zum Hauptinhalt
Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten am Donnerstag die Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt.
© imago/Jan Huebner
Update

Verdacht auf Geldwäsche: Razzia bei der Deutschen Bank

Der nächste Skandal bei der Deutschen Bank: Sie soll angeblich Anzeigen dubioser Geldanlagen unterlassen haben. Rund 170 Ermittler rücken an.

Die Deutsche Bank kommt auch unter dem seit April amtierenden Vorstandschef Christian Sewing nicht zur Ruhe. Jetzt gibt es einen weiteren Verdacht der Geldwäsche bei der Unterstützung von Kunden. Über eine Gesellschaft der Bank mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln sollen 2016 über 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro betreut worden sein. Dabei soll es sich auch um Gelder aus Straftaten handeln.

Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt nahmen Erkenntnisse aus Daten der sogenannten „Offshore Leaks“ und der „Panama Papers“ zum Anlass, am Donnerstag Geschäftsräume der Bank in Frankfurt, Eschborn und in Groß-Umstadt bei Darmstadt zu durchsuchen. Rund 170 Beamte der Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamtes, der Steuerfahndung und der Bundespolizei waren an der Razzia beteiligt. Die Bank betonte, sie werde mit den Behörden kooperieren: „Auch uns ist daran gelegen, alle Verdachtsmomente aufzuklären.“

Hilfe bei der Gründung von Offshore-Firmen in Steuerparadiesen

Die Ermittlungen richten sich nach Angaben von Oberstaatsanwältin Nadja Niesen gegen einen 50-jährigen und einen 46-jährigen Mitarbeiter sowie andere bislang nicht identifizierte Verantwortliche der Bank. Mitarbeiter der Bank sollen bei der Gründung von „Offshore-Gesellschaften“ in Steuerparadiesen behilflich gewesen sein. Es bestehe der Verdacht, wie Niesen sagte, dass „Gelder aus Straftaten auf Konten der Deutschen Bank AG transferiert wurden, ohne dass die Bank Geldwäscheverdachtsanzeigen erstattete“. Dabei soll die Bank eine zum Konzern gehörende Gesellschaft auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik genutzt haben. Den Beschuldigten wirft die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen in Frankfurt vor, es gegen ihre Pflicht unterlassen zu haben, vor April 2016, als die Panama Papers veröffentlicht wurden, Anzeigen auf Geldwäscheverdacht gegen die mit der Steuerhinterziehung gefassten Offshore-Gesellschaften und deren Verantwortliche zu erstatten. Dabei hätten, so Staatsanwältin Niesen, bereits seit Beginn der jeweiligen Geschäftsbeziehung „ausreichende Anhaltspunkte“ dafür vorgelegen.

Enthüllungen der "Panama Papers"

In den „Panama Papers“ war aufgedeckt worden, dass auch 14 deutsche Geldhäuser über mehr als 1200 Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen gegründet hatten, allein bei der Deutschen Bank sollen es seit 2007 genau 426 Offshore-Firmen gewesen sein. Davon, so berichteten die „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR im April 2016, seien noch 50 aktiv.

Mit der Razzia rückt die Deutsche Bank innerhalb weniger Wochen erneut in den Verdacht, Geldwäsche unterstützt zu haben. Sie soll unter anderem verstrickt sein in den Geldwäscheskandal um die dänische Danske Bank, weil sie als Korrespondenzbank dubiose Zahlungen über ihre Konten abgewickelt habe. Bei dem Skandal geht es um 230 Milliarden Dollar aus angeblich fragwürdigen Geschäften in Russland, wobei allein 150 Milliarden über Konten einer europäischen Großbank gelaufen sein sollen. Möglicherweise war dies die Deutsche Bank. Vorstandsmitglied Karl von Rohr hatte am Mittwoch betont, die Transaktionen seien der Bank wiederholt verdächtig vorgekommen, deshalb habe man die Geschäftsbeziehung mit der Danske Bank 2015 beendet. Zu diesem Fall hat auch die Finanzaufsicht BaFin Informationen von der Bank gefordert.

Sonderbeauftragter der Finanzaufsicht im Haus

Die Finanzaufseher hatten dem Institut schon im Sommer einen Sonderbeauftragten ins Haus geschickt. Er soll überprüfen, ob die Maßnahmen gegen Geldwäsche und mögliche Terrorismusfinanzierung durch Kunden ausreichend sind. Es ist das erste Mal, dass die BaFin bei einer Bank in Deutschland zu diesem Schritt greift. Die Bank hatte eingeräumt, dass es bei der Identifizierung von Kunden, etwa in Russland, immer noch Probleme gebe. In der Bank ist nach dem Bekanntwerden der Verwicklung in den Danske-Skandal erhebliche Unruhe aufgekommen, wie in Finanzkreisen zu hören ist. Angeblich steht Sylvie Matherat, im Vorstand für die Kontrollsysteme, die Einhaltung von Regeln und für den Kontakt mit den Aufsichtsbehörden zuständig, vor der Ablösung. Zumal die Bank im Sommer in den USA beim Stresstest der Notenbank Fed wegen erheblicher Schwächen bei den internen Kontrollen durchgefallen war.

Die jüngste Razzia ist ein Rückschlag für Bank-Chef Sewing. Der Aktienkurs rutschte am Donnerstag zeitweise um fünf Prozent ab. Dabei schien das Thema Geldwäsche für die Bank im vergangenen Jahr abgehakt, als sie wegen der Verwicklung in dubiose Dollar-Geldwäschegeschäfte in Russland insgesamt gut 460 Millionen Dollar für einen Vergleich an US-Behörden hatte zahlen müssen.

Zur Startseite