Deutsche Bank: Nur der Scheich ist wirklich reich
Ein katarischer Scheich steigt mit 1,75 Milliarden Euro bei der Deutschen Bank ein. Das schafft Sicherheit für das Kreditinstitut - aber auch neue Risiken.
Was liegt näher? Die Deutsche Bank braucht Geld, das Öl- und Gasland Katar hat davon im Überfluss. „Nur der Scheich ist wirklich reich“, sang einst die Berliner Band Ideal. Auf Katar trifft das zu. Das Scheichtum gehört zu den reichsten Ländern der Erde und hat ein Luxusproblem: Wohin mit dem Geld? Der zweitreichste Mann des Landes, Hamad Bin Jassim Bin Jabor al Thani, hat nun eine Lösung gefunden: 1,75 Milliarden Euro investiert seine Beteiligungsgesellschaft und wird damit die größte Aktionärin der Deutschen Bank. Sechs Prozent des größten deutschen Geldhauses gehören künftig Katar.
Muss das sein, ausgerechnet Katar – das Land, das sich die Fußball-Weltmeisterschaft gesichert hat und jetzt Gastarbeiter zu menschenunwürdigen Bedingungen auf seinen Baustellen schuften lässt? Darf die wichtigste deutsche Bank, die das Deutsche sogar in ihrem Namen trägt, mit solchen Investoren Geschäfte machen?
Die Scheichs gelten als solide Investoren
In den Frankfurter Zwillingstürmen kennt man solche Skrupel nicht. Genauso wenig wie die anderen Unternehmen und Unternehmungen, die gern das Geld der Wüstenmilliardäre nehmen. Der Pariser Fußballklub St. Germain etwa, die Schweizer Bank Credit Suisse und die britische Barclays Bank. Aus Unternehmenssicht ist das richtig. Die Scheichs gelten als solide Investoren, finanziell potent und vergleichsweise pflegeleicht. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn, der schon seit langem mit Geldgebern aus Katar zu tun hat, kann das seinen Kollegen von der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, bestätigen.
Erst VW, jetzt die Deutsche Bank: dass sich die Scheichs Stück für Stück in Deutschland einkaufen, ist aus ihrer Sicht stimmig. Die Rahmenbedingungen sind stabil, das angelegte Geld scheint gut investiert. Auch bei der Deutschen Bank. Das Kreditinstitut ist solide aufgestellt, trotz aller Skandale und Altlasten, die Jain und Fitschen peu à peu aus dem Weg zu räumen versuchen. Dafür brauchen sie Geld. Ob Zinsmanipulationen, Unregelmäßigkeiten im Devisenhandel, faule Hypothekenkredite in den USA: Die Deutsche Bank war immer dabei. Das kostet. Allein in diesem Jahr zwischen zwei und drei Milliarden Euro.
Das Geld aus Katar verhindert, dass der deutsche Staat einspringen muss
Für die deutschen Steuerzahler ist der Einstieg der Araber daher keine schlechte Nachricht. Denn jede Milliarde, die der Investor gibt, verringert das Risiko, dass bei einer Schieflage der Staat einspringen muss. Das soll übrigens auch die europäische Bankenregulierung verhindern. Die Europäische Zentralbank prüft daher jetzt die Bilanzen und Risiken der Großbanken. Der Stresstest zeigt Wirkung. Die riesige Kapitalerhöhung von acht Milliarden Euro dient dazu, Puffer bei der Deutschen Bank zu schaffen und das Eigenkapital zu erhöhen. Dass Katar kommt, ist Folge der Entscheidungen in Brüssel.
Das Wüstengeld schafft aber nicht nur Sicherheit, es birgt zugleich Risiken. Denn Jain und Fitschen wollen nicht nur Geld zurücklegen, sie wollen wachsen, vor allem in den USA, dem härtesten Markt der Welt, wo sich mit JP Morgan oder Goldman Sachs die ganz Großen tummeln. Das klingt nach Casino und weckt böse Erinnerungen an die Zeiten vor der Finanzkrise. Für die Scheichs mag das alles Spielgeld sein, für Mitarbeiter und Kunden der Deutschen Bank sieht die Sache anders aus.