Wirtschaft: Siemens kappt Stellen in seiner Bahn-Sparte
700 Jobs sollen wegfallen – die Rendite reicht nicht.
Berlin - Der Elektrokonzern Siemens plant Kürzungen bei seiner kriselnden Bahn-Sparte. Rund 700 der insgesamt 6000 Stellen des Bereichs sollen nach Angaben der IG Metall Bayern vom Dienstag in der nächsten Zeit wegfallen. Die Maßnahme ist Teil eines Sparprogramms namens „Rail on track“, das noch der mittlerweile abgetretene Siemens-Chef Peter Löscher aufgesetzt hatte. Der Standort Berlin ist aber nach Angaben aus dem Konzern – wenn überhaupt – nur in Einzelfällen von Stellenabbau betroffen.
Wie sich die Kürzungen auf die einzelnen Standorte auswirken, wird derzeit noch zwischen Arbeitnehmern und dem Unternehmen verhandelt. Fest steht aber nach Angaben eines Siemens-Sprechers, dass in Erlangen 340 Arbeitsplätze wegfallen werden. Dort sind vor allem die Bereiche Entwicklung und Kundenservice angesiedelt. Bei den Kürzungen will der Konzern betriebsbedingte Kündigungen vermeiden und setzt auf natürliche Fluktuation, Altersteilzeitregelungen und Abfindungen. Produziert wird hierzulande vor allem in den Werken Krefeld (Züge) und München (Lokomotiven). Die Bahn-Sparte wird seit 2010 von Berlin aus geführt. Die Siemens-Aktie legte am Dienstag knapp ein Prozent zu.
Der intern als Rail Systems firmierende Bereich war durch immer neue Verzögerungen bei der Auslieferung von Schnellzügen in die Krise geraten. 16 Exemplare des ICE-3-Nachfolgers Velaro D sollten bereits 2011 an die Deutsche Bahn ausgeliefert sein. Sie sind zwar längst fertig produziert, haben bis heute wegen Softwareproblemen aber keine amtliche Zulassung. In den ersten drei Quartalen dieses Geschäftsjahres hat das den Konzern 260 Millionen Euro gekostet. Siemens hofft nun, dass noch in diesem Jahr ein paar Züge zugelassen werden, der Prozess läuft. Auf eine Prognose wollte sich ein Sprecher aber nicht einlassen. Verzögerungen gibt es daneben auch bei neuen Eurostar-Zügen, die zwischen Großbritannien und Frankreich fahren sollen.
Der Geschäftserfolg von Rail Systems war zuletzt eher gemischt – bei Regionalzügen und Lokomotiven für die Deutsche Bahn bekamen Konkurrenten den Vorzug. Dafür sicherte sich Siemens kürzlich einen 1,8 Milliarden Euro schweren Auftrag für Regionalzüge aus London, hinzu kommen noch die Einnahmen aus der Wartung der Züge.
Ende vergangenen Jahres hatte der Siemens-Konzern ein Sparprogramm verkündet, um die Rendite auf die selbst gesetzte Zielgröße von mindestens 12 Prozent zu bringen. Bis 2014 sollen die Kosten dazu um mehr als sechs Milliarden Euro sinken. Der neue Siemens-Chef Joe Kaeser, seit Anfang August im Amt, hat dazu noch keine detaillierten Zahlen vorgelegt. Im Herbst will er das Vorhaben präzisieren. Carsten Brönstrup
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