Billigklamotten aus China: Primark findet Hilferufe in Kleidung merkwürdig
"Wir arbeiten hart wie Ochsen", steht in einer Nachricht, die eine Primark-Kundin in einer Hose gefunden haben will. Der Hilferuf soll aus China stammen. Aber Zweifel gibt es nicht nur an dieser Geschichte.
Es gibt Geschichten, die sind schwer zu durchschauen. Etwa die von Karen Wisinska und der irischen Billigklamottenkette Primark. In deren Belfaster Zentrale hatte die Frau aus dem nordirischen County Fermanagh eine Dreiviertelhose gekauft und einen grausigen Fund gemacht, wie sie erzählt. Eingenäht in die Hose war nämlich der Hilferuf von Gefangenen, die das Kleidungsstück genäht haben. „SOS“, heißt es in der Nachricht, „wir sind Gefangene im Xiangnan Gefängnis in der Provinz Hubei in China. Wir arbeiten 15 Stunden am Tag, und das Essen, das wir bekommen, würde man weder Hunden noch Schweinen vorwerfen. Wir arbeiten hart wie Ochsen im Feld“, klagen die Arbeiter. Um zu dokumentieren, dass sie echt ist, war die Nachricht in den Gefangenenausweis des Gefängnisses eingelegt.
„Ich war schockiert“, sagt Karen Wisinska. Die Frau wandte sich an Amnesty International. Auch bei der Gefangenhilfsorganisation ist die Empörung groß. „Eine schreckliche Geschichte“, findet Patrick Corrigan, der bei Amnesty für Nordirland zuständig ist. Aber ist sie auch wahr?
Auf den ersten Blick scheint alles zu passen. Immerhin steht Primark, die in Berlin demnächst ihre zweite Filiale eröffnen werden, unter Generalverdacht. Das Unternehmen, das T-Shirts für wenige Euro verschleudert, gehörte zu den Textilketten, die Kleidung in der Fabrik in Bangladesch (Rana Plaza) hatte fertigen lassen, die vor gut einem Jahr zusammengestürzt war und mehr als 1100 Billigarbeiter unter sich begraben hatte. Allerdings gehörte Primark auch zu den Firmen, die als erste Entschädigungen an die Opfer und ihre Familien zahlten.
Nun steht Primark wieder in der Kritik. Denn vor dem Vorfall in Nordirland waren wenige Tage zuvor auch im walisischen Swansea in Kleider eingenähte Zettel gefunden worden, in denen gegen Zwangsarbeit protestiert worden war. Bei Primark findet man das merkwürdig. Die in Swansea gefundenen Kleider seien in unterschiedlichen Ländern hergestellt worden, die „viele Tausend Meilen“ entfernt sind, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Noch merkwürdiger ist aus Firmensicht aber der Vorfall aus Nordirland. Die Hosen seien dort zuletzt 2009 verkauft worden, betont Primark. Wisinska behauptet jedoch, sie habe das Kleidungsstück 2011 gekauft und erst kürzlich aus dem Schrank geholt.
Menschenrechtsaktivisten wundern sich über solche Widersprüche nicht. „Es gibt keine Transparenz über die Zulieferketten“, sagte Bernd Hinzmann von der „Kampagne für saubere Kleidung“ dem Tagesspiegel. Wenn schnell nachgeordert werden müsse, weil Artikel ausverkauft sind, beauftragten die Firmen Subunternehmen. Dass diese dann auch in Gefängnissen nähen lasse, sei nicht unüblich. „Primark und andere Textilketten wissen in aller Regel gar nicht, was die Subunternehmer machen“, glaubt Hinzmann.
Die Iren weisen das zurück. Den Zulieferer, der die Dreiviertelhosen produziert habe, habe man neun Mal inspiziert, betont das Unternehmen. „Weder Gefängnis- noch Zwangsarbeit sind während dieser Inspektionen gefunden worden.“ Dennoch will man den Dingen auf den Grund gehen: Trotz wachsender Zweifel habe man bereits mit detaillierten Untersuchungen begonnen, teilte Primark mit.
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