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BER-Chef Hartmut Mehdorn
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Update

Bis zu 40 000 Mängel: Noch mehr BER-Pannen für Mehdorn

Brandschutz, Türen, Belüftung, Beschilderungen und so weiter: Die Liste der Mängel am neuen Hauptstadtflughafen scheint unendlich - die genaue Anzahl ist ungewiss; es könnten bis zu 40 000 sein.

Der Start von Hartmut Mehdorn als Chef des Berliner Flughafenprojekts BER fällt mit einem neuen Rekord zusammen: Der BER-Flughafen habe nicht 20 000 Mängel, sondern bis zu 40 000, heißt es aus Aufsichtsratskreisen unter Berufung auf den sogenannten Fortschrittsbericht - eine genaue Zahl steht aber noch nicht fest. Als betriebsgefährdend gelten demnach bis zu 8000 Probleme; etwa bei Brandschutz, Türen, Belüftung, Beschilderungen oder Datennetzwerken. Problematisch bei solchen Statistiken ist jedoch, dass meist auch kleinste Mängel wie Kratzer hinzugezählt werden. In Aufsichtsratskreisen heißt es, die Zahl der Mängel sei für die Größe dieser Baustelle relativ normal. Die Mängel werden derzeit in einer Datenbank gesammelt, damit ein Fortschrittsbericht erstellt werden kann - dieser wird dann für alle Baubeteiligten einsehbar sein.

Dass Mehdorn den Chefposten beim BER übernimmt, sehen Konkurrenten des früheren Arbeitgebers Air Berlin positiv: Da der Manager die Ansprüche der Airlines an Flughäfen im Detail kennt, versprechen sie sich praxisnahe Entscheidungen. Im Umfeld des Lufthansa-Vorstandes wurde Mehdorn als fähiger Mann gelobt. In der Vergangenheit waren Lufthansa-Vorstandschef Christoph Franz und Mehdorn in seiner Eigenschaft als Chef der Air Berlin mehrfach gemeinsam aufgetreten, wenn es um allgemeine Belange der Branche in Deutschland ging, etwa beim Kampf gegen Luftverkehrssteuer und einseitige europäische Emissionsabgabe machten sie stets einen freundschaftlichen Eindruck. Auch beim britischen Billigflieger Easyjet, der drittgrößten Fluggesellschaft in Berlin, hat man kein Problem damit, dass Mehdorn vorher bei der Konkurrenz war. „Wir warten auf die Eröffnung des neuen Flughafens und hoffen, dass der neue Chef das Projekt wieder auf Kurs bringt“, sagte Firmensprecher Paul Moore. "Hartmut Mehdorn ist nicht nur ein Luftfahrtexperte, sondern zugleich ein erfahrener Manager, der schon viele schwierige Situationen gemeistert hat", so auch Klaus-Peter Siegloch, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Für die Air Berlin hatte Nachfolger Wolfgang Prock-Schauer bereits am Freitag die Berufung von Mehdorn als "sehr gute Wahl" bezeichnet. Er habe viel Erfahrung in der erfolgreichen Führung von Unternehmen und sei vertraut mit den Bedürfnissen der wichtigsten Kunden der Flughäfen.

Von einer „überraschend guten Entscheidung“ sprach Thomas Winkelmann, Geschäftsführer von Germanwings, die auch in Berlin zahlreiche Lufthansa-Strecken übernimmt. Mehdorn sei „ein Profi, ein Mann der bewiesen hat, die kompliziertesten Unternehmen führen zu können“, sagte Winkelmann dem Tagesspiegel. Von ihm sei zu erwarten, dass er die Interessen der verschiedenen Stakeholder am BER auf einen Nenner bringt.
Michael Hoppe, Generalsekretär des Board of Airline Representatives in Germany (Barig), nannte Mehdorn einen „sehr erfahrenen Luftfahrt Manager, der die Höhen und Tiefen der Branche kennt und gewohnt ist, diese mit klaren Worten zu beschreiben.“ Barig vertritt die Interessen von mehr als 100 in Deutschland tätigen in Deutschland tätigen Fluggesellschaften aus aller Welt. Die Berufung könne „dem Ganzen gut tun“, sagte Hoppe.„Wir brauchen klare Perspektiven für diesen Flughafen.“

Mehdorn ist „Commandeur de la Légion d’honneur“ – der Ehrenlegion. In der gestrigen Ausgabe wurde dies fälschlicherweise als „Fremdenlegion“ übersetzt.

Christian Tretbar, Stefan Jacobs, Rainer W. During

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