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Ein Investor aus dem arabischen Emeriat Katar hat das Grand Hyatt am Potsdamer Platz gekauft.
© REUTERS

Top-Immobilien: Scheichs kaufen Hyatt am Potsdamer Platz

Der Fonds SEB Immoinvest hat mit dem Grand Hyatt das erste von 19 Gebäuden im Potsdamer-Platz-Quartier verkauft. Privatanleger des Fonds müssen dennoch mit Verlusten rechnen.

Das arabische Emirat Katar ist auf Einkaufstour in Berlin. Al Rayyan Tourism and Investment (Artic) heißt der Investor aus dem Wüstenstaat, der jetzt das Grand Hyatt Hotel am Potsdamer Platz gekauft hat. Mit dem Fünf-Sterne-Haus wechselt das erste der insgesamt 19 Gebäude des Quartiers gegenüber dem Sony Center den Besitzer. Ursprünglich wollte die Fondsgesellschaft SEB Asset Management den gesamten Komplex, in dem zum Beispiel auch die Potsdamer-Platz-Arkaden, das Cinemaxx-Kino oder das Stage-Theater angesiedelt sind, veräußern – fand aber keinen Käufer.

1,4 Milliarden Euro hatte der Immobilienfonds SEB Immoinvest 2008 in den Gebäudekomplex investiert. Über einen solchen Fonds können sich Anleger an Immobilien beteiligen und – wenn alles gut läuft – von den Mieteinnahmen und der Wertsteigerung der Gebäude profitieren. Lange galt das als relativ sichere Anlage, bis im Zuge der Finanzkrise Anleger im großen Stil ihr Geld abzogen. Das passierte auch beim SEB Immoinvest. Er wurde daraufhin 2010 geschlossen. Im Sommer vergangenen Jahres wurde seine Auflösung vereinbart – bis 2017 müssen jetzt alle 130 Immobilien, in die die Fondsgesellschaft das Geld der Anleger gesteckt hat, veräußert werden.

Das Grand Hyatt ist bereits das zweite Hotel in Berlin, das die Fondsgesellschaft an den Investor aus Katar verkauft hat. Erst Ende Dezember hatte Artic das Maritim Hotel in der Stauffenbergstraße erworben. Über den Kaufpreis für die beiden Häuser wurde Stillschweigen vereinbart. Allerdings dürften die Kataris in einer guten Verhandlungsposition gewesen sein. „Das ist wie bei der Zwangsversteigerung eines Eigenheims“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Wenn die anderen wissen, dass Sie verkaufen müssen, können sie den Preis drücken.“ Nauhauser hält es deshalb für wahrscheinlich, dass die meisten der etwa 300 000 Anleger mit ihren Fondsanteilen am SEB Immoinvest Verlust machen werden. Denn je weniger die Fondsgesellschaft über den Verkauf einnimmt, desto weniger Geld kann sie den Anlegern zurückzahlen.

Ursprünglich hatte der Fonds ein Volumen von sechs Milliarden Euro. Bislang sind 1,3 Milliarden Euro an die Anleger ausgeschüttet worden. Wer sein Geld in den Immobilienfonds gesteckt hat und die Anteile noch immer hält, hat zwei Möglichkeiten: Er verkauft seine Anteile über die Börse – oder er wartet ab, wie viel die Fondsgesellschaft ihm in den kommenden fünf Jahren noch ausschütten wird. „Diese Entscheidung muss jeder für sich treffen“, sagt Nauhauser. Man könne derzeit nicht sagen, bei welcher der beiden Alternativen die Anleger weniger Verlust machten. An der Börse in Frankfurt lag der Kurs der Anteilsscheine am Mittwoch bei 25,75 Euro. Im Sommer 2012, als die Entscheidung fiel, den Fonds aufzulösen, lag er noch bei 35 Euro. Einklagen können Anleger ihr Geld in der Regel nicht – es sei denn, sie sind falsch beraten worden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Bank sie nicht auf das Risiko hingewiesen hat, dass der Fonds aufgelöst werden könnte.

Noch fünf Jahre hat die Fondsgesellschaft Zeit, die übrigen Gebäude zu verkaufen, um die Anleger zu entschädigen. „Wir stehen nicht unter Zugzwang“, sagte Brigitte Scholl von der SEB Management AG dem Tagesspiegel. Für jede Immobilie habe die Fondsgesellschaft „ein Verkaufsszenario erarbeitet“. Mit dem Investor aus Katar soll es laut einer Mitteilung „Gespräche über weitere Transaktionen“ geben.

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