchte, steigerten der ebenfalls zum Unternehmen gehörende Textildiscounter Kik und die Baumarktkette Obi ihr Umsätze deutlich. (dpa)
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