Fleisch, Wurst und Butter: Preiserhöhungen im Supermarkt immer drastischer
Um 7,5 Prozent stiegen die Preise in der Euro-Zone im März. Aldi und Rewe kündigen bereits die nächsten Verteuerungen an.
Bei Aldi und Rewe wird es teurer. Beide Supermarkt-Ketten kündigten am Freitag Preiserhöhungen für große Teile des Sortiments an. Ab Montag würden Fleisch, Wurst und Butter „deutlich teurer“, sagte Aldi-Nord-Kommunikationschef Florian Scholbeck. Grund hierfür seien höhere Preise, die Aldi seinen Lieferanten zahlen müsse.
„Seit Beginn des Ukraine-Krieges gibt es Sprünge bei den Einkaufspreisen, die wir so noch nicht erlebt haben.“ Dies liege auch daran, dass Futter- und Düngemittel sowie Energie sich verteuert hätten. Laut der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ sieht sich auch Aldi Süd veranlasst, die Preise anzuheben.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Auch von Rewe hieß es, man mit einer Vielzahl von steigenden Kosten bei Rohstoffen, Energie und Logistik sowie Preiserhöhungen der Lebensmittelindustrie und Lieferanten konfrontiert“.
Wann und in welcher Höhe die Preise bei Rewe und der Discountertochter Penny steigen würde, teilte der Konzern nicht mit. Im den ersten beiden Monaten des Jahres hatten sich die Erzeugerpreise um rund ein Viertel erhöht, weshalb sich die Supermärkte jetzt genötigt sehen, diese Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben.
Rewe und Penny heben die Preise auch an
Erst vor zwei Wochen hatte Aldi die Preise für etwa 160 Artikel erhöht, eine Woche später verteuerten sich 20 weitere Artikel. Wettbewerber wie die Handelskette Edeka zogen nach. Die Reihe der ersten Erhöhungen sei Folge der gestiegenen Energiekosten gewesen, sagte Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
[Immer konkret aus Ihrem Kiez und schon 260.000 Abos: Die Tagesspiegel-Newsletter für Berlins Bezirke gibt es jetzt hier - kostenlos: leute.tagesspiegel.de]
„Die zweite Welle an Preissteigerungen kommt, und die wird sicherlich zweistellig.“ Schon vor Ausbruch des Ukraine-Krieges seien die Preise „über die Produktpalette hinweg“ um gut fünf Prozent gestiegen".
Laut einer unlängst publizierten Befragung des Ifo-Instituts planen fast alle Firmen aus Deutschlands Nahrungs-Einzelhandel Preiserhöhungen. Dies bestätigte nun auch HDE-Präsident Sanktjohanser. „Wir werden das zeitnah überall in den Supermärkten an den Preisschildern sehen können.“ Es werde „erst einmal keine anhaltende Abwärtsbewegung mehr bei den Preisen geben“.
Bauernpräsident Joachim Rukwied erklärte derweil, die Versorgung mit Lebensmitteln sei absehbar für ein Jahr gesichert. „Aber über diesen Zeithorizont hinaus ist es schwierig mit einer Prognose.“ Erst vergangene Woche hatte der Deutsche Bauernverband (DBV) in einem Papier vor „Preissprüngen in bisher ungekanntem Ausmaß“ bei Lebensmitteln infolge des Ukraine-Kriegs gewarnt.
Inflation in Euro-Zone auf Rekordniveau
Nachdem das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit 7,3 Prozent die höchste Inflationsrate in Deutschland seit 40 Jahren bekannt gegeben hatte, veröffentlichte das Statistikamt Eurostat am Freitag die Zahlen für die gesamte Euro-Zone. Mit 7,5 Prozent liegt die Inflation hier auf Rekordniveau.
Bundesbankchef Joachim Nagel zeigte sich von der Wucht des Preisauftriebs überrascht: „Die Inflationsdaten sprechen eine deutliche Sprache. Die Geldpolitik darf nicht die Gelegenheit verpassen, rechtzeitig gegenzusteuern.“
Auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer sieht Handlungsbedarf: "Jetzt kommt es darauf an, dass die EZB endlich den Fuß vom Gas nimmt. Ansonsten steigen die Inflationserwartungen weiter, und die hohe Inflation setzt sich dauerhaft fest."
Haupttreiber sind auch im gesamten Euro-Raum die stark gestiegenen Preise für Energie, die im Zuge des Ukraine-Kriegs noch weiter anzogen. Sie legten auf Jahressicht um 44,7 Prozent zu, nachdem es im Februar bereits 32,0 Prozent waren.
Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich um 7,8 Prozent. Die EZB stellt sich auf kurze Sicht auf noch weiter steigende Verbraucherpreise im Euroraum ein und rechnet erst in der zweiten Jahreshälfte mit niedrigeren Teuerungsraten.
Zugleich dürfte die Wirtschaft nach dem Ukraine-Schock vorerst nur noch vor sich hindümpeln, wenn der Spanier mit seiner Prognose recht behält. Für das erste Quartal ist demnach nur ein geringes Wachstum zu erwarten und für das zweite Quartal ein Wert nahe null. Die EZB will im dritten Quartal ihre milliardenschweren Anleihenkäufe beenden, wenn es die Inflationsaussichten zulassen.
Das Aus des Bond-Programms gilt als Vorstufe einer Zinserhöhung, die "einige Zeit" nach Ende der Anleihen-Zukäufe vollzogen werden soll. Einige Währungshüter dringen darauf, dass die Wende zügig eingeleitet wird. Der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann brachte bereits den September als Termin für eine Zinswende ins Gespräch. (mit dpa/rtr)