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Siemens-Konzernchef Joe Kaeser.
© Michael Dalder/Reuters

Siemens: Plant Joe Kaeser den großen Schlag?

Der Umbau des Siemens-Konzerns soll offenbar 20.000 Stellen kosten. Die IG Metall fordert: Die neue Strategie darf kein Abbauprogramm sein.

Der Umbau von Siemens könnte einem Medienbericht zufolge 20.000 Arbeitsplätze überflüssig machen. Das habe Vorstandschef Joe Kaeser in Einzelgesprächen mit mehreren Investoren gesagt, berichtete das „Manager Magazin“ am Donnerstag. Davon betroffen seien nur Querschnittsfunktionen in der Zentrale wie Personal, Finanzen oder Recht. Kaeser hatte Anfang des Monats angekündigt, im Zuge der „Vision 2020+“ viele dieser Tätigkeiten aus der Zentrale herauszulösen und in die operativen Einheiten zu verlagern, die mehr Selbstständigkeit erhalten sollen. Ein Siemens-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob Kaeser die Zahl genannt hat.

Der Siemens-Beauftragte der IG Metall, Hagen Reimer, glaubt nicht an einen größeren Stellenabbau: „Wir haben die Zusage des Vorstands, dass die neue Strategie kein verkapptes Abbauprogramm ist“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Die Strategie war im Aufsichtsrat einstimmig – auch mit den Stimmen der IG-Metall- und Betriebsrats-Vertreter – beschlossen worden. Für Siemens arbeiten weltweit mehr als 370.000 Mitarbeiter, Zehntausende von ihnen sind in Zentralfunktionen beschäftigt.

Kaeser hat bisher offengelassen, wie er die zentralen Bereiche umbauen und die Mitarbeiter dort effizienter einsetzen will. Als Ziel hatte er eine Steigerung der Effizienz um mehr als 20 Prozent in den Funktionen, die das operative Geschäft unterstützen, genannt. Dienstleistungs-Bereiche wie die IT oder die Immobiliensparte sollen zehn bis 20 Prozent effizienter arbeiten. Tausende Stellen sollen in die sechs großen Sparten –von Digital Industries bis Siemens Alstom – wandern. Damit verlagert Kaeser die Entscheidung, wie viele Mitarbeiter dort gebraucht werden, auf die Spartenchefs. Einzelheiten zur Umsetzung seien erst im nächsten Jahr zu erwarten.

Mehr Umsatzrendite geplant

Laut „Manager Magazin“ sollen die Einsparungen in diesen Bereichen allein bis zu zwei Prozent mehr Umsatzrendite bringen. Daraus ergebe sich ein Einsparvolumen von 1,7 Milliarden Euro. Die Gesamtbetriebsratschefin von Siemens, Birgit Steinborn, hatte vor kurzem die ständigen Umstrukturierungen kritisiert: „Das ist zermürbend und geht den Leuten auf die Nerven“, sagte sie dem Tagesspiegel (siehe Ausgabe vom Montag). In den vergangenen viereinhalb Jahren sei über die Ausgliederung von 30.000 Beschäftigten und den Abbau von 15.000 Arbeitsplätzen verhandelt worden. Rund 10.000 Stellen seien – vor allem über Abfindungen und Altersteilzeit – tatsächlich weggefallen. Insgesamt sei die Mitarbeiterzahl bei Siemens in Deutschland aber um 3000 auf 117.000 gestiegen.

Der Siemens-Chef habe den Analysten auch eine Lösung für das margenschwache und schrumpfende Geschäft mit großen Gasturbinen in Aussicht gestellt, berichtete das Magazin weiter. An einer Partnerschaft für die mitten im Abbau von 6000 Stellen steckende Sparte werde „mit hoher Priorität“ gearbeitet. Man führe in China Gespräche auf hochrangiger Ebene und sei zuversichtlich, eine Transaktion unter Dach und Fach zu bringen. Als Käufer gelten demnach der langjährige Partner Shanghai Electric und die staatliche SPIC, mit der Siemens bei Gasturbinen zusammenarbeiten will. (rtr)

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