Streit um Zigaretten-Qualm: Tabakwerbeverbot schadet der Firmengesundheit
Die geplanten Regeln für Tabakprodukte sind gerade für kleine Hersteller wie die Berliner Firma Planta ein Problem. Dort fürchtet man um die Existenz des Unternehmens.
Michael Klein taucht die Hände in einen Bottich und fördert einen Haufen dunklen Pfeifentabak zutage. Genüsslich riecht er an dem Produkt, das für die einen Sucht- für die anderen Genussmittel ist. Im Hintergrund rattern und dampfen wuchtige Maschinen, die verschiedensten Aromen liegen in der Luft. „Wir kaufen Tabake aus allen Ländern der Welt“, sagt er. Klein ist Produktionsleiter der Tabakfirma Planta in Berlin-Wittenau. Mitte der 1980er Jahre wurde die Produktion aus Kreuzberg hierher verlegt. Bis zu fünf Tonnen täglich werden auf dem rund 10 000 Quadratmeter großen Firmengelände verarbeitet.
Das Unternehmen exportiert in 35 Länder, darunter die USA, Russland, Ungarn und Polen. Michael Klein, 54 Jahre alt, arbeitet seit 34 Jahren in dem Betrieb. Hier wird in erster Linie Pfeifentabak hergestellt, Zigaretten hingegen kaum. Seit dem Bekanntwerden der Pläne von Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) gerät das mittelständische Unternehmen in Bedrängnis. Ein komplettes Außenwerbeverbot für Tabakprodukte soll kommen – noch rigider, als es die EU vorschreibt.
„Es gibt Bestrebungen, die Tabakindustrie kaputt zu machen“
Schon die bisherige EU-Verordnung verbietet es der Firma Planta, auf ihrer eigenen Website ihre Tabakprodukte anzupreisen. Dies und Werbung in Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen sowie dem Rundfunk sind seit 2006 nicht mehr erlaubt. Geschäftsführerin Ellen Stiller, 57, findet harte Worte für die geplanten neuen Einschränkungen. „Es gibt Bestrebungen, die Tabakindustrie klein und kaputt zu machen“, sagt sie. „Das Worst Case Szenario: Ich muss meine Produktion schließen.“
Ihr Vater hat das Unternehmen, dem sie seit 2005 vorsteht, 1956 gegründet. Rund zwei Drittel der 130 Beschäftigten arbeiten hier seit mehr als zehn Jahren. Außer den konventionellen Produkten wie Pfeifen- und Wasserpfeifentabak, Feinschnitt zum Selberdrehen, Zigaretten und Zigarillos bietet der Familienbetrieb auch E-Zigaretten, Shisha-Kohle und Pfeifen an, die in einer Manufaktur in Thüringen hergestellt werden. Planta setzt jährlich rund 50 Millionen Euro um.
Neben dem Werbeverbot machen der Firma vor allem die Verpackungsanforderungen zu schaffen. Da nämlich müssen immer größere Warnhinweise drauf. „Unsere liebevoll gestalteten Tabakdosen sind Sammlerstücke“, sagt Produktionsleiter Klein. Wenn bald zwei Drittel der Schachtel mit „Rauchen kann tödlich sein“ verdeckt werde, greife kein Kunde mehr zu. Das Pfeiferauchen ist in erster Linie Genuss, nicht Sucht, lautet die Unternehmensphilosophie. Mündigen, erwachsenen Menschen solle man diese Freiheit lassen.
Der Ernährungsminister pocht hingegen auf den Jugendschutz und will den Tabakkonsum eindämmen. Und der Verein „Nichtrauchen e.V.“, dem verschiedene Ärzteorganisationen angehören, meint: „Das Marketing der Zigarettenhersteller ist darauf ausgerichtet, mit geschickten Werbestrategien ein gefährliches und Tod bringendes Produkt als harmlos und begehrenswert darzustellen.“
„Ich kenne keine 14-Jährigen, die Pfeife rauchen“
Ellen Stiller will das nicht gelten lassen. Sie kenne „keine 14-Jährigen, die bereits Pfeife rauchen“. Das sei der Unterschied zu der schnellen Zigarette, bei der eine Regulierung der Werbung durchaus seine Berechtigung haben könne. Michael von Foerster, Chef des Verbandes der Deutschen Rauchtabakindustrie, ergänzt: „Ich als mündiger Bürger möchte ein Glas Rotwein trinken, fettes Fleisch essen, hinterher einen Schnaps und dann eine Zigarre. Und morgen gehe ich Fallschirmspringen.“
Beide werfen der Politik Feigheit vor. „Keiner traut sich, den letzten Schritt zu gehen und zu sagen: Dann verbieten wir das Produkt eben.“ Produktionsleiter Michael Klein ist noch aus anderen Gründen genervt von den politischen Eingriffen. Er arbeite gern in der Tabakproduktion, sagt er. Nun aber müsse er sich am Wochenende durch komplizierte Richtlinien arbeiten – ohne ein Team von Rechtsanwälten, wie es bei Großkonzernen üblich sei. „Ich möchte viel lieber einfach Tabak machen“, sagt er.