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Umwelt: Schwarzes Gold vor weißen Stränden

Die Kanareninseln fürchten Ölbohrungen in ihrer Nähe.

Seit Monaten kämpfen die Kanarischen Inseln vereint gegen geplante Ölbohrungen vor ihren Stränden. Mit Demonstrationen, Eingaben gegen die Bohrgenehmigung, Beschwerden an die EU-Kommission und Klagen vor Gericht. Doch bisher konnte dieser Proteststurm das Ölprojekt nicht stoppen. Schon im Frühjahr 2014 will der spanische Rohstoffkonzern Repsol zusammen mit der deutschen RWE Dea vor den Urlaubsinseln Lanzarote und Fuerteventura mit einer riesigen Plattform die Probebohrungen starten. „Wir werden wie eine Kolonie behandelt“, empört sich Paulino Rivero, der regionale Regierungschef der Kanareninseln. „Hier werden Entscheidungen getroffen gegen den Willen einer ganzen Region.“

Für die Tourismusbranche kommt die Vorstellung, dass vor den Kanaren bald Bohrplattformen auftauchen, einem Albtraum gleich. Erst recht, wenn bei den Bohrungen in großer Meerestiefe nicht alles planmäßig laufen sollte. „Ein Unfall hätte nicht wiedergutzumachende Auswirkungen“, warnt der Hotel- und Tourismusverband auf Gran Canaria. Mehr als zehn Millionen ausländische Urlauber kommen jedes Jahr auf die Kanaren. Die Fischer fürchten um ihre Fanggründe: „Wir können dies nicht zulassen“, erklärt der Fischereiverband Lanzarotes.

Spaniens konservative Regierung hatte bereits vor einem Jahr Repsol die Erlaubnis erteilt, Probebohrungen durchzuführen, um das Ausmaß der vermuteten Ölvorkommen auszuloten. Repsol geht davon aus, dass sich im Atlantik ein gigantisches Erdöllager befindet, mit dem Spanien zehn Prozent seines Bedarfs decken könnte. An dem Projekt sind mit 20 Prozent RWE Dea und mit 30 Prozent die australische Woodside beteiligt.

Die Ölmultis wollen etwa 60 Kilometer östlich vor Lanzarote und Fuerteventura bohren. Nahe an der Seewassergrenze zum Nachbarn Marokko, der dort auch schon nach dem schwarzen Gold sucht. Spaniens Industrieminister José Manuel Soria, zugleich für Tourismus zuständig, signalisierte bereits, dass er keine Bedenken habe. Wenn Spanien nicht die vermuteten Öllager anzapfe, „dann wird es Marokko machen“. Repsol-Präsident Antonio Brufau versucht derweil, die Insulaner mit der Aussicht auf einen Geldregen zu überzeugen: Wenn man tatsächlich auf Öl stoße, werde man mehr als neun Milliarden Euro investieren. Davon würde sicher etwas für die Inseln abfallen. Doch Kanaren-Ministerpräsident Rivero winkte kühl ab: „Wir lassen uns nicht für einen Teller Linsen kaufen.“

Auch wenn Spaniens Industrie- und ebenso das Umweltministerium noch über die mehr als 10 000 Bürgereinsprüche entscheiden müssen, sieht es nicht danach aus, als werde die konservative spanische Regierung das Projekt stoppen. Doch der Widerstand nimmt zu. „Nein zu Erdölkonzernen, Ja zu erneuerbaren Energien“, prangt auf Plakaten, welche Umweltschützer an Kanarenstränden wehen lassen. An Urlauber wurden Handzettel verteilt, um die Touristen auf die wachsende Protestwelle „gegen die Ölpiraten“ einzustimmen: „Die Kanaren sagen Nein!“

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