US-Wachstum: Sieben Jahre im Plus
Die Wirtschaft der USA wächst. Doch manche Experten warnen bereits vor dem Abschwung.
„In den USA wächst die Wirtschaft stärker als in vielen europäischen Ländern“, sagt Guido Baldi vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Gleichzeitig muss er jedoch einräumen: „Im Vergleich zu den Wachstumsraten, die die Amerikaner vor der Finanzkrise gewohnt waren, ist das noch wenig.“
Dazu kommt, dass die US-Wirtschaft nun bereits seit über sieben Jahren wächst – was ungewöhnlich lang ist. Im Schnitt hält ein Aufschwung nur etwa fünf Jahre an. „Ein Abschwung wäre daher historisch gesehen längst überfällig“, schreiben die Analysten von Union Investment. Auch Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J. P. Morgan Asset Management, sagt, man müsse sich darauf einstellen, dass die USA in den nächsten vier Jahren in die Rezession rutschen könnten.
Das Wachstum hängt vom Konsum ab
Im dritten Quartal ist die US-Wirtschaft zwar überraschend stark um 2,9 Prozent gewachsen. Doch dieses Wachstum kommt vor allem aus dem Konsum: Die Verbraucher geben mehr Geld aus – im Zweifel auf Kredit. Die Unternehmen sind dagegen schon jetzt zurückhaltend und investieren weniger. Besonders groß ist die Investitionsmüdigkeit bei US-Firmen, die einen Großteil ihrer Produkte exportieren. Sie leiden unter dem starken Dollar, der ihre Waren im Ausland teurer macht.
Die Analysten von Union Investment gehen deshalb auch schon nicht mehr davon aus, dass die Notenbank Fed im Dezember die Zinsen anheben wird. Das würde die Wirtschaft nur schneller ausbremsen, schreiben sie. Denn der Ausblick ist längst nicht mehr so rosig wie noch vor ein paar Monaten. Der Internationale Währungsfonds sagt für dieses Jahr inzwischen nur noch ein US-Wachstum von 1,6 Prozent voraus – zuvor war er noch von 2,2 Prozent ausgegangen.