Tankrabatt, Preisdeckel, Steuersenkung: So entlasten andere Länder Verbraucher wegen der hohen Energiepreise
Die Preise fürs Tanken und fürs Heizen steigen und steigen. Die Bundesregierung arbeitet an einem Entlastungspaket für Deutschland. Wie andere Länder vorgehen.
Die Bundesregierung hat ein Entlastungspaket wegen der steigenden Öl- und Gaspreise versprochen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat angekündigt, die Regierung werde "rasch zusammenkommen". Er selbst wirbt für einen Tankrabatt - Wirtschaftsexperten und Sozialverbände kritisieren den Vorschlag als ökologisch und sozialpolitisch fragwürdig. Was andere Länder tun:
Frankreich setzt auf Tankrabatt und Inflationsausgleich
Mit einem Rabatt von 15 Cent pro Liter will Frankreich den Anstieg der Kraftstoffpreise abmildern. Die Subvention soll laut Premierminister Jean Castex ab dem 1. April für vier Monate gelten und den Staat etwa zwei Milliarden Euro kosten. Die Ermäßigung soll bei der Zahlung an der Tankstellen-Kasse oder per Bankkarte erfolgen.
Die Regierung in Paris hat bereits Gaspreise eingefroren, den Anstieg der Strompreise auf vier Prozent begrenzt, außerordentliche Energieschecks ausgegeben, einen Inflationsausgleich für 38 Millionen Menschen sowie die Erhöhung des Kilometergeldes beschlossen.
[Alle aktuellen Nachrichten zum russischen Angriff auf die Ukraine bekommen Sie mit der Tagesspiegel-App live auf ihr Handy. Hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen]
Steuersenkungen in Belgien und den Niederlanden
In Belgien und den Niederlanden wurde die Mehrwertsteuer auf Erdgas, Strom und Heizenergie gesenkt; bei Benzin und Diesel die Verbrauchsteuer. Bei einer Tankfüllung für 60 Euro bringt dies in Belgien eine Ersparnis von zehn Euro; für den durchschnittlichen privaten Haushalt in den Niederlanden fällt die Energierechnung im Halbjahr um 140 Euro geringer aus. In Belgien wurde zudem ein "Sozialtarif" für Strom und Gas für einkommensschwache Haushalte bis September verlängert.
Auch Schweden senkt Kraftstoffsteuern
In Schweden sind die Steuern auf Kraftstoffe laut Vergleichsportal globalpetrolprices.com mit am höchsten in Europa. Am Montag kündigte Stockholm eine Senkung der Steuer um 1,30 Kronen (zwölf Cent) pro Liter ab dem 1. Juni bis zum 31. Oktober an. Kosten soll das den Staat 350 Millionen Euro.
Dazu soll jeder Fahrzeughalter einen Zuschuss von mindestens 1000 Kronen (90 Euro) bekommen - für den Staat sind das 400 Millionen Euro. Käufer von E-Autos werden weiter gefördert, Haushalte mit hohem Stromverbrauch auch. Insgesamt will der Staat 1,3 Milliarden Euro für sein Entlastungspaket ausgeben.
Mehr zum Ukraine-Krieg auf Tagesspiegel Plus:
- „Putin schreckt vor wenig zurück“: Wie weit kann die Nato gehen, ohne einen Weltkrieg zu riskieren?
- Kriegsfotograf Christoph Bangert über die Grenzen des Zeigbaren: „Wir müssen das aushalten“
- Geheimdienst-Dossier vor Kriegsbeginn: Putins Einflüsterer und ihre fatale Fehleinschätzung
- „Mein eigener Vater glaubt mir nicht“: Ein Riss geht durch ukrainisch-russische Familien
Italien: "Weitreichende" Schritte geplant
Die Regierung in Rom hat bereits eine Reihe von Steuern auf Gas und Strom gesenkt oder gestrichen. Insgesamt sind 5,5 Milliarden Euro zugesagt, um Haushalte und Unternehmen angesichts steigender Strom- und Gaspreise zu unterstützen. Laut Regierungschef Mario Draghi bereitet die Regierung schon weitere "weitreichende" Schritte vor.
Polen: Finanzhilfen für einkommensschwache Haushalte
Polens Regierung hatte bereits vor dem Ukraine-Krieg einen "Inflationsschutzschild" errichtet, der verlängert wurde. Seit dem 1. Februar wurde die Mehrwertsteuer auf Gas in Höhe von 23 Prozent gestrichen; auf weitere Güter reduziert. Fünf Millionen einkommensschwache Haushalte sollen Finanzhilfen erhalten, um den Anstieg der Lebensmittelpreise auszugleichen.
[Alle aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg können Sie hier in unserem Newsblog verfolgen.]
Gedeckelte Energiepreise in Ungarn und Slowenien
In Ungarn sind die Energiepreise bereits seit Herbst gedeckelt. Vergangene Woche ordnete die Regierung an, dass Lkw über 7,5 Tonnen nur noch an speziellen Tankstellen tanken dürfen - ein Run auf die Tankstellen hatte zuvor zu Engpässen bei kleineren Stationen geführt.
Die Regierung in Ljubljana hat den Preis an den Zapfsäulen auf 1,50 Euro gedeckelt. Die Folge: In den vergangenen Tagen kamen zahlreiche Italiener über die Grenze, um ihre Autos vollzutanken. (AFP)