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Tatenlos, nicht arbeitslos. Berliner Solon-Mitarbeiter, hier bei einer Feier vergangenen Sommer, produzieren derzeit nichts.
© REUTERS

Solarstrom: Solon produziert nicht mehr

Nur die Verwaltung der insolventen Solarfirma arbeitet derzeit noch im Forschungspark Adlershof. Dem Berliner Unternehmen droht die Zerschlagung, alle Hoffnungen liegen in fünf denkbaren Investoren.

Nichts rührt sich in der großen Produktionshalle in der Zentrale des insolventen Solarmodulherstellers Solon. Das kann jeder Spaziergänger, der am Gebäude im Forschungspark Berlin-Adlershof vorbeigeht, durch die Scheibe erkennen: Die Bänder und Roboterarme stehen still. 120 Mitarbeiter, die dort bisher Fotovoltaikmodule montieren, sind in diesem Jahr noch nicht zum Dienst erschienen. Sie haben vergangene Woche kollektiv Urlaub genommen und sammeln nun Minusstunden. Frühestens am kommenden Sonntag sollen die ersten zurückkehren, um eine „Basisproduktion auf niedrigem Niveau“ aufzunehmen, wie man in der Firma hört – wenn denn genügend Komponenten da sind.

Angesichts der drohenden Zerschlagung oder Abwicklung des Unternehmens wirkt der Produktionsstopp bedrückend – auch für die betroffenen Mitarbeiter. Unternehmenssprecherin Sylvia Ratzlaff beteuerte am Montag aber, „dass der verzögerte Start im Januar keine einmalige Besonderheit diesen Jahres, sondern durchaus üblich“ sei. Zwischen den Jahren werde für gewöhnlich auch die Inventur durchgeführt und die Produktion dafür gestoppt. „In diesem Jahr kommt natürlich hinzu, dass wir die Produktion besser planen und steuern können, je mehr wir wissen, wie es mit Solon weitergeht“, sagte Ratzlaff.

Bis einschließlich Februar sind die Gehälter gesichert

Das ist die Schlüsselfrage, zu der sich am Montag erstmals auch der Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg ausführlicher äußerte. Solon habe zuletzt gut verkauft, die Lager seien leer. Konkrete Zahlen und Preise, zu denen die Waren abgegeben wurden, nannte er freilich nicht. Jedenfalls habe das Unternehmen im Dezember von dem Umstand profitiert, dass besonders viele Kunden hierzulande noch eine Solaranlage anschließen wollten, bevor die Fördersätze zum Jahreswechsel um 15 Prozent gekürzt worden sind. Wienberg zeigte sich zuversichtlich, dass das noch nicht der endgültige Räumungsverkauf war.

Die Zulieferer würden nämlich wieder liefern, Solon könne also neue Module produzieren – auch weil die Gehälter zumindest für Januar und Februar über die Vorfinanzierung des staatlichen Insolvenzgeldes gesichert seien. Das betrifft auch die knapp 390 Mitarbeiter in der Verwaltung, die derzeit mehr als genug zu tun haben: Viele sind derzeit etwa damit beschäftigt, Daten für mögliche Investoren aufzubereiten.

Wienbergs Mitarbeiter haben nun „einer Handvoll potenzieller Investoren“ Zugang zum Datenraum gewährt, in dem diese einen tiefen Einblick in die Bücher des mit 400 Millionen Euro verschuldeten Solarunternehmens nehmen können. Die Namen der Interessenten nannte er nicht, sagte aber, es handele sich um strategische Investoren, die ein ernsthaftes Interesse gezeigt haben. Diese kämen aus dem In- und Ausland.

Gerüchte um Gespräche mit Microsol

Darunter könnte das von indischen Eigentümern geführte Solarunternehmen Microsol mit Sitz in dem arabischen Mini-Emirat Fudschaira sein. Microsol hatte bereits Ende des Jahres mit dem Solon-Vorstand um Stefan Säuberlich über eine Beteiligung oder Übernahme verhandelt. Es hätte auch die Schulden übernehmen müssen, war dazu aber offenbar nicht bereit. Seit Säuberlich Mitte Dezember den Insolvenzantrag eingereicht hat, sind die Karten neu gemischt.

Insolvenzverwalter Wienberg bestätigte nicht, dass Microsol zum Kreis der tatsächlich interessierten Investoren gehört. Allerdings teilte er mit, dass dieses Unternehmen sämtliche Gewährleistungspflichten und bereits zugesagten Garantieversprechen für Solon-Module übernommen hat. Damit können sich ehemalige wie künftige Kunden sicher sein, dass ihr Garantieanspruch nicht verfalle. Microsol ist auf dem deutschen Markt bisher kaum in Erscheinung getreten. Es ist in der Branche unter anderem dadurch bekannt geworden, dass es von Fremdherstellern Schrott-Module aufkaufte und aufbereitete. Heute betreibt die Firma unter anderem in den Emiraten ein Werk für kristalline Solarzellen, in dem 250 Techniker und 40 Ingenieure beschäftigt werden.

Aus der Solon-Zentrale hört man, dass Microsol-Mitarbeiter derzeit auch vor Ort in Adlershof sind, um das Unternehmen kennenzulernen. Der Insolvenzverwalter erklärte, dass die Garantieübernahme durch Microsol jedenfalls nicht als Zeichen einer Vorentscheidung zu verstehen sei, dass Microsol auch den Zuschlag erhalten könnte. Am Ende gehe es um das Gesamtangebot: den Preis, den ein Investor bereit sei zu zahlen, und die Zahl der Mitarbeiter, die er zu übernehmen bereit sei, sagte Wienberg.

Die Aktie verlor am Montag zum Freitag um 1,2 Prozent auf 0,41 Euro.

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