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Carsten Spohr ist seit Mai Vorstandsvorsitzender der Lufthansa.
© dpa

Gewinnwarnung und Kursabsturz: Neuer Lufthansa-Chef leistet sich Fehlstart

Carsten Spohr, seit Mai Chef der Lufthansa, reduziert das Gewinnziel für 2014 drastisch. Die Aktie bricht um bis zu 15 Prozent ein.

Die Aktie stürzte so kräftig ab wie seit fünf Jahren nicht mehr. Um knapp 15 Prozent gegenüber dem Vortagesschlusskurs büßte der Kurs des Lufthansa-Papiers ein, nachdem der Vorstand am Mittwoch überraschend eine Gewinnwarnung verkündet hatte: 2014 wird der Betriebsgewinn nicht bei 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro liegen, sondern nur bei einer Milliarde Euro. Und 2015 wird auch nichts aus den bislang angepeilten 2,65 Milliarden Euro. Das neue Ziel lautet: zwei Milliarden Euro. Auch dies werde nur bei stabilen Rahmenbedingungen erreicht, teilte Lufthansas Finanzchefin Simone Menne mit. Grund für die Korrektur der Prognose sei das schwache Geschäfte vor allem in Europa und auf den wichtigen Strecken nach Nordamerika, wo Überkapazitäten zu Preisrückgängen führen. Zudem laste der Pilotenstreik von Anfang April mit 60 Millionen Euro auf der Bilanz. Auch wenn der erst seit Anfang Mai amtierende Lufthansa-Chef Carsten Spohr seiner Vorstandskollegin Menne die Aufgabe überließ, diese Gewinnwarnung zu erläutern, dürften sie viele vor allem als Zeichen seines Fehlstarts werten.

Die Finanzchefin sieht eine Strukturkrise

Vor allem die gut zahlenden Geschäftskunden halten sich zurück. Es handele sich um eine Strukturkrise und keine kurzfristige Entwicklung, so die Finanzchefin. Zudem verschärft sich der Wettbewerb mit den Fluggesellschaften vom arabischen Golf, die ihre Kapazitäten ausweiten und wie etwa Etihad aus Abu Dhabi mit Beteiligungen, wie bei Air Berlin und nun Alitalia, ihre Präsenz in Europa weiter verstärken. Immerhin laufen die Geschäfte beim Lufthansa-Billig-Ableger Germanwings laut Menne wie geplant. Sie berichtete von Umsatzeinbußen zwischen einem und 1,5 Prozent. Auch die Buchungslage für die nächsten Wochen und Monate ist offenbar schwächer als erwartet. Zusätzlich belasten Wertberichtigungen auf den venezolanischen Bolivar in Höhe von 60 Millionen Euro die Erfolgsrechnung der Lufthansa. Das Risiko im Blick auf das Land ist für Lufthansa beträchtlich: Venezuela schuldet der Lufthansa mindestens 100 Millionen Dollar, Menne sprach Anfang Mai sogar von einem „hohen dreistelligen Millionenbetrag“. Das sozialistisch geprägte Land steht bei internationalen Airlines insgesamt mit rund 3,5 Milliarden Dollar in der Kreide. Einige haben Flüge dorthin mittlerweile eingestellt. Die Lufthansa verkauft in Venezuela keine Tickets mehr. Die werden dort gegen Bolivar verkauft, den Gegenwert in Dollar müsste das Land den Airlines überweisen, weigert sich aber, dies zu tun.

Im Winter dünnt die Lufthansa den Flugplan aus

Lufthansa will jetzt mit einem ausgedünnten Flugangebot für den Winterflugplan gegensteuern. Überprüft werden Menne zufolge auch alle geplanten Flugbestellungen bei Boeing und Airbus. Möglicherweise werden sie verschoben oder Bestellungen komplett storniert. Konkurrent Emirates machte jetzt Ernst (siehe Text rechts). Eigentlich will Lufthansa bis 2025 Maschinen zu Listenpreisen von rund 32 Milliarden Euro kaufen. Unklar ist noch, wie hoch die Belastung aus dem Tarifabschluss für die Piloten ausfallen wird. Seit Wochen verhandeln Lufthansa und die Pilotenvereinigung Cockpit unter Einschaltung eines Mediators. Die Verhandlungen verliefen konstruktiv, sagte Menne. Wichtig seien jetzt weitere Erfolge aus dem Sparprogramm Score. Damit soll das Betriebsergebnis zwischen 2011 und 2015 um 1,5 Milliarden Euro verbessert werden. Noch auf der Hauptversammlung im Mai hatte der damalige Vorstandschef Christoph Franz zu seinem Abschied geschwärmt, die Lufthansa habe neue Dynamik gewonnen, der Turnaround sei gelungen. Die Aktionäre erhielten nach Jahren der Abstinenz wieder eine Dividende von 45 Cent pro Aktie. 2013 hatte die Lufthansa einen Betriebsgewinn von knapp 700 Millionen Euro verbucht.

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