Neue Umfrage zur Jobzufriedenheit: Null-Bock ist out
Yoga in der Pause, Blumen zum Geburtstag: Arbeitgeber bemühen sich mehr um ihre Mitarbeiter. Das zahlt sich aus, sagt die neue Gallup-Umfrage.
Zum Geburtstag gibt es Blumen, die Rückkehr aus dem Urlaub wird mit einer Willkommenskarte und einer Nascherei versüßt. Andreas Lück tut einiges, damit sich seine Mitarbeiter wohlfühlen. Für seinen Rewe-Laden in Oranienburg hat er einen rückenfreundlichen Kassenstuhl angeschafft. Einmal in der Woche gibt es eine Mitarbeiterrunde. „Die Führungskräfte zeigen aufrichtiges Interesse an mir als Person und nicht nur als Arbeitskraft“, das sagen alle 27 Mitarbeiter des Supermarkts über ihren Chef. So viel Lob hat ihm kürzlich einen Preis eingebracht. Vom Beratungsunternehmen „Great Place to Work“ wurde Andreas Lück zum „Besten Arbeitgeber in Berlin-Brandenburg 2014“ bei den Kleinunternehmen gekürt.
Spaß bei der Arbeit? Glaubt man einer neuen, repräsentativen Studie des Beratungsunternehmens Gallup, sind deutsche Arbeitnehmer heute engagierter bei der Sache als in früheren Jahren. Der Anteil derer, die innerlich gekündigt haben, ist mit 15 Prozent auf den niedrigsten Wert seit 2001 gesunken, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. 15 Prozent sind sogar Feuer und Flamme für den Job. Was die Euphorie jedoch ein wenig trübt: Die große Mehrheit – 70 Prozent der Beschäftigten – leistet Dienst nach Vorschrift.
Der Fachkräftemangel zeigt Wirkung
Studienautor Marco Nink sieht dennoch einen Aufwärtstrend. „Es läuft am Arbeitsplatz deutlich besser“, sagt er. Wegen des Fachkräftemangels kümmerten sich Unternehmen besser um gute Führung und Arbeitsbedingungen: Der Sportartikelhersteller Adidas lässt seine Mitarbeiter mittags Yoga machen, Rugby oder Volleyball spielen, BASF bietet unter anderem Seminare zur Stressreduktion an, andere kümmern sich um die Kinderbetreuung, sorgen für gesundes Essen in der Kantine oder organisieren Weiterbildungsmöglichkeiten oder Events.
Auch die Deutsche Bahn hat ihre Führungsphilosophie in den vergangenen Jahren verändert. Die neue Devise laute: „Individueller führen“, sagte Personalvorstand Ulrich Weber am Montagabend auf einer Veranstaltung des Allianz Stiftungsforums Pariser Platz und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft in Berlin. Viele nicht mehr ganz junge Mitarbeiter, im Schnitt 46 Jahre alt, hätten nach rund 30 Jahren eigentlich nur noch rausgewollt aus dem Betrieb. Sie wollten, „dass wir das Raus materiell begleiten“, erzählt Weber, der selbst seit 2009 in dem Unternehmen ist. Die Bahn habe diese Menschen aber nicht gehen lassen, sondern „wiedergewinnen" wollen. Daher sei man auf die Mitarbeiter zugegangen, um deren Vorstellungen zu erfahren. Das tut auch Lutz Goebel, Chef des Verbands der Familienunternehmen – vor allem bei den Älteren. „Ich gratuliere jedem Beschäftigten zum Geburtstag und frage bei den 62- oder 63-Jährigen bei der Gelegenheit nach, ob wir nicht was machen können“, erzählte Goebel vor einem Jahr im Tagesspiegel-Interview. „Viele haben Lust, zumindest Teilzeit weiterzuarbeiten.“
Deutschland liegt hinter den USA und Kanada
Aber nicht nur bei den Älteren, auch bei den jungen Bewerbern tut sich etwas. Rund 60 000 Menschen bewerben sich pro Jahr auf knapp 4000 Stellen. Bei der Auswahl legt die Bahn inzwischen weniger Wert auf das Zeugnis, sondern setzt eher auf ihren Online-Test. Dort können Interessierte herausfinden, worauf sie Lust haben. Zudem macht die Bahn jedes Jahr 400 jungen Schulabbrechern ein Angebot, 75 Prozent von ihnen blieben im Betrieb.
Glaubt man der neuen Gallup-Umfrage, sind das keine Einzelfälle. Im Vergleich der sieben führenden Industrienationen steht Deutschland beim so genannten Engagement-Index auf Platz drei hinter den USA und Kanada. Trotz des positiven Trends in Deutschland bleibe aber noch Verbesserungsbedarf, betont Gallup. Noch immer gingen Chefposten an Kollegen, die sich vor allem fachlich hervorgetan haben. Ob sie Führungstalent haben, bleibe offen. Gallup erstellt den Engagement-Index seit 2001.
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