Foodwatch wettert gegen Industrie: Studie: Wollen Verbraucher wirklich dumm bleiben?
Der Verein Die Lebensmittelwirtschaft hat eine neue Studie zum Verbraucherverständnis von Transparenz vorgelegt - und sie recht großzügig interpretiert. Bei Foodwatch sagt man: Verfälscht.
Woher kommt die Wurst? Das interessiert die meisten Deutschen mehr als die Frage, was drin ist. So lautet zumindest ein Ergebnis der Studie „Verbraucherverständnis von Transparenz“, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Demnach nennen 23,5 Prozent der Befragten die Herkunft als wichtigste Information im Zusammenhang mit Lebensmitteln, die Zutaten interessieren 18,9 Prozent. Gefragt ist Transparenz vor allem bei tierischen Produkten wie Fleisch, Eiern und Milchprodukten. Neun von zehn Käufern sind Informationen in diesen Segmenten wichtig bis sehr wichtig, ermittelte die Universität Göttingen im Auftrag des Vereins „Die Lebensmittelwirtschaft“.
Selektive Auswertung
Hier darf die Irritation beginnen. Die Mehrheit der Konsumenten lege nämlich „auf zusätzliche Lebensmittel-Informationen keinen Wert“, fasste Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer des Branchenverbands, die gewonnenen Erkenntnisse in Berlin zusammen. „Die Diskussion um ’Mehr Transparenz bei Lebensmitteln’ geht am Verbraucher vorbei. Eine Flut an Details verwirrt nur“, erklärte er am Mittwoch. Die Mehrheit der Konsumenten nutze existierende Informationen nicht oder kaum. Tatsächlich gaben aber 90 Prozent der Verbraucher an, vor dem ersten Kauf eines Produkts die Informationen auf der Verpackung ’gelegentlich’, ’oft’ oder sogar ’immer’ durchzulesen. „Wesentliche Ergebnisse werden vom Verein nicht erwähnt, andere kommunizierte Ergebnisse sind durch die Studie nicht gedeckt oder wurden ins Gegenteil verzerrt“, greift die Verbraucherorganisation Foodwatch deshalb den Verband an.
Informationen sollen verfügbar sein
Richtig ist, dass laut Umfrage die meisten Verbraucher (77 Prozent) Informationen über Lebensmittel nicht aktiv einfordern. „Die Mehrheit der Verbraucher möchte aber gerne Informationen über Herkunft, Inhalte, Zusatzstoffe und ähnliche Aspekte erhalten können“, sagte Achim Spiller von der Uni Göttingen bei der Vorstellung der Ergebnisse, der die Studie leitete. 92,4 Prozent der Befragten stimmten der Aussage „Es sollten mehr Informationen über Lebensmittel zur Verfügung stehen“ wenigstens teilweise oder sogar voll und ganz zu. Die Befragung offenbart also eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit – „wissen können wollen, aber Informationen nicht unbedingt nutzen müssen“, fasst Forscher Spiller diese Paradoxie zusammen.
Für die Verbandkommunikation gilt womöglich Ähnliches. Erwiesen ist in jedem Fall: Wie eine Wurst kann man auch Umfrageergebnisse von zwei Enden her betrachten.
Maris Hubschmid
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