Fall Khashoggi: Siemens-Chef sagt Reise nach Saudi-Arabien ab
Nach dem Tod des saudischen Regierungskritikers Jamal Khashoggi zieht Siemens-Chef Joe Kaeser seine Zusage für eine Investorenkonferenz im Königreich zurück.
Siemens-Chef Joe Kaeser verzichtet nach dem unaufgeklärten Tod des Journalisten Jamal Khashoggi auf seine geplante Reise nach Saudi-Arabien. Kaeser teilte am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, er ziehe seine Zusage für eine Investorenkonferenz in dem Königreich in dieser Woche zurück. „Es ist die sauberste Entscheidung, aber nicht die mutigste“, schrieb Kaeser am Montag auf „Linkedin“. Der Siemens-Chef wollte ursprünglich an einer großen Konferenz der saudischen Regierung teilnehmen, zu der Unternehmenslenker und Investoren aus aller Welt geladen sind.
Vor Kaeser hatten bereits andere Größen aus Politik und Wirtschaft ihre Reise nach Riad abgesagt. Kaeser war in Politik und Medien in die Kritik geraten, weil er seine Teilnahme nicht schon früher abgesagt hatte. Saudi-Arabien ist für Siemens ein Milliardenmarkt, derzeit ist das Unternehmen dort an zwei Großprojekten beteiligt: dem Bau eines Gaskraftwerks und der neuen U-Bahn in der Hauptstadt Riad.
Kaeser begründete sein Zögern: Er habe die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen wollen: die Ziele und den Ruf von Siemens, die Partnerschaft mit den Kunden in der arabischen Welt und dem saudischen Königreich, eine geschäftliche Chance mit einem Wert von bis zu 30 Milliarden Dollar bis 2030 und tausende von Arbeitsplätzen in Saudi-Arabien und anderswo.
„Und es ist keine Entscheidung gegen das Königreich oder dessen Volk“, schrieb Kaeser. „Aber jetzt muss die Wahrheit (über das Verschwinden Khashoggis) herausgefunden und der Gerechtigkeit Genüge getan werden." Er habe in den vergangenen Tagen hunderte Mails erhalten, mit der Bitte nicht nach Saudi-Arabien zu fahren. Der Familie des ermordeten Journalisten sprach Kaeser sein Beileid aus. (dpa, Tsp)
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