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Nur Whatsapp war im vergangenen Jahr noch beliebter als TikTok.
© Jens Kalaene/dpa

Begleiteter Modus: So können Eltern ihre Kinder auf TikTok kontrollieren

Die Videoplattform ist vor allem bei Teenagern beliebt. Mit einer neuen Funktion können Eltern jetzt in die App ihrer Kinder eingreifen.

Von Laurin Meyer

Was Jugendliche in den sozialen Netzwerken treiben, halten die vor ihren Eltern lieber versteckt. Das dürfte auch für die derzeit angesagteste App gelten: TikTok. Auf der Videoplattform produzieren Teenager eigene Clips, bearbeiten diese mit Filtern – und teilen sie anschließend mit anderen Nutzern. Dafür kann auch schon mal viel Zeit draufgehen. Zu viel, wie manche Eltern finden.

Jetzt sollen Erwachsene in die App ihrer Kinder eingreifen können: TikTok hat mit dem jüngsten Update den sogenannten „begleiteten Modus“ zur App hinzugefügt. Das Prinzip: Eltern können über ihr eigenes Smartphone unter anderem festlegen, wie lange ihr Kind die App nutzen darf – zwischen 40 und 120 Minuten sind es am Tag. Ist das Kontingent aufgebraucht, kann nur ein Passwort weitere Zeit freischalten. Daneben können Eltern einstellen, dass der Nachwuchs nur Nachrichten von Freunden bekommt. Fremde werden dadurch ausgesperrt.

Und auch ein Inhaltsfilter lässt sich aktivieren. Dieser blendet auf dem Smartphone des Kindes dann unangemessene Inhalte aus. „Wir möchten es Eltern und Jugendlichen mit dem neuen Modus noch einfacher machen, sich gemeinsam mit der Nutzung digitaler Kanäle auseinanderzusetzen“, erklärt eine TikTok-Sprecherin auf Nachfrage. Der neue Modus findet sich in den sogenannten „Digital Wellbeing“-Einstellungen unter „Privatsphäre und Einstellungen“.

Damit die Kontrollfunktion läuft, müssen Eltern jedoch selbst die TikTok-App herunterladen und anschließend einen QR-Code vom Gerät des Kindes einscannen. Erst dieser schaltet den Modus frei. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Ohne die Bereitschaft der Teenager geht es nicht. „Wir respektieren die Privatsphäre aller unserer Nutzer“, erklärt eine Sprecherin.

Eltern sehen nicht, auf welche Videos die Kinder klicken

Auf welche konkreten Videos die Jugendlichen letztlich klicken, können Eltern über die neue Funktion nicht einsehen – auch aus Datenschutzgründen, wie TikTok erklärt. Genauso wenig können sie deren Nachrichten oder Kommentare lesen. Dafür macht das Unternehmen aber kräftig Werbung für den neuen Modus. Beliebte Netzwerkstars erklären das Prinzip der neuen Elternfunktion in ihren Videos, mahnen junge Nutzer zum sensiblen Umgang in dem sozialen Netzwerk.

Mit 800 Millionen Nutzern zählt TikTok mittlerweile zu den weltweit beliebtesten sozialen Netzwerken. Hinter dem Dienst steht das chinesische Tech-Unternehmen Bytedance, das mit einer Bewertung von 75 Millionen Dollar als wertvollstes Start-up der Welt gilt. Allein in Deutschland besitzen rund 5,5 Millionen Menschen einen TikTok-Account, darunter vor allem Jugendliche. Bislang hat das Unternehmen überwiegend auf Selbstkontrolle gesetzt: Jugendliche können sich selbst Zeitlimits setzen oder aber unangemessene Inhalte ausblenden – genauso schnell lassen sich die Funktionen aber wieder deaktivieren.

Kinder schummeln bei der Altersangabe

Das Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet, jugendschutz.net, begrüßt die Einbindung der Eltern grundsätzlich, erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage. Die neue Funktion habe man selbst jedoch noch nicht testen können. Erst im Januar hatten die Jugendschützer das Netzwerk wiederholt unter die Lupe genommen. Dabei beklagten sie unter anderem, dass die App das wahre Alter der Nutzer nicht prüfen würde. Mit Falschangaben könnten sich also auch Kinder anmelden.

Um TikTok zu nutzen, müssen Jugendliche laut den Geschäftsbedingungen eigentlich mindestens 13 Jahre alt sein. Unter 18-Jährige brauchen zudem die Einverständniserklärung der Eltern. „Die Frage der Altersprüfung ist eine branchenweite Herausforderung, an deren Lösung wir gemeinsam mit Behörden und unseren Partnern in der Industrie arbeiten“, heißt es dazu von TikTok.

Erwachsene suchen Kontakt zu Minderjährigen

Daneben sieht jugendschutz.net auch ein Risiko durch sexuelle Belästigung. „Insbesondere Mädchen eifern in der Nutzung ihren Vorbildern nach und präsentieren sich teils freizügig vor der Kamera“, heißt es in einem Bericht. Darauf hätten es manche erwachsene Nutzer abgesehen. Über Kommentare würden die dann versuchen, Kontakt zu den Minderjährigen aufzunehmen.

Und auch vor Cybermobbing warnen die Jugendschützer. Nutzer können peinliche Videos per Klick herunterladen, nachträglich bearbeiten - und in anderen Netzwerken teilen. TikTok selbst hat ein Online-Sicherheitszentrum eingerichtet, das Nutzern verschiedene Einstellungsmöglichkeiten zeigen soll. Auch eine Online-Broschüre für Eltern und Jugendliche hat das Netzwerk herausgegeben.

Funktion noch nicht überall verfügbar

Noch ist der neue Kontrollmodus übrigens nicht für alle verfügbar. „Es kann technisch bedingt ein paar Tage dauern, bis die Einstellungsmöglichkeit in der App zu finden ist“, erklärt eine Sprecherin. Wie viele Jugendliche sich dann von ihren Eltern hereinreden lassen, bleibt also abzuwarten.

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