Autobranche: Opel soll an Peugeot verkauft werden
Seit Jahren versucht General Motors vergeblich, seine Marke Opel zu sanieren. Nun steht offenbar ein Verkauf an den französischen Konkurrenten Peugeot an.
Der französische Autohersteller PSA Peugeot Citroën erwägt eine Übernahme der General-Motors-Tochter Opel. Es würden mehrere strategische Initiativen überlegt, dazu gehöre auch der Erwerb von Opel, sagte ein PSA-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in Paris. Ziel sei es, die Ertragskraft von PSA zu steigern. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
Der PSA-Sprecher sagte weiter: „Es gibt heute nicht mehr Details.“ Auch zum Umfang einer möglichen Übernahme gebe es keine Angaben. Der Sprecher bestätigte nicht, dass auch die britische Opel-Schwestermarke Vauxhall von PSA übernommen werden könnte. Er verwies darauf, dass GM und PSA bereits seit fünf Jahren zusammenarbeiten und bereits drei Projekte gestartet hätten.
Opel sowie General Motors (GM) in Detroit waren auf dpa-Anfrage für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Die Opel-Betriebsräte sehen sich bei den Verkaufsgesprächen mit dem französischen PSA-Konzern übergangen. Es wäre eine beispiellose Verletzung sämtlicher deutscher wie europäischer Mitbestimmungsrechte, sollten sich die Meldungen über Gespräche zwischen PSA und dem Opel-Mutterkonzern General Motors bestätigen, erklärte am Dienstag der für die deutschen Opel-Werke zuständige IG-Metall-Bezirk Mitte in Frankfurt. Gleichzeitig erklärte die Gewerkschaft aber ihre Bereitschaft zur vorbehaltlosen Prüfung der Vorschläge. Die Interessen der Beschäftigten würden dann vom Gesamtbetriebsrat und der IG Metall in Zusammenarbeit mit ihren europäischen Partnern vertreten.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, PSA habe Interesse an der Übernahme der Europasparte des US-Autobauers General Motors (GM). Eine Vereinbarung könne in den kommenden Wochen zustande kommen, hieß es. Allerdings könnten die Gespräche auch noch scheitern.
2013 hatten Opel und PSA eine gemeinsame Produktion vereinbart. Die ersten Gemeinschaftsautos aus dieser Allianz laufen derzeit von den Bändern und sollen die Angebotslücke von Opel bei den auf städtische Belange getrimmten Mehrzweckfahrzeugen (SUV/CUV) schließen.
Opel schaffte Rückkehr in Gewinnzone nicht
Die Adam Opel AG hat seit 1999 keinen Gewinn mehr bei GM in Detroit abgeliefert und auch 2016 die Rückkehr in die Gewinnzone nicht geschafft. Stattdessen betrug der operative Verlust für 2016 rund 257 Millionen US-Dollar (241 Mio Euro). Das war immerhin eine deutliche Verbesserung nach 813 Millionen Dollar Verlust im Jahr zuvor.
Das Unternehmen musste in den vergangenen Jahren den Wegfall des kompletten russischen Marktes wie auch die Folgen des britischen Referendums für einen EU-Austritt verkraften. Werke in Antwerpen und Bochum wurden geschlossen. Ein Gewinn ist nun erst für 2018 geplant.
2009 war General Motors infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise schwer angeschlagen. Opel arbeitete anschließend an einem Konzept zur Trennung von dem Mutterkonzern. Im Sommer 2009 hatten sich Bund, Länder, GM und das US-Finanzministerium nach langem Poker mit dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna auf ein Rettungskonzept geeinigt - im November dann beschloss GM, Opel doch zu behalten.
Die deutsche Traditionsmarke mit dem Blitz als Logo gehört seit fast 90 Jahren zu GM.
Peugeot-Aktien legen deutlich zu
Die Peugeot-Aktien stiegen nach Bekanntwerden der Übernahme-Erwägungen um bis zu 6,9 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 19,17 Euro. GM legten im vorbörslichen US-Geschäft um rund vier Prozent zu.
Analysten beurteilten einen Zusammenschluss allerdings skeptisch. "Von Seiten GM wäre der Verkauf ein Bruch mit der Tradition", sagte NordLB-Analyst Frank Schwope. "Die Amerikaner haben in den vergangenen 90 Jahren viel Schweiß und Herzblut in die Sanierung von Opel gesteckt. Peugeot hat dann drei Marken unter einem Dach, die sich gegenseitig das Wasser abgraben."
Die Aussicht auf einen Opel-Deal schürte Fusionsfantasien in der Branche. Renault, Volkswagen und Fiat Chrysler stiegen um bis zu 3,9 Prozent. Letztere notierten mit 10,78 Euro so hoch wie zuletzt vor knapp 19 Jahren. Der europäische Autoindex gewann 0,8 Prozent. An der Wall Street legte der GM-Rivale Ford vorbörslich ebenfalls 0,8 Prozent zu. (AFP/rtr/AFP)