Weltweites Vermögen: So reich wie noch nie
Das weltweite Geldvermögen liegt bei knapp 170 Billionen Euro. Ganz vorne befinden sich die USA und die Schweiz. Deutschland steht im Mittelfeld.
Ein Jahrzehnt nach dem Beginn der weltweiten Finanzkrise ist die Welt so reich wie nie zuvor. Durch den stetigen Aufschwung in den Industrieländern und den Boom an den Börsen stieg das globale Geldvermögen im vergangenen Jahr um gut sieben Prozent auf rund 169,2 Billionen Euro, wie aus dem aktuellen „Global Wealth Report“ hervorgeht, den der Versicherungskonzern Allianz am Mittwoch vorgestellt hat.
Die Autoren des Reports haben die Vermögens- und Schuldenlage privater Haushalte in 53 Staaten untersucht. Bei ihrer Berechnung berücksichtigten sie Bankeinlagen, Wertpapiere, Versicherungen und Pensionsfonds, nicht aber Immobilien. Der Großteil des Zuwachses ging demnach auf Wertveränderungen bei Aktien und Anleihen zurück. Mit den Vermögen wuchsen allerdings auch die Schulden der privaten Haushalte – und zwar um 5,5 Prozent, so stark wie zuletzt im Jahr 2007, als die Finanzkrise ihren Anfang nahm. Netto, also abzüglich der Schulden, stiegen die Geldvermögen somit um 7,6 Prozent auf 128,5 Billionen Euro. Was ebenfalls ein Rekordhoch sei.
Am stärksten holt schon länger Asien auf
Nach Abzug der Schulden liegen die US-Amerikaner vorne mit netto 177 210 Euro. Gefolgt von Schweizern (175 720 Euro) und Japanern (96 890 Euro). Wer am stärksten aufholt, ist Asien. Schließt man Japan aus, wuchsen die Vermögen der Asiaten 2016 um durchschnittlich 15 Prozent – so schnell wie nirgendwo sonst. Die beiden anderen aufstrebenden Regionen sind laut dem Report Lateinamerika und Osteuropa.
Deutschland liegt beim Durchschnittsvermögen pro Kopf mit knapp 50 000 Euro lediglich auf Rang 18 – hinter europäischen Nachbarländern wie Dänemark, Belgien, Österreich und Frankreich. Deutsche Sparer seien nämlich sehr risikoscheu und würden ihr Geld lieber zur Bank bringen, anstatt es am Kapitalmarkt zu investieren. Deshalb profitierten sie, anders als etwa die US-Amerikaner, auch nicht so sehr von der guten Entwicklung an den Weltbörsen. „Während die amerikanischen Haushalte also ihr Geld für sich arbeiten lassen“, schreiben die Autoren, „ist es in Europa und vor allem in Deutschland umgekehrt: Vermögenswachstum wird durch eigene Sparleistungen hart erarbeitet.“ Die deutschen Sparer machten aus ihrer „hervorragenden Startposition“ zu wenig.
Zum Club der Reichen gehören hierzulande trotzdem immer mehr Menschen. Nach einer Studie des Beratungsunternehmens Capgemini stieg die Zahl der Dollar-Millionäre im vergangenen Jahr um rund sieben Prozent auf 1,28 Millionen. Damit rangierte Deutschland hinter den USA und Japan auf Rang drei. „Der normale deutsche Anleger packt viel auf sein Sparkonto. Bei Vermögenden sind dagegen Aktien auf dem Vormarsch“, erläuterte Capgemini-Experte Klaus-Georg Meyer. Hinzu komme der Anstieg der Immobilienpreise.
Von „gerechter“ Verteilung noch weit entfernt
Die Entwicklung der Vermögensverteilung werde laut den Allianz-Autoren vor allem durch ein Phänomen bestimmt: „durch das stürmische Wachstum der globalen Vermögensmittelklasse“. Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der Mitglieder um rund 450 Millionen auf über eine Milliarde Menschen mehr als verdoppelt. Die überwiegende Mehrheit stamme aus der Vermögensunterklasse. Eine große Gruppe von Menschen, die zuvor so gut wie keine Ersparnisse hatte, könne also zunehmend Geldsummen anhäufen. Zur Mittelklasse zählt die Studie Menschen mit einem Vermögen zwischen 7700 und 45 900 Euro. Vier von fünf Aufsteigern waren Chinesen.
In den Industrieländern hingegen hätten sich Globalisierung, Strukturwandel und Finanzkrise umgekehrt ausgewirkt: Etwa 60 Millionen Menschen, die jetzt zur Mittelklasse zählten, seien aus der Oberklasse abgestiegen. Davon betroffen seien vor allem USA und Japan, aber auch europäische Krisenländer wie Italien und Griechenland. Die Welt sei letztlich noch immer weit von einer „gerechten“ Verteilung entfernt. Die reichsten zehn Prozent der Welt würden 79 Prozent der Netto-Geldvermögen unter sich verteilen. Im Jahr 2000 lag diese Konzentration allerdings bei 91 Prozent.
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